Hospiz- und Palliativversorgung: Pflege bis zum letzten Atemzug
Mit Würde und Empathie begleiten. Lies über die wichtige Rolle der Hospiz- und Palliativversorgung. Erfahre, wie Du Linderung von Leiden ermöglichen und gleichzeitig die emotionale Belastung reduzieren kannst.
Wenn ein geliebter Mensch schwer krank ist und das Leben sich spürbar dem Ende zuneigt, stehen Angehörige oft vor schwierigen Entscheidungen: Was ist jetzt das Richtige? Wo bekommt man Hilfe? Was bedeutet eigentlich Hospiz oder Palliativpflege – und wo liegt der Unterschied?
Die Hospiz- und Palliativversorgung bietet genau in diesen Momenten Halt: mit medizinischer, pflegerischer und menschlicher Begleitung – für schwerkranke Menschen und ihre Familien. In Österreich gibt es ein abgestuftes Versorgungssystem, das je nach Situation passende Unterstützung ermöglicht – sei es im eigenen Zuhause, im Krankenhaus oder in einem stationären Hospiz. Auch in Deutschland stehen ähnliche Angebote zur Verfügung. In diesem Artikel erfährst Du klar und einfühlsam, welche Angebote es gibt, wie die Finanzierung funktioniert, wo Du Hilfe finden – und worauf Du als Angehörige:r achten solltest. Denn: Niemand soll in dieser Lebensphase allein gelassen werden.
Was bedeutet Hospiz- und Palliativversorgung?
Hospiz und Palliative Care sind als Einheit zu sehen und umfassen die ganzheitliche Betreuung und Begleitung von Menschen mit einer unheilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung.
Definition von Palliativversorgung
Die Palliativversorgung (Palliative Care) beginnt bei einer schweren, nicht heilbaren Erkrankung und zielt darauf ab, Schmerzen und andere Symptome zu lindern sowie die Lebensqualität zu erhalten. Sie kann parallel zu kurativen Therapien stattfinden und erfolgt zu Hause, im Spital oder im Pflegeheim. Die Versorgung berücksichtigt dabei körperliche, psychische, soziale und spirituelle Bedürfnisse schwerkranker Menschen sowie ihrer Angehörigen
Was ist ein Hospiz?
Ein Hospiz bietet Betreuung für Menschen in der letzten Lebensphase. Hier geht es nicht mehr um Heilung, sondern um Begleitung, Schmerzfreiheit und Würde bis zuletzt – meist in einer stationären Einrichtung oder ambulant mit ehrenamtlicher Unterstützung. Das Ziel der Hospiz- und Palliativversorgung ist die Verbesserung der Lebensqualität bis zuletzt – unabhängig von Alter, Herkunft, Diagnose oder Wohnort
Der Unterschied zwischen Palliativ und Hospiz
Es ist wichtig, den Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen zu verstehen, um die richtige Hilfe zur richtigen Zeit zu finden.
Versorgungsmodelle und Angebote
Die Hospiz- und Palliativversorgung ist in Österreich und Deutschland als abgestuftes Versorgungssystem aufgebaut, das je nach Situation und Bedarf unterschiedliche Unterstützung anbietet.
Versorgungsmodelle in Österreich
In Österreich gibt es ein flächendeckendes Angebot, um Betroffene und ihre Familien bestmöglich zu unterstützen.
In Tirol ist die Hospiz- und Palliativversorgung flächendeckend etabliert – mit mobilen Teams, Palliativstationen und ehrenamtlichen Begleiter:innen in jedem Bezirk
Versorgungsmodelle in Deutschland
Auch in Deutschland existiert eine ähnliche Vielfalt an Versorgungsmodellen. Mobile Teams und ambulante Hospizdienste bieten Begleitung im vertrauten Zuhause an. Stationäre Hospize, wie beispielsweise das Ricam Hospiz in Berlin, bieten eine geschützte Umgebung, wenn eine häusliche Versorgung nicht mehr möglich ist.
Rechtlicher Rahmen und Finanzierung
Die Finanzierung der Hospiz- und Palliativversorgung ist für viele Angehörige eine der größten Sorgen. Doch die Kosten sind oft einfacher zu handhaben als gedacht, da ein abgestuftes System aus öffentlichen Mitteln, Versicherungen und sozialen Trägern greift.
Das Pflegegeld: Eine zentrale finanzielle Säule
Das Pflegegeld ist eine der wichtigsten Finanzierungshilfen. Es handelt sich um eine monatliche Geldleistung, die Dir oder Deinem Familienmitglied je nach Bedarf gewährt wird. Die Höhe richtet sich in Österreich nach der Pflegestufe und in Deutschland nach dem Pflegegrad. Dieses Geld steht zur freien Verfügung und kann genutzt werden, um Betreuungsleistungen zu Hause oder einen Teil der Kosten für stationäre Einrichtungen zu decken. So ist es eine essenzielle Unterstützung, um eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten.
Die Rolle der Sozialversicherung
Die Sozialversicherung spielt eine entscheidende Rolle, indem sie die Kosten für viele medizinische und pflegerische Leistungen übernimmt. Dazu gehören beispielsweise die Leistungen der mobilen Palliativteams, die Medikamente zur Symptomlinderung und die ärztliche Versorgung. Durch die Sozialversicherung wird sichergestellt, dass die notwendige medizinische Betreuung nicht an den Kosten scheitert.
Öffentliche Unterstützung durch Fonds und Gesetze
Zusätzlich zu den regulären Leistungen gibt es spezielle Förderungen. Der Hospiz- und Palliativfonds stellt in Österreich Bundesmittel bereit, um spezialisierte Versorgungsangebote auszubauen und zu sichern. Dies entlastet die Betroffenen und Angehörigen erheblich. In Deutschland sind vergleichbare Leistungen im Sozialgesetzbuch (SGB V und XI) geregelt. Das österreichische HosPalFG (Hospiz- und Palliativversorgungsgesetz) dient als gesetzliche Grundlage für den Ausbau dieser Angebote.
Die Patientenverfügung: Recht auf Selbstbestimmung
Die Patientenverfügung ist zwar keine direkte Finanzierungsquelle, aber eine rechtliche Voraussetzung, die von größter Bedeutung ist. Sie ermöglicht es Dir und Deinen Angehörigen, medizinische Maßnahmen im Ernstfall im Voraus festzulegen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Wille des Patienten auch dann respektiert wird, wenn er sich nicht mehr selbst äußern kann. Dies gibt allen Beteiligten Sicherheit und sorgt für eine würdevolle Begleitung bis zum Lebensende.
Wie Du passende Hilfe findest: Dein Wegweiser
In dieser schweren Phase bist Du nicht allein. Es gibt eine Vielzahl von Ansprechpartner:innen, die Dich und Deine Familie unterstützen können – von der medizinischen Betreuung bis hin zur emotionalen Entlastung. Wir zeigen Dir, welche Unterstützungsmöglichkeiten es in Österreich und Deutschland gibt.
Der erste Schritt: Beratung und Entscheidungshilfe
Oft beginnt alles mit einem Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt. Sie können Dich an spezialisierte Dienste weiterleiten und Dir helfen, die nächsten Schritte zu planen. In Österreich bieten mobile Palliativteams eine umfassende Beratung an, in Deutschland sind es die Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV). Sie alle unterstützen Dich bei der Entscheidung, welche Versorgung am besten zu den Bedürfnissen Deines Familienmitglieds passt.
Unterstützung in Deiner Nähe finden
- In Österreich: Für Hospiz- und Palliativangebote in Deiner Region bietet der Dachverband HOSPIZ Österreich auf hospiz.at eine umfassende Übersicht. Dort findest Du mobile Teams, stationäre Hospize und Beratungsstellen in Deiner Nähe. Auch Träger wie die Caritas oder das Rote Kreuz sind wichtige Anlaufstellen.
- In Deutschland: In Deutschland findest Du über den Deutschen Hospiz- und PalliativVerband (DHPV oder über regionale Portale wie das des Ricam Hospizes in Berlin passende Ansprechpartner:innen. Sie vermitteln Dir den Kontakt zu den Diensten vor Ort, die sowohl ambulante als auch stationäre Betreuung anbieten.
