Aus den Augen, nicht aus dem Sinn - Wie Angehörige Unterstützung bei der Pflege leisten können

Pflegebedürftigkeit in der Familie stellt pflegende Angehörige in Niederösterreich vor viele Herausforderungen. Sie stehen vor unbekannten Aufgaben und müssen oft den Spagat zwischen Beruf und Familie schaffen. 

 

Viele wissen nicht, wie sie in dieser Situation ihren Beitrag leisten können und fühlen sich überfordert. So geht es auch Sonja, die versucht, einen Weg zu finden, ihre Mutter in ihrer häuslichen Umgebung zu unterstützen.

 

Holzbuchstabenblöcke bilden das Wort 'SUPPORT' auf einem Hintergrund aus vielen leeren Holzblöcken.

 

Sonjas Balance zwischen Arbeit, Familie und Pflege 

Sonja ist eine Frau Mitte vierzig und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Nicht ohne Fleiß hat sie sich in den letzten zwanzig Jahren in ihrem Unternehmen die Karriereleiter hochgearbeitet. 

 

Wie viele pflegende Angehörige in Niederösterreich verbringt sie ihre ohnehin sehr begrenzte Freizeit mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern. Nicht zuletzt schaut sie mindestens alle zwei Wochen bei ihrer alleinstehenden Mutter vorbei, um sie zu unterstützen.

 

Die ersten Anzeichen der Pflegebedürftigkeit

So gerne sich Sonja auch in ihrem Job verliert, sie kann einige Dinge langsam nicht mehr ignorieren: 

 

Dass ihre Mutter sie meistens mit den Worten „Du warst seit Monaten nicht mehr da“ begrüßt, sie häufig falsche Türen im eigenen Haus wählt und ihre Tochter stets mit dem Namen ihrer Schwester wieder verabschiedet, woraufhin Sonja mit einem zunehmend beklommeneren Gefühl wieder nach Hause fährt. 

 

Langsam, aber deutlich zeichnet sich eine unverkennbare Tatsache ab: Ihre Mama wird, lieber früher als später, Unterstützung benötigen.

 

In Niederösterreich können Angehörige zumindest ab der Stufe 3 Pflegegeld beziehen, was für viele Familien eine notwendige finanzielle Entlastung darstellt.

Die innere Zerrissenheit

Schon jetzt geistern Sonja unzählige Fragen im Kopf herum. Wie viel kann und soll man überhaupt zur Unterstützung von Angehörigen beitragen? Wie kann man einen Kompromiss zwischen Familie, Beruf und der eigenen Gesundheit finden? Was ist man seinen nahen Angehörigen überhaupt schuldig?

 

Im Land Niederösterreich gibt es einige Unterstützungsmaßnahmen, die Sonja und anderen pflegenden Angehörigen helfen können, ihre Pflichten zu erfüllen.

Die richtige Intention

Dass sie ihrer Mutter, die sich ihr Leben lang liebevoll um sie gekümmert hat, vieles zu verdanken hat, ist sich Sonja bewusst. Sie erinnert sich zurück an all die Kosten, die ihre Eltern auf sich genommen haben, um sie großzuziehen. 

 

Die Bedeutung der Dankbarkeit

Nicht nur im materiellen, sondern auch im emotionalen Sinne. Angefangen von dem Leisten des Unterhalts, über das Gewähren einer Ausbildung bis hin zur emotionalen Zuwendung und nicht zuletzt der finanziellen Unterstützung. Ohne ihre Eltern wäre sie heute bestimmt nicht in einer führenden Position in ihrer Firma. Pflege mit Herz ist eine Haltung, die Sonja stets bewahrt hat.

 

Sie weiß, dass es eine Möglichkeit ist, ihrer Mutter etwas von dieser Fürsorge zurückzugeben, wenn sie sie bei der Pflege unterstützt. Diese Mentalität der Dankbarkeit ist äußerst wichtig, denn viele Pflegende handeln aus einem falschen Antrieb heraus. Sie fühlen sich schuldig gegenüber denjenigen, die sie großgezogen haben und sehen sich deshalb dazu verpflichtet, Unterstützung zu leisten. Pflege zu Hause Tipps für Angehörige können hier eine große Hilfe sein.

 

Möchte man den Angehörigen aber auf lange Sicht eine echte Hilfe sein, sollte man diese Einstellung ablegen. Ein aus Schuld stammendes Verantwortungsgefühl dient weder einem selbst, noch der zu pflegenden Person und wird langfristig nur zu Überbelastung und emotionalem Stress führen.

 

Eine Nahaufnahme einer erwachsenen Hand, die die Hand eines Babys hält, beide auf einem dunklen Stoff liegend.

 

Einen Beitrag leisten - Pflegefreistellung

Realistisch gesehen wird es vielen Berufstätigen nicht möglich sein, sich selbst der Pflege von Angehörigen anzunehmen und gleichzeitig der eigenen Arbeit nachzugehen. Hier kann die Inanspruchnahme einer Pflegefreistellung eine gute Möglichkeit sein, um vor allem in Akutsituationen, aber auch bei der eigentlichen Pflege Unterstützung zu leisten. 

 

Hierbei handelt es sich um eine tage- oder stundenweise Freistellung bei Normalvergütung, die häufig mit Krankheitsfällen der eigenen Kinder assoziiert wird, jedoch nicht darauf limitiert ist. 

 

Ebenso kann sie für alle engen Angehörigen, also unter anderem EhegattInnen, LebensgefährtInnen, (Groß)Eltern und (Ur)Enkel in Anspruch genommen werden, sofern keine andere geeignete Person sie übernehmen kann, also nur, wenn auch die Pflegekraft nicht anwesend ist. Weiters müssen auch beide im selben Haushalt wohnen. 

 

Bedingungen und Anspruch für pflegende Angehörige Niederösterreich

Die Möglichkeit der Pflegefreistellung kann vor allem relevant sein, wenn gerade zu Beginn nur vereinzelt professionelle Pflegekräfte in Anspruch genommen werden. Insgesamt besteht Anspruch auf eine Woche Pflegefreistellung im Ausmaß der wöchentlichen Arbeitsstunden pro Jahr. Bei Vollbeschäftigung würde dies also 40 Stunden entsprechen.

 

Weibliche Krankenschwester in blauer Arbeitskleidung geht draußen eine Treppe hinunter und trägt eine große schwarze Tasche über der Schulter.

Unterstützung bei der Entscheidungsfindung

Unterstützung pflegebedürftiger Angehörige geht jedoch weit über physische Hilfe hinaus. Vor allem bei der Wahl der richtigen Pflegekraft kann man demjenigen/ derjenigen tatkräftig zur Seite stehen, denn es ist eine Entscheidung, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Pflegeagenturen Österreich bieten verschiedene Optionen, die sorgfältig abgewogen werden sollten.

 

Gemeinsam kann man sich besser durch den Agentur-Dschungel zu seriösen und vor allem leistbaren Pflegekräften vortasten. Gemeinsam kann man sich auch über die Art der Pflege oder Betreuung Gedanken machen und auch die persönlichen Bedürfnisse können mit Unterstützung besser kommuniziert werden, was ebenso wichtig ist.

 

Man sollte jedoch nicht die Vormundschaft übernehmen, sondern die betroffene Person nur leiten, beraten und in der Entscheidungsfindung unterstützen.

 

Emotionaler Support

Genau so wichtig wie die Wahl der richtigen Pflegekraft ist die emotionale Unterstützung. Altern ist nach wie vor sehr negativ behaftet und von vielen Betroffenen schwer zu akzeptieren. Es ist nicht leicht, sich einzugestehen, dass man bestimmte Dinge nicht mehr allein machen kann und der Gedanke, sich bei alltäglichen Dingen unterstützen zu lassen, kann überwältigend sein. 

 

Es ist ein Prozess, den man die betroffene Person nicht allein durchlaufen lassen sollte. Tiere im Pflegeeinsatz können hier beispielsweise eine positive Rolle spielen.

 

Der Umgang mit emotionalen Bedürfnissen

Gerade aus diesem Grund ist es wichtig, dass Angehörige stets mit einem offenen Ohr und einer Schulter zum Anlehnen zur Seite stehen, selbst wenn die eigentliche Pflege von einer Fachkraft übernommen wird. Geht man auf die emotionalen Bedürfnisse nicht ein, können Betroffene schnell das Gefühl bekommen, wertlos zu sein oder abgeschoben zu werden. 

 

Gleichzeitig gibt es aber auch das andere Extrem: Vor allem im Umgang mit Demenz verfallen viele in ein bestimmtes Muster und beginnen, die betroffene Person wie ein Kind anzusprechen und zu behandeln. Aber auch ein Mensch mit Demenz ist ein erwachsener Mensch und das sollte man nicht vergessen.

 

Eine junge Frau mit langen dunklen Haaren und eine ältere Dame mit Brille und kurzem weißem Haar lachen und schauen sich liebevoll an.

 

Finanzielle Entlastung für pflegende Angehörige in Niederösterreich

Nicht zuletzt wirft das Auftreten von Pflegebedürftigkeit auch die zentrale Frage der Finanzierung auf. In diesem Bereich kann Hilfe zum einen durch das gemeinsame Informieren und zum anderen durch finanzielle Unterstützung geleistet werden. 

 

Die Finanzierung der Pflegekosten

In erster Linie werden die Pflegekosten von der gepflegten Person übernommen und durch die Pension oder durch sonstiges Einkommen gedeckt. Zudem gibt es die Möglichkeit, staatliches Pflegegeld der Stufe 1 oder höher zu beziehen, welches zusätzliche finanzielle Unterstützung bieten kann.

 

Viele Betroffene haben Anspruch auf Pflegegeld zumindest der Stufe 1, doch es kann schwierig sein, die entsprechenden Anträge zu stellen und sich zurechtzufinden. Pflegestufen Österreich Demenz bieten eine hilfreiche Übersicht zu diesem Thema.

 

Hierbei handelt es sich um ein Stufenmodell, das an einen Mindestpflegebedarf von 65 Stunden Pflege im Monat geknüpft ist. Je höher der Bedarf, desto höher auch der Zuschuss. 

 

Insgesamt wird zwischen sieben Stufen unterschieden. Genaueres dazu kann in diesem Beitrag nachgelesen werden. 

 

Abgesehen davon, werden die übrigen Kosten aus privaten Mitteln der Pflegebedürftigen, also durch die Pension und das sonstige Einkommen, gedeckt. Um den Staat sowie die Betroffenen zu entlasten sei es Angehörigen also nahe gelegt, sich der Finanzierung der Kosten anzunehmen, sofern es deren finanzielle Situation erlaubt.

 

Kurz und knapp – Was können pflegende Angehörige in Niederösterreich tun?

 

Die richtige Intention finden: Erzwungene Hilfsbereitschaft aus Schuldgefühlen dient niemandem. Stress in der Pflege vermeiden ist ein wichtiger Aspekt, der oft übersehen wird. Gemeinsame Entscheidungen treffen: Welche Art der Pflege möchte man? Kann man den Angehörigen teilweise auch selbst unterstützen (Pflegefreistellung) ?

 

Gemeinsam die richtige Pflegekraft finden: Bei der Recherche helfen und beraten, aber nicht bevormunden. Durch den Matching-Algorithmus von noracares findest Du zusammen mit der betroffenen Person die passende Betreuung. Registriere dich gleich!

 

Emotionaler Support: Niemand möchte das Gefühl haben, „abgeschoben“ zu werden

 

Finanzielle Unterstützung: Die Pflege eines behinderten Kindes oder einer pflegebedürftigen Person kann auch finanziell belastend sein, daher sind Förderungen wie das Pflegegeld wichtig.

 

Das Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Soziales und Generationenförderung , bietet hierfür Informationen und Unterstützung.

 

Eine Cartoon-Krankenschwester mit grünem OP-Oberteil, lächelnd.

 

Vor dem Hintergrund dieser Fakten sieht Sonja deutlich: Sie wird ihrer Mutter nie vollständig alleine unterstützen können. Doch das ist in Ordnung, denn es gibt genügend Möglichkeiten, wie sie einen ebenso wertvollen Beitrag leisten kann. 

 

Immerhin ist es ihr nicht nur ein persönliches Anliegen, sondern es ist gleichermaßen eine gesellschaftliche Aufgabe, jedem Menschen ein würdevolles Leben im Alter zu garantieren.

 

Und ganz abgesehen davon: Was würdest Du Dir denn im Alter von Deiner Familie wünschen?