Pflege ABC: H wie Herzinfarkt
Wenn das Herz aufhört zu schlagen - und wie Du es bereits vorher bemerkt. Diesem Thema werden wir uns im heutigen Beitrag des Pflege-ABCs widmen.

An Herzinfarkt oder Schlaganfall sterben in Österreich circa 41% der Österreicher jedes Jahr. Rund 34.000 Österreicher erleiden pro Jahr einen Infarkt – und jeder dritte ist tödlich.
Menschen über 65 Jahren sind besonders gefährdet, einen Herzinfarkt zu erleiden. Besonders für Männer ist das Risiko hoch sowie für jene unter 35 Jahren. Wichtig für uns ist zu wissen, dass jeder an einem Herzinfarkt Verstorbene keine 28 Tage zwischen Infarkt und Tod erlebt hat. Das bedeutet, die Behandlung ist einfach zu spät erfolgt. Deswegen ist es für uns wichtig zu wissen, dass Du bei Verdacht sofort mit lebensrettenden Maßnahmen reagieren musst.
Was sind die Ursachen eines Herzinfarktes ?
Unser Herz ist von Blutgefäßen umgeben, die in der Fachsprache Herzkranzgefäßen oder Koronararterien heißen. Diese Gefäße versorgen das Herz mit Blut und Sauerstoff. Das Herz braucht 5 – 20 Prozent der vom gesamten Organismus benötigten Sauerstoffmenge, je nachdem, wie körperlich aktiv und fit wir sind.
Das Herz ist ein Muskel, der unwillkürlich arbeitet, das heißt, dass wir uns nicht wie beim Bizeps entweder vom Gehirn bewusst den Befehl geben müssen, sich zusammenzuziehen. Der Herzmuskel tut dies unser ganzes Leben lang automatisch. Um sich nun etwa 70 Mal pro Minute zusammenzuziehen, muss dieser Muskel pro Minute mit einem Liter Blut durch die Herzkranzgefäße versorgt werden. Über die Jahre kann sich an den Wänden der Herzarterien eine Verkalkung bilden. Der medizinische Begriff dafür ist Arteriosklerose. Kommt es nun durch diese Arteriosklerose zu einer Enge innerhalb eines Gefäßes, dann kann weniger Blut in den Herzmuskel fließen. Dadurch wird die Herzleistung weniger.
Diese Ablagerungen, die schubweise entstehen und wachsen, sind gefährlich. Wir sprechen bei diesen Ablagerungen in der Fachsprache auch von „Plaques“. Die Inhalte dieser Plaque sind kleine feste Stoffe, wie ganz winzig kleine Chips. Eine Ablagerung beinhaltet also diese winzig kleinen Stoffe und kann jederzeit plötzlich aufbrechen. Dann gelangen diese kleinen chipähnlichen Stoffe in den Blutstrom, und dadurch wiederum kann ein Blutgerinnsel entstehen. Wenn dieses Gerinnsel klein ist, kann es sein, dass wir diesen Vorgang gar nicht bemerken, weil die Faszien, die um die Organe herumgebaut sind und diese einwickeln wie Taschen, sofort in den Heilungsprozess gehen und so dieses Gerinnsel für uns unbemerkt wieder auflösen. Dies kann geschehen, weil in den Faszien winzig kleine Messfühlerchen sind, so genannte Mechanorezeptoren, die erfassen, wenn etwas im Körper nicht in Ordnung ist, und sich sofort an die Reparaturarbeit machen.
Was geschieht nun bei einem Herzinfarkt ?
Kommen wir noch einmal zum Gerinnsel. Ist dieses groß genug, kann es einen Großteil des Gefäßes verlegen oder gar verschließen. Dann kommt es entweder zu einer Herzrhythmusstörung, zu einem Herzinfarkt oder– bei schwerer Durchblutungsstörung – zum plötzlichen Herztod. Wie geht es nach einem Infarkt weiter ? Wir haben gelernt, dass durch das plötzliche Versiegen des Blutflusses die Herzmuskelzellen in eine Art Schockzustand geraten. Wenn die Durchblutung rasch wiederhergestellt werden kann, so können sich die Herzmuskelzellen wieder erholen.
Wenn nicht – dann sterben die Zellen ab und es entsteht eine Narbe. Das Nebeneinander von gesunden und geschädigten Zellen im Herzmuskel führt häufig zu Herzrhythmusstörungen beim akuten Herzinfarkt. Wenn diese Störungen im Herzrhythmus nun sehr stark sind, dann hört das Herz zu pumpen . Statt des normalen Herzschlages kommt es zu ungeordneten Zuckungen, und daraus wiederum folgt ein Herzkreislaufstillstand. Wenn er nicht durch die Abgabe eines elektrischen Schocks beseitigt werden kann, führt dieser Stillstand innerhalb von wenigen Minuten zum Tod.
Wie sollst Du Dich während eines Herzinfarktes verhalten ?
Nachdem Du seit Beginn des Verdachtes auf Herzstillstand die Notrufnummer 112 oder 144 gewählt hast, musst du durch die Herzdruckmassage im Rahmen der Wiederbelebung die Zeit bis zur Abgabe des rettenden Elektroschocks (Defibrillation) überbrücken.

