Pflege ABC - H wie Herzinfarkt

Ein Herzinfarkt ist nicht nur ein medizinischer Notfall – er bringt auch eine Welle an Unsicherheit und Verantwortung mit sich, besonders für Angehörige. Wenn ein geliebter Mensch plötzlich über Schmerzen in der Brust klagt oder ungewöhnlich erschöpft wirkt, fühlen wir uns oft hilflos. Was kannst Du in dieser Ausnahmesituation tun? Und wie geht es danach weiter, wenn der Alltag plötzlich von Medikamentenplänen, Arztterminen und der Sorge um die Gesundheit Deiner Liebsten bestimmt wird?

Dieser Ratgeber gibt Dir konkrete Antworten, damit Du im Notfall richtig handeln und in der Zeit danach sinnvoll unterstützen kannst. Wir möchten Dir die Angst nehmen und Dir das nötige Wissen an die Hand geben. Denn Dein informierter, ruhiger Umgang mit der Situation kann nicht nur Leben retten, sondern auch die Genesung Deines Familienmitglieds entscheidend beeinflussen. Es ist ein neuer Weg, den Du nun gemeinsam mit Deinen Liebsten gehst – und Du musst ihn nicht allein beschreiten.

Mann greift sich schmerzerfüllt an die Brust, möglicherweise aufgrund eines Herzinfarkts oder anderer Herzprobleme.

Was ist ein Herzinfarkt?

Ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) entsteht, wenn eines der Herzkranzgefäße plötzlich verschlossen wird – meist durch ein Blutgerinnsel. Dadurch wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Bleibt die Durchblutung zu lange aus, sterben Herzmuskelzellen ab. Dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand.

Herzinfarkt-Symptome erkennen: Die wichtigsten Warnzeichen

Ein Herzinfarkt zeigt sich nicht immer mit den typischen, starken Brustschmerzen. Besonders bei Frauen, älteren Menschen oder Diabetikern können die Symptome untypisch oder schwächer sein. Es ist entscheidend, diese Unterschiede zu kennen, um rechtzeitig Alarm zu schlagen.

Typische Symptome im Vergleich

Herzinfarkt-Symptome bei Männern und Frauen

Symptom Bei Männern Bei Frauen
Brustschmerzen Häufig stark und ausstrahlend Oft unklar oder fehlend
Atemnot Häufig Sehr häufig, auch isoliert
Übelkeit / Erbrechen Möglich Sehr häufig
Kalter Schweiß / Blässe Ja Ja
Angst / Unruhe Ja Ja
Oberbauch- / Rückenschmerzen Selten Häufig

 

Soforthilfe: Richtig handeln im Notfall

Je schneller gehandelt wird, desto größer die Überlebenschance und desto geringer die Schäden am Herzen. Zögere niemals, den Notruf zu wählen.

CPR-Training mit Defibrillator auf einer Puppe. Person trägt Handschuhe und bereitet die Defibrillatorpads vor.

So handelst Du richtig:

  • Sofort den Notruf wählen: Wähle in Deutschland die 112 und in Österreich die 144. Schildere die Situation präzise.
  • Die betroffene Person beruhigen: Sprich ruhig und beruhigend mit ihr. Öffne enge Kleidung am Hals und an der Brust, damit die Atmung leichter fällt.
  • Oberkörper leicht aufrichten: Eine sitzende Position mit leicht aufgerichtetem Oberkörper erleichtert das Atmen.
  • Nicht alleine lassen: Bleibe bei der Person, bis die Rettungskräfte eintreffen.
  • Bei Bewusstlosigkeit: Prüfe die Atmung. Wenn keine Atmung vorhanden ist, starte sofort mit der Herzdruckmassage.

 

Die Pflege nach dem Herzinfarkt: Schritt für Schritt

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus beginnt für Dich als Angehörige:r eine entscheidende Phase. Die Pflege erfordert Geduld, Struktur und ein offenes Auge für Warnzeichen.

Die Phasen der Genesung

Die Pflege nach einem Herzinfarkt gliedert sich in verschiedene Phasen, die jeweils andere Schwerpunkte haben:

Vergleich Akutphase vs. Langzeitpflege nach Herzinfarkt

Pflegephasen nach Herzinfarkt

Phase Ziel der Pflege Maßnahmen Wer unterstützt?
Akutphase (1–7 Tage) Stabilisierung & Schonung Lagerung, Medikamentengabe, Vitalzeichenkontrolle Klinikteam, Entlasspflege
Frührehabilitation (2–4 Wochen) Mobilisierung & Alltagstraining Bewegungsübungen, Ernährung anpassen Hausarzt, Reha-Team
Langzeitpflege (ab Woche 5) Rückfallprophylaxe & Selbstständigkeit Herzgesunde Ernährung, Tagesstruktur, Begleitung Angehörige, Pflegedienst

 

Das Herz stärken: Ernährung und Bewegung

Eine herzgesunde Ernährung und gezielte Bewegung sind entscheidend für die Genesung. Unterstütze Deine Liebsten dabei.