Finanzierung und Anträge stellen
Die Frage nach den Kosten ist oft eine der größten Sorgen. In Österreich erhältst Du alle Informationen zum Pflegegeld und wie Du es beantragst, auf unserem Blog In Deutschland regelt das Pflegeversicherungsgesetz (SGB XI) die Leistungen. Du kannst Dich bei Deiner Pflegekasse beraten lassen.
Emotionale Begleitung für Angehörige
Palliativversorgung berücksichtigt nicht nur die Bedürfnisse der schwerkranken Menschen, sondern auch die ihrer Angehörigen. Die emotionale Belastung ist enorm. Viele Träger bieten daher gezielte Unterstützung an, wie Gesprächskreise, Einzelberatungen oder Trauerbegleitung. Diese Angebote sind entscheidend, um die oft schwierige Zeit der Begleitung zu bewältigen.
Auch wenn es eine der schwersten Zeiten im Leben ist, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass diese Zeit auch eine würdige und wertvolle sein kann. Wie eine Tochter über den Aufenthalt im Hospiz ihrer Mutter erzählte: "Es war die schwerste, aber zugleich würdevollste Zeit, die ich mit meiner Mutter erleben durfte."
Die Hospizarbeit ist Lebensbegleitung in der letzten Lebensphase – mit Zeit, Würde und Zuwendung [Quelle: Diakonie Österreich]. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland gibt es vielfältige Angebote zur psychosozialen Begleitung. Scheue Dich nicht, diese in Anspruch zu nehmen, um Dich in dieser herausfordernden Zeit zu stärken.
Überzeugen bedeutet verstehen – nicht überreden! Am Lebensende zählen nicht nur medizinische Entscheidungen – sondern vor allem Menschlichkeit, Würde und Vertrauen. Ob Palliativversorgung zur Linderung von Beschwerden oder Hospizbegleitung in der letzten Lebensphase: In Österreich stehen Dir und Deinen Angehörigen vielfältige Wege offen – abgestimmt auf individuelle Bedürfnisse, Orte und Situationen.
Wenn Du Dich unsicher fühlst, was der nächste Schritt ist, dann sprich mit Deiner Hausärztin, einem Palliativteam oder einer Beratungsstelle. Niemand muss diesen Weg allein gehen. noracares ist für Dich da. Unsere erfahrenen Pflegeberater:innen unterstützen Dich dabei, die richtige Lösung zu finden – mit Herz, Fachwissen und einem offenen Ohr.
Du bist nicht allein. Viele standen genau dort, wo Du heute stehst – und haben gemeinsam mit Unterstützung den richtigen Weg gefunden. Du schaffst das auch.
- Ehrenamtliche Begleitung: Psychosoziale Unterstützung durch geschulte Freiwillige, die schwerkranken Menschen und ihren Angehörigen zur Seite stehen.
- Hospiz: Eine stationäre Einrichtung oder Organisation, die Menschen in der letzten Lebensphase begleitet, wenn keine Heilung mehr möglich ist.
- Hospiz- und Palliativfonds: Öffentlicher Fonds, der spezialisierte Hospiz- und Palliativangebote in Österreich finanziell fördert.
- Kurative Behandlung: Eine Therapie oder medizinische Maßnahme, die auf die Heilung einer Krankheit abzielt.
- Mobile Palliativteams: Teams aus Fachpersonal (Ärzt:innen, Pfleger:innen), die Patient:innen zu Hause oder im Pflegeheim betreuen.
- Palliativversorgung (Palliative Care): Die ganzheitliche Betreuung von Menschen mit unheilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankungen, um Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten.
- Patientenverfügung: Ein rechtlich bindendes Dokument, in dem eine Person im Voraus festlegt, welchen medizinischen Behandlungen sie im Ernstfall zustimmt oder widerspricht.
- Pflegegeld: Eine finanzielle Unterstützung in Österreich nach Pflegestufe oder in Deutschland nach Pflegegrad, die für die Finanzierung von Betreuungsleistungen dient.
- Stationäres Hospiz: Eine Einrichtung, in der Menschen ihre letzte Lebensphase in einer geschützten und betreuten Umgebung verbringen können.