Wir wissen nun, dass bei einem größeren Gerinnsel im Gefäß die Durchblutung gestört ist. Es können starke Brustschmerzen entstehen, die als „Angina Pectoris“ bekannt sind. Dies ist immer ein Alarmzeichen und Du musst dann sofort den Notarzt rufen. Manchmal kommt auch der sogenannte „stumme“ Infarkt vor. Stumm wird er deshalb genannt, weil der Patient, die Patientin ihn selbst gar nicht erkennt. Dies geschieht am ehesten bei Menschen, die an Zuckerkrankheit (Diabetes) leiden. Die meisten Betroffenen verspüren dabei aber sehr starke Schmerzen. Auch stellt sich eine Unruhe ein, die sich bis zur Todesangst steigern kann. Der Patient, die Patientin hat Schweißausbrüche, wobei sich der Schweiß kalt anfühlt.
Alle diese Symptome können bereits nach Sekunden oder Minuten abklingen. Das ist deshalb so fatal, weil wir die Anzeichen dann fälschlicherweise als vorübergehendes Phänomen einschätzen könnten. Wer möchte schon für den Tod eines Patienten verantwortlich sein, nur weil man die Zeichen nicht richtig gedeutet hat? Wenn sich diese typischen Beschwerden auch im Ruhezustand einstellen, dann deutet alles auf eine Angina Pectoris (lat.: Enge der Brust) hin. Dann besteht Lebensgefahr!