Empfohlene Ernährung nach Herzinfarkt (Herzgesund)

Herzgesunde Ernährung: Was ist empfehlenswert?

Lebensmittel Empfehlenswert ✅ Meiden ❌
Vollkornprodukte
Obst & Gemüse
Fettarme Milchprodukte
Transfette / Fertiggerichte
Gesättigte Fette (Wurst, Butter)
Salz in großen Mengen

 

Warnzeichen im Blick behalten

Regelmäßige Kontrollen geben Sicherheit. Achte auf Veränderungen im Befinden, denn sie können auf Komplikationen hindeuten.

Warnzeichen – Wann muss medizinische Hilfe geholt werden?

Wichtige Warnsymptome nach Herzinfarkt

Symptom Bedeutung Reaktion
Plötzliche Atemnot Möglicher Rückfall oder Belastung Sofort ärztlich abklären
Engegefühl in der Brust Warnzeichen für Herzbelastung Ruhe + Notruf bei Verschlimmerung
Ungewöhnliche Müdigkeit Zeichen für Unterversorgung Schonung & Arztkontakt
Herzstolpern oder -rasen Rhythmusstörung möglich Vitalwerte prüfen, Arzt informieren
Verwirrtheit / Sprachprobleme Möglicher Schlaganfall Sofort 112 rufen

 

Pflegegrad nach einem Herzinfarkt: Was Dir zusteht

Eine Pflegekraft hält einfühlsam die Hand einer Patientin, die im Bett liegt, in einem hellen, ruhigen Raum.

 

Wenn nach einem Herzinfarkt dauerhafte Einschränkungen wie Erschöpfung oder eingeschränkte Mobilität bestehen, hast Du Anspruch auf Unterstützung. Das System ist in Deutschland und Österreich unterschiedlich geregelt, sichert Dir aber in beiden Ländern wichtige Leistungen.

In Deutschland: Der Pflegegrad

In Deutschland wird die Unterstützung über den Pflegegrad geregelt. Wenn die Selbstständigkeit Deines Angehörigen dauerhaft eingeschränkt ist, kann ein Antrag bei der Pflegekasse gestellt werden.

  • Antragstellung: Den Antrag stellst Du bei der Pflegekasse. Anschließend erfolgt eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD), der den Grad der Einschränkung feststellt.
  • Leistungen: Je nach Pflegegrad stehen Dir verschiedene Leistungen zu, die Dir finanzielle und organisatorische Entlastung verschaffen.

 

In Österreich: Die Pflegestufe

In Österreich wird die Höhe der finanziellen Unterstützung durch das Pflegegeld über die Pflegestufe festgelegt.

  • Antragstellung: Der Antrag auf Pflegegeld wird bei der zuständigen Stelle (Pensionsversicherungsträger) gestellt. Ein Gutachter stellt dann den tatsächlichen Pflegebedarf fest.
  • Leistungen: Das Pflegegeld ist eine monatliche finanzielle Leistung, die flexibel für die Organisation der Pflege genutzt werden kann.

 

Leistungen im Überblick: Was Dir zusteht

Pflegeleistungen: Deutschland vs. Österreich

Leistung Deutschland (Pflegegrad) Österreich (Pflegestufe)
Finanzielle Leistung Pflegegeld (monatliche Zahlung) Pflegegeld (monatliche Zahlung)
Entlastung Verhinderungspflege (jährlicher Betrag für Auszeiten) Ersatzpflege (Zuschüsse, z.B. für Urlaub)
Hilfsmittel Zuschüsse für Pflegehilfsmittel (z.B. Rollator, Pflegebett) Zuschüsse für Pflegehilfsmittel (z.B. Rollator, Pflegebett)
Professionelle Unterstützung Ambulante Dienste und Tagespflege Mobile Dienste und Tagespflege

 

Auch Du bist wichtig: Selbstfürsorge für Pflegende

Pflege bedeutet Verantwortung – aber nicht Aufopferung. Achte auch auf Deine eigene Gesundheit, um langfristig stark bleiben zu können.

  • Hole Dir Unterstützung: Plane Auszeiten und nutze Angebote wie ambulante Pflegedienste oder eine 24-Stunden-Betreuung.
  • Sprich darüber: Tausche Dich mit Freunden, anderen Angehörigen oder Beratungsstellen aