Tipps gegen Burnout in der Pflege
Pflege ist mehr als nur ein Beruf. Es bedeutet Hingabe, eine besondere Lebenseinstellung.
Pflege ist immer auch eine Leidenschaft. Aber was tun, wenn die Leidenschaft als Beruf an den eigenen Kräften zehrt? Wir geben Dir Tipps, damit Du in Deinem Beruf als Pflegekraft nicht ausbrennst!

Studien belegen, dass die Gruppe der Pflegenden zu jenen Berufsgruppen gehört, die am stärksten von Burnout betroffen ist. Ein Burnout stellt hier allerdings nur die Spitze des Eisbergs dar. Viele Pflegekräfte sind in ihrem Berufsalltag überdurchschnittlich gestresst, fühlen sich überfordert und zeigen physische oder psychische Symptome einer Überlastung.
Problematisch wird es dann, wenn diese Symptome nicht wahrgenommen werden. Wir zeigen Dir, wie Du Anzeichen von Ausbrennen erkennst und mit welchen Strategien Du Dich mit diesen Anzeichen auseinandersetzen kannst – ohne in deinem Beruf als Pflegekraft auszubrennen!
Übrigens: Auch wenn wir hier die Situation von Pflegenden schildern, so sind auch Pflegebedürftige nicht vor psychischen Belastungen gefeit. Wie diese mit solchen Situationen umgehen können, erfährst Du hier.
Plötzlich ausgebrannt

Marion arbeitet seit knapp 20 Jahren als Pflegekraft in der Altenpflege. Fragt man sie heute nach ihrem Berufswunsch als Kind, legt sie den Kopf schief und lächelt: „Ich wollte immer schon als Pflegerin arbeiten.“ Sie liebt ihren Job, plaudert gerne mit ihren Patienten, auch wenn sie schon längst beim nächsten sein müsste. Ob sie unter Zeitdruck stehe?
„Aber natürlich, wir sind schließlich unterbesetzt, wie fast überall.“
Marion übt ihren Beruf trotzdem gerne aus. Sie versucht, ihren Patienten eine angenehme Zeit zu bereiten, und springt auch mal für Kollegen ein, wenn jemand ausfällt.
Irgendwann fängt Marion an, unter Schlafstörungen zu leiden. Sie schiebt es auf den ständig wechselnden Schichtdienst und denkt nicht weiter darüber nach. Bis sich zu den Schlafstörungen Magenprobleme dazu schleichen.
Als es für Marion zu viel wird, geht sie zum Hausarzt. Dieser diagnostiziert, dass sie kurz vorm Burnout steht. Für Marion bedeutet dieser Moment eine Wende in ihrem Leben – sie will verhindern, dass sie komplett zusammenbricht, lässt sich ambulant behandeln und setzt sich dabei intensiv mit sich selbst auseinander.
Das sind Alarmzeichen
So weit wie im Fall von Marion muss es nicht kommen. Auch wenn nicht jedes körperliche oder seelische Symptom ein Vorläufer von Burnout sein muss, so solltest Du es trotzdem ernst nehmen, wenn du Änderungen Deines Gesundheitszustandes wahrnimmst. Diese können sich unter anderem folgendermaßen äußern:

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Erschöpfung
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Innere Anspannung
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Chronische Müdigkeit
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Schlafstörungen
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Magen-Darm-Beschwerden
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Kreislaufstörungen
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Tinnitus
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Konzentrationsstörungen
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Depressionen
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Aggressionen
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Beruflicher und/oder privater Rückzug
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Verringertes empathisches Empfinden
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etc. …
Besser vorbeugen statt heilen
Als Pflegekraft kennst Du den Berufsalltag: In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen herrscht oftmals Personalmangel, alles muss schnell gehen. Es ist kein Geheimnis mehr, dass sich hier dringend etwas ändern muss. Keine Zeit für sorgfältiges Waschen der Patienten, und schon gar keine für Plaudereien. Dabei ist es genau das Zwischenmenschliche, das viele junge Leute anspricht, wenn sie sich für einen Beruf in der Pflege entscheiden.
Viele Pflegekräfte üben ihren Job mit einer guten Portion Idealismus aus. Bekommt dieser Idealismus im beruflichen Alltag immer wieder Dämpfer ab, kann das zu Frustrationen führen. Wenn Du als Pflegekraft plötzlich alles in Deinem Leben hinterfragst und der Spaß im Job immer weiter sinkt – dann sind das erste Anzeichen dafür, dass Du einen Gang runterschalten solltest!