Welche Symptome zeigen sich?
Ein Herzinfarkt kann sich durch die folgenden Symptome und Schmerzen äußern:
- Schwere, lang andauernde Schmerzen im Brustkorb, die in beide Arme, in den Bauch, zwischen die Schulterblätter und in den Unterkiefer ausstrahlen
- Oft wird ein Brennen im Brustkorb gespürt, auch können
- Schmerzen im Hals oder Oberbauch auftreten
- Starkes Engegefühl, Brennen oder heftiger Schmerz im Brustkorb
- Zusätzlich zum Brustschmerz Erbrechen
- Bei Frauen sind Luftnot, Übelkeit und Erbrechen oft alleinige Alarmzeichen
- Blasse, fahle Gesichtsfarbe und kalter Schweiß, das Gesicht drückt die unmittelbare Bedrohung aus und ist oft bis zur Fremdheit verändert
- Luftnot, die zum plötzlichen Hinsetzen oder Hinlegen zwingt
- Plötzlicher Kreislaufzusammenbruch (Kollaps mit und ohne Bewusstlosigkeit)
Haben Männer und Frauen dieselben Vorzeichen vor einem Herzinfarkt?
Nein, das Fatale ist, dass Frauen die Vorzeichen oft falsch einschätzen. Früher noch eine typische Männerkrankheit, steigt die Zahl der Herzinfarkte beim weiblichen Geschlecht seit einigen Jahren.
- Rauchen in Kombination mit Übergewicht
- hoher Cholesterinspiegel
- Bluthochdruck
- zu wenig Bewegung
- Stress
Dies sind begünstigende Faktoren. Frauen verspüren nur selten die beschriebene Enge oder Schmerzen in der Brust.
Stattdessen fühlen sie:
- extreme Müdigkeit,
- haben Schlafstörungen,
- erleben einen Leistungseinbruch,
- sind kurzatmig,
- haben Schwindelgefühle,
- Schmerzen im Oberbauch oder zwischen den Schulterblättern und
- haben keinen Appetit,
- Erbrechen oder Übelkeit
Aber auch gänzlich untypische Beschwerden wie häufiges Schwitzen oder Angstgefühle können Hinweise auf einen Herzinfarkt sein.
Am Ende fahren sie sogar noch selbst ins Krankenhaus oder wenn sie Pflegebedürftige sind, tun sie die Schmerzen ab. Schließlich wollen sie nicht noch mehr Aufwand erzeugen. Viele Frauen sind auf diese Art und Weise schon gestorben. Deswegen ist es bei ihnen ganz besonders wichtig, auf die obigen Zeichen zu achten. Alarmierend ist auch, dass zwei Drittel der Betroffenen vorher noch nie über Herzprobleme geklagt haben.
Was kannst Du tun, wenn ein Pflegebedürftiger oder Angehöriger einen Herzinfarkt erleidet?
Bei den ersten Anzeichen eines Herzinfarkts ist sofort der Rettungsdienst über die europaweite Notrufnummer 112, die Rettung mit 144 oder der Notarzt, die Notärztin zu holen, sobald Du auch nur eines der obigen Symptome wahrnimmst.
Maßnahmen durch Angehörige / Hilfskräfte:
Auch medizinisch ungeschulte Menschen sollen die typischen Anzeichen erkennen und Sofortmaßnahmen setzen. Nach dem Absetzen des obigen Notrufes sind je nachdem, ob die oder der Betroffene bei Bewusstsein ist oder nicht, verschiedene Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen.
Die oder der Betroffene ist bei Bewusstsein:
Oberkörper hoch lagern, damit der Blutrückfluss etwas vermindert wird und somit das Herz entlastet. Stress rausnehmen: erst einmal uns selbst beruhigen. Meistens ist in Notfällen der Körper so in Alarmbereitschaft, dass wir automatisch ruhig werden. Wenn nicht – lass Dir deine Angst wenigstens dem, der Betroffenen gegenüber nicht anmerken, um ihm zu helfen. Rede wir beruhigend auf ihn ein. Öffne beengende Kleidungsstücke, mach den Gürtel und Hemdknöpfe auf... Beginne bei plötzlichen Atemstillstand sofort mit der Wiederbelebung.
Die oder der Betroffene ist bewusstlos:
- Sprich die Patientin, den Patienten laut an
- Setze Schmerzreize, zum Beispiel, indem du sie oder ihn kneifst
- Kontrolliere die Atmung: Kopf überstrecken, Hören, Sehen, Fühlen des Atems für mindestens zehn Sekunden.
Ist die Atmung vorhanden, lege den Patienten, die Patientin in die stabile Seitenlage und überwache weiter die Atmung. Führe dann 30-mal die Herzdruckmassage durch, indem du den Druckpunkt auf findest. Ertaste dazu das obere und untere Ende des Brustbeins, drücke in der Mitte davon vier bis fünf Zentimeter tief mit einer Frequenz von mindestens 100-mal pro Minute. Beatme danach zwei Mal.
Maßnahmen durch die Notärztin, den Notarzt:
Die Notärztin, der Notarzt oder die Rettungssanitäterin, der Rettungssanitäter führen eine rasche Notfalluntersuchung durch:
- Bewusstseinslage
- Pulsfrequenz
- Atmung
- Blutdruck
- Sauerstoffsättigung im Blut
Danach wird bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sofort ein EKG gemacht, welches für die weitere therapeutische Vorgangsweise entscheidend ist. Die Notärztin, der Notarzt legt einen Zugang in die Vene, um sofort eine Therapie beginnen zu können. Sobald die Patientin, der Patient transportiert werden kann, wird schnellstens ins nächste Spital gefahren. Dabei überwacht das Notarztteam laufend sämtliche Kreislaufparameter. Die Notärztin, der Notarzt muss jederzeit mit einer Verschlechterung bis zum Atem Kreislaufstillstand rechnen und darauf vorbereitet sein – schließlich hat ein Herzinfarkt eine hohe Komplikationsrate.

Informiere währenddessen das Krankenhaus. Die Entscheidung, welches Krankenhaus angefahren wird, ist abhängig vom
- Krankenhaustyp (Schwerpunktspital mit Herzkatheterlabor, Grundversorgung Krankenhaus ohne Herzkatheter Labor),
- der Entfernung und
- dem Zustand der Patientin/des Patienten
Gegebenenfalls kann bei langen Transportzeiten bereits im Notarztwagen mit der so genannten Reperfusionstherapie begonnen werden.

NORA´S TIPP
Die ersten Minuten bis zwei Stunden sind für die Prognose entscheidend. Je früher Du eine Therapie einleitet, desto weniger koronares Hirngewebe stirbt ab. Dies erhöht deutlich die Chance, zu überleben. Du musst also sicherstellen, dass vom Notruf bis zur Wiedereröffnung der Herzkranzgefäße auf jeden Fall weniger als 2 Stunden vergehen, um Deine Lieben und Pflegebedürftigen zu retten. Lasse dich auch von diesen nicht abwimmeln lassen, sondern handle sofort, das legt Dir eindringlich ans Herz
Deine, Nora
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