Demenzpflege in Österreich: So funktionieren die Pflegestufen
Demenz verändert das Leben – nicht nur für Betroffene, sondern auch für ihre Familien. Als Annas Großvater Alois zunehmend vergesslicher wird, steht sie vor einer wichtigen Frage: Welche Pflegestufe bekommt er? In diesem Leitfaden erfährst Du, wie das österreichische Pflegesystem Menschen mit Demenz unterstützt, welche Pflegestufe wann greift und wie Du finanzielle Hilfen richtig beantragst.
In Österreich leiden etwa 115.000 bis 130.000 Menschen an einer dementiellen Erkrankung, und die Zahl steigt weiter. Diese zunehmende Herausforderung erfordert eine klare Orientierung, insbesondere bei der Zuweisung von Pflegestufen für Menschen mit Demenz in Österreich. Bis 2050 soll sich die Zahl der Demenzerkrankungen mehr als verdoppeln (Österreichischer Demenzbericht).
Auch Alois gehört zu diesen Menschen. Er ist 81 Jahre alt, körperlich fit, hat jedoch verstärkt Probleme mit seinem Gedächtnis. Seine Enkelin Anna unterstützt ihn, kann aber nicht die gesamte Betreuung übernehmen.
Als sie sich nach einer Pflegekraft für ihren Opa erkundigt, wird ihr schnell klar: Er braucht eine Pflegestufe. Aber welche?
In Österreich gibt es ein klar definiertes System von sieben Pflegestufen, das Menschen mit Demenz unterstützt. Dieser Leitfaden erklärt Ihnen alles, was Sie über die Pflegestufen, die Voraussetzungen für den Pflegegeldanspruch und zusätzliche finanzielle Hilfen wissen müssen.
Die Pflegestufen sind ein zentrales Element des österreichischen Pflegesystems, das darauf abzielt, Menschen mit Pflegebedarf die notwendige Unterstützung und finanzielle Unterstützung zu bieten.
Die Einstufung erfolgt in sieben Stufen, die den Grad der Pflegebedürftigkeit widerspiegeln. Sie richten sich vor allem nach dem zeitlichen Aufwand, der für die Betreuung und Pflege benötigt wird. Bei Pflegestufe 1 besteht nur ein geringer Pflegebedarf, während Pflegestufe 7 durch einen sehr hohen Pflegebedarf gekennzeichnet ist.
Antrag und Einstufung: So kommen Demenzkranke zur Pflegestufe
Für die Einstufung von Demenzkranken gibt es bestimmte Voraussetzungen und Kriterien, die nicht nur den körperlichen Pflegebedarf berücksichtigen, sondern auch den Betreuungs- und Aufsichtsbedarf. Demenzkranke wie Alois werden daher oft höher eingestuft, um ihrem erhöhten Betreuungsbedarf gerecht zu werden.
Die Einstufung erfolgt durch ein ärztliches Sachverständigengutachten, bei dem der Gesundheitszustand und die Pflegebedürftigkeit der betroffenen Person detailliert bewertet werden. Zusätzlich findet in der Regel ein Hausbesuch statt, um die Lebenssituation und den tatsächlichen Pflegeaufwand vor Ort zu beurteilen.
Diese gründliche Begutachtung soll sicherstellen, dass die Pflegestufe den realen Bedürfnissen der oder des Pflegebedürftigen entspricht.
Dieses Verfahren läuft, wie bei Alois und Anna, in mehreren Schritten ab:
1. Antragstellung
Anna hat für Alois einen Antrag auf Pflegegeld bei der zuständigen Stelle eingereicht. Dies kann schriftlich, telefonisch oder online erfolgen.
2. Einreichung notwendiger Unterlagen
Zusammen mit dem Antrag reichte Anna relevante medizinische Unterlagen ein, wie Arztberichte und Entlassungsbriefe, um die Pflegebedürftigkeit zu belegen.
3. Terminvereinbarung für den Hausbesuch
Nach der Antragstellung konnte ein Termin für einen Hausbesuch durch einen ärztlichen Sachverständigen oder eine Pflegefachkraft vereinbart werden.
4. Durchführung des Hausbesuchs
Beim Hausbesuch wurden Alois' körperliche und geistige Fähigkeiten überprüft und der Pflegebedarf ermittelt, insbesondere bei Demenz.
5. Erstellung des Gutachtens
Nach dem Hausbesuch wurde ein Gutachten erstellt, das den Pflegebedarf und die empfohlene Pflegestufe festhält, welches an die zuständige Stelle weitergeleitet wurde.
6. Entscheidung und Mitteilung
Basierend auf dem Gutachten erhielten Anna und Alois eine Entscheidung über die Pflegestufe und die Höhe des Pflegegeldes.
Bei Anna und Alois lief alles gut und die beiden waren mit der Pflegestufe einverstanden. Gerade wenn es um eine oder einen Demenzkranken geht, kann das unter Umständen aber problematisch sein. Oft sind sich Betroffene ihrer Schwierigkeiten nicht bewusst oder wollen sie sich nicht eingestehen.
Spricht der Sachverständige bzw. die Pflegekraft nur mit der dementen Person, wird die tatsächliche Lage nicht erkannt. Darum ist es wichtig, dass auch die Angehörigen befragt werden.
Leider ist das nicht selbstverständlich und einige Sachverständige bzw. Pflegekräfte erteilen keine oder eine zu niedrige Pflegestufe. Falls das bei Dir der Fall sein sollte, kannst Du innerhalb einer bestimmten Frist Widerspruch einlegen. Der Pflegebedarf wird dann erneut geprüft.
Die Einteilung der Pflegestufen für Menschen mit Demenz erfolgt in Österreich anhand des spezifischen Betreuungs- und Pflegebedarfs, der durch die verschiedenen Stadien der Erkrankung bedingt ist. Demenz wird dabei in drei Stadien unterteilt:
Leichte Demenz:
- Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten
- Geringfügige Unterstützung im Alltag
-
Einstufung in Pflegestufe 1 oder 2
Mittlere Demenz:
- Zunehmende Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten
- Bedarf an umfassenderer Hilfe bei Körperpflege, Ernährung und Mobilität
-
Einstufung in die mittleren Pflegestufen (3 bis 5)
Schwere Demenz:
- Kontinuierliche Beaufsichtigung und intensive Pflege notwendig
- Sicherstellung der Sicherheit und des Wohlbefindens der Betroffenen
- Einstufung in die höheren Pflegestufen (6 oder 7)
Diese Einteilung berücksichtigt sowohl den körperlichen Pflegebedarf als auch den erhöhten Betreuungs- und Aufsichtsbedarf, der bei Demenzkranken besonders ins Gewicht fällt. So soll sichergestellt werden, dass die Betroffenen eine angemessene Unterstützung erhalten.
Alois erhielt beim ersten Besuch Pflegstufe 2, weil er zwar zunehmend Probleme mit dem Gedächtnis hatte, aber körperlich fit war. Anna hat sich zu diesem Zeitpunkt bei noracares registriert und ist dort auf Lucille gestoßen. Sie hat Alois mehrmals in der Woche besucht und ihn bei alltäglichen Dingen wie dem Einkauf unterstützt.
Als er nach einigen Jahren immer mehr Probleme mit den alltäglichen Verrichtungen bekam, wurde seine Pflegestufe erhöht. Diese Erhöhung des Pflegegeldes ermöglichte es Anna, Lucille als Vollzeitpflegekraft einzustellen.
Die Leistungen der Pflegestufen in Österreich sind darauf ausgelegt, den individuellen Pflege- und Betreuungsbedarf zu decken. Die Höhe des Pflegegeldes variiert je nach Pflegestufe und dient der Finanzierung der pflegebedingten Mehraufwendungen:
Pflegestufe 1 und 2:
- Leistungen: Geringes Pflegegeld zur Unterstützung bei leichten alltäglichen Aufgaben und zur Deckung kleinerer Pflegekosten
- Besonderheiten: Zusätzliche Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Entlastung der pflegenden Angehörigen
- Erschwerniszuschläge: In der Regel noch keine speziellen Zuschläge
Pflegestufe 3 bis 5:
- Leistungen: Erhöhtes Pflegegeld, das eine intensivere Betreuung und Unterstützung ermöglicht
- Besonderheiten: Zusätzliche Leistungen wie Tages- und Nachtpflege, um pflegende Angehörige zu entlasten und Demenzkranken eine bessere Betreuung zu bieten
-
Erschwerniszuschläge: Mögliche Zuschläge bei stark erhöhtem Betreuungsbedarf und besonderen Erschwernissen durch die Demenzerkrankung
Pflegestufe 6 und 7:
- Leistungen: Sehr hohes Pflegegeld zur Deckung der umfangreichen Pflegekosten, die bei schwerer Demenz und Rund-um-die-Uhr-Betreuung anfallen
- Besonderheiten: Anspruch auf umfassende Pflege- und Betreuungsleistungen, einschließlich spezialisierter Pflegeeinrichtungen für Demenzkranke
- Erschwerniszuschläge: Höhere Zuschläge aufgrund des extrem hohen Pflege- und Betreuungsbedarfs, der durch die fortgeschrittene Demenz Erkrankung entsteht
Anna konnte dank der Pflegestufen in Österreich für Demenz eine Pflegekraft organisieren, die regelmäßig nach ihm sieht. Zusätzlich hat sie ihm ein „Essen auf Rädern“ bestellt, damit er zumindest einmal am Tag eine vollständige Mahlzeit erhält.
So war sie erstmal beruhigt und musste sich keine Sorgen mehr um ihren Opa machen. Als der Pflegebedarf mit der Zeit stieg, stockte Anna auch die Pflegestunden auf.
In Österreich ist das Pflegegeld eine wertvolle finanzielle Unterstützung für Menschen wie Alois. Es wird monatlich ausgezahlt und soll sicherstellen, dass pflegebedürftige Personen – unabhängig von Einkommen oder Vermögen – die Betreuung erhalten, die sie brauchen. Grundlage für die Höhe ist der tatsächliche Pflegeaufwand in Stunden, eingeteilt in sieben klar definierte Pflegestufen.:
Pflegegeld-Tabelle 2025
Voraussetzungen: Wann bekommt man Pflegegeld?
Damit Pflegegeld gewährt wird, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
- Ein dauerhafter Pflegebedarf muss vorliegen – aufgrund einer körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigung, etwa wie bei Demenz. Der Zustand muss voraussichtlich länger als sechs Monate bestehen.
- Der oder die Betroffene muss gewöhnlich in Österreich leben, in bestimmten Fällen ist auch ein Anspruch im EWR-Raum möglich.
- Der Pflegebedarf muss mehr als 65 Stunden im Monat betragen – also deutlich über eine rein gelegentliche Unterstützung hinausgehen.
Demenz und Pflegegeld – was ist besonders?
Gerade bei einer Demenzerkrankung wie bei Alois kommt eine wichtige Regelung ins Spiel: Ab Pflegestufe 1 wird automatisch ein Erschwerniszuschlag angerechnet – nämlich 45 zusätzliche Stunden Pflegebedarf pro Monat. Das bedeutet, dass der besondere Betreuungsaufwand bei Demenz offiziell anerkannt und bei der Einstufung berücksichtigt wird.
So kann Anna sicherstellen, dass ihr Opa nicht nur emotionale Unterstützung bekommt – sondern auch die finanzielle Hilfe, die seiner Situation gerecht wird. Und wenn es irgendwann zu viel wird, hat sie zusätzlich die Möglichkeit, Pflegekarenz zu beantragen – eine Auszeit vom Beruf, um ganz für Alois da zu sein.
Angehörige, die sich um Demenzkranke kümmern, stehen vor besonderen Herausforderungen im Alltag. Auch Anna wusste zu Beginn nicht, wie sie Alois unterstützen kann. Mittlerweile hat sie sich aber mit dem Thema beschäftigt und möchte Dir einige Tipps an die Hand geben, wie sie ihrem Opa seinen Alltag erleichtern konnte:
- Strukturierte Tagesroutine: Den meisten Betroffenen hilft eine strukturierte Tagesroutine. Du kannst damit beginnen, Essen auf Rädern zu bestellen, damit der oder die Demenzkranke immer zur selben Zeit eine vollständige Mahlzeit bekommt. Auch Heimhelfer oder andere Pflegekräfte, die regelmäßig bei der oder dem Betroffenen vorbeischauen, sind eine Hilfe. Auch das Aufschreiben eines Tagesplans kann helfen. Gehe dabei aber sicher, dass der Plan nicht irgendwo verlegt und vergessen werden kann.
- Klare und einfache Kommunikation: Bei Demenzkranken ist eine klare und einfache Kommunikation sehr wichtig. Versuche, Dinge möglichst leicht verständlich zu erklären und verwirrende Erzählungen zu vermeiden. Viele Betroffene leiden unter dem Gedächtnisverlust und werden traurig oder aggressiv, wenn sie auf einen „Fehler“ aufmerksam gemacht werden. In manchen Fällen ist es daher einfacher, beispielsweise eine falsche Erinnerung zu bestätigen (sofern es keine Folgen hat, den Betroffenen im falschen Glauben zu lassen).
- Geduld und Verständnis: Zeige Verständnis für die Schwierigkeiten der oder des Demenzerkrankten und habe Geduld mit ihnen. Auch wenn es sehr an den Nerven zehren kann, nimm es der oder dem Betroffenen nicht übel, wenn sie vieles vergisst, denn er oder sie macht es nicht mit Absicht.
- Aktiv einbeziehen: Beziehe den oder die Demenzkranke aktiv in alltägliche Tätigkeiten ein, um seine oder ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Je weniger die Betroffenen unternehmen, desto mehr vereinsamen sie und desto schneller schreitet die Erkrankung voran. Daher ist geistige und körperliche Aktivität (soweit es möglich ist) für sie so wichtig.
Zudem rät Anna, Unterstützungsmöglichkeiten wirklich zu nutzen und nicht zu glauben, allein mit der Situation zurechtkommen zu müssen. Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen können emotionale Unterstützung und Austauschmöglichkeiten bieten. Aber auch die pflegerische Entlastung ist wichtig. noracares hilft Dir dabei, eine passende Betreuungsperson oder Pflegekraft zu finden. Dort kann auch der oder die Betroffene selbst die Pflegerin oder den Pfleger vorab kennenlernen und mitbestimmen, von wem er oder sie Hilfe annehmen kann.
Die Betreuung von Menschen mit Demenz ist oft fordernd – emotional, organisatorisch und zeitlich. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Betroffene und Angehörige nicht alleine dastehen. Die Pflegestufen in Österreich bieten eine klare Struktur, um diesen besonderen Pflegebedarf – wie ihn auch Menschen wie Alois haben – finanziell abzusichern.
Damit die Unterstützung tatsächlich ankommt, sind eine sorgfältige Antragstellung, eine realistische Begutachtung und vor allem die richtige Einstufung entscheidend. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Pflegegeld den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht.
Wenn Du selbst betroffen bist oder jemanden im Umfeld begleitest: Nutze die vorhandenen Möglichkeiten. Es braucht manchmal Mut, Hilfe anzunehmen – doch genau diese Hilfe kann den Alltag enorm erleichtern und neue Kraft schenken.
Du suchst eine einfühlsame und erfahrene Pflegekraft für einen Menschen mit Demenz? Melde Dich jetzt bei noracares an und finde die passende Betreuung – flexibel, zuverlässig und genau auf Eure Bedürfnisse abgestimmt.