Einfache Tipps zur Prävention
Sobald sich Überforderung oder Erschöpfung in Deinen Berufsalltag einschleichen, kannst du mit diesen simplen Tricks dagegen steuern:
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Such Dir einen Ausgleich zum Arbeitstag. Etwas, das Distanz zur Arbeit aufbaut. Egal ob Sport, Malen oder Yoga – Hauptsache, du tust es von Herzen gern!
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Vergiss deine Freunde nicht – auch wenn es nach einem Arbeitstag schwerfällt, so bringt dich eine Plauderstunde garantiert auf andere Gedanken.
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Sag „Nein!“. Du musst nicht jedes Mal die Schicht übernehmen, wenn ein/e Kollege/In ausfällt.
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Trenne Dich von Deinem Perfektionismus. Du bist auch nur ein Mensch und keine Maschine!
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Mach nicht 5 Dinge gleichzeitig, sondern eins nach dem anderen. Konzentriere Dich auf Deine/n Patienten/In, und danach kümmerst Du Dich um das Pflegeprotokoll.
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Du darfst auch einfach mal faul sein!
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Nimm Dir etwas vor und freue Dich darauf, z.B. auf den Wochenendausflug mit einer Freundin, den lange ersehnten Amerika-Urlaub im Sommer oder einfach Dein Lieblingsessen, das Du am Abend kochen wirst.
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Dein Kopf will trotzdem einfach nicht frei werden? Dann sprich mit jemandem über das, was Dich belastet. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen.
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Pflege ist ein fordernder Beruf, der einen hohen Anspruch an die Pflegekräfte stellt. Denk‘ daran, warum Du Dich für diesen Beruf entschieden hast – das gibt Dir Motivation, um wieder voller Elan und Freude anzupacken!
Dass Pflegekräfte sich mindestens genauso gut um sich selbst wie um ihre Patienten kümmern sollen, ist in der Branche längst kein Geheimnis mehr. Inzwischen gibt es verschiedene Lösungsansätze, die Pfleger/Innen dabei helfen sollen, körperlich und seelisch stabil zu bleiben und weiter Freude an ihrem Beruf zu haben. Einige davon stellen wir Euch hier kurz vor.
Fragen an Dich selbst

Coach und Gestalttherapeut Leonhard Fromm schlägt Pflegenden vor, sich folgende Fragen zu stellen, um sich ihre Wertigkeit bewusst zu machen:
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Was macht mein Leben schön?
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Wer liebt mich?
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Wen liebe ich?
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Was war heute schön?
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Was habe ich heute gelernt?
Fromm ergänzt: „Keinesfalls sollten Sie Ihre Antworten bewerten, denn der Vergleich ist das größte Übel unseres Wohlbefindens.“
Hierbei geht es um Bestätigung und Anerkennung, aber auch Dankbarkeit. Möchtest Du Deiner Pflegekraft mitteilen, wie sehr Du sie schätzt? Dann zögere nicht! Wie du das machen kannst und was du damit bewirken kannst, liest du hier.
Mitgefühl und Empathie gehören dazu

Mitgefühl ist eine Emotion, mit der Pflegekräfte täglich konfrontiert sind. Diese Art von empathischem Empfinden kann Menschen Energie geben, sie ihnen aber auch nehmen.
Es ist richtig und auch wichtig, dass Pfleger/innen diese Emotionen zulassen, denn ohne sie wäre der Prozess der Pflege ein rein mechanischer ohne Menschlichkeit.
Silke Doppelfeld ist Pflegepädagogin und untersucht wissenschaftlich die psychische Belastung von Medizinern und Pflegekräften. In ihrem Artikel „Psychische Belastung von Pflegekräften: Supervision gegen das Ausbrennen auf der Intensivstation?“ schreibt sie, dass Supervision Pflegekräften dabei helfen kann, richtig mit Mitgefühl und Empathie umzugehen.
Doppelfeld nennt hier den Begriff „Empathieerschöpfung“ oder auch „Mitgefühlserschöpfung“ und meint damit: Sind Pflegekräfte ausgelaugt, überfordert oder gestresst, so sinkt ihr Empathievermögen und auch ihr Mitgefühl für die Patienten.
Daher ist es für Pflegekräfte wichtig, offen über ihre Empfindungen und Erfahrungen zu sprechen. Supervision, ob im Team oder allein, kann dabei helfen, mit diesen Emotionen nachhaltig umzugehen.
Mind-Body Medicine

Mind-Body Medicine nennt sich ein Ansatz aus den USA, der sich an Pflegekräfte, aber auch an Mediziner wendet. Dieses Prinzip besagt, dass Pflegende und Mediziner, die auf sich selbst achten und sorgsam mit ihrer ganzheitlichen Gesundheit umgehen, sich auch besser um ihre Patienten kümmern können.
In speziellen Kursen lernen die Teilnehmer/Innen unter anderem meditative Atem- und Bewegungsübungen, aber auch Strategien, um ihre Achtsamkeit zu schulen. Dabei steht auch mal Malen oder Yoga auf dem Plan. Ziel ist es, dass Pflegekräfte ihre Selbstheilungskräfte mobilisieren lernen und so zu mehr Lebensqualität finden.
emp Care – Pflege für Pflegende
Unter dem Motto „Pflege für Pflegende“ haben die Universitätskliniken Köln und Bonn ein Projekt namens „empCare“ gestartet.
Auch hier steht im Fokus, dass Pflegende ihre Gefühle zulassen und richtig damit umgehen sollen. Sie lernen in den Trainings, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst zu sorgen.
Noras Fazit

Pflege ist eine herausfordernde Tätigkeit, die ein hohes Maß an körperlicher als auch seelischer Stabilität verlangt. Dass diese Stabilität einmal ins Wanken gerät und man das Gefühl hat auszubrennen, ist völlig normal. Wichtig ist nur, dass Du das auch erkennst. Denn nur wenn Du in Dich hineinhörst, kannst Du herausfinden, was Dir fehlt, was Dich belastet oder was Du tun musst, damit es dir wieder besser geht.
Manchmal helfen dabei schon ganz simple Dinge, und manchmal braucht es doch etwas mehr Hilfe von außen.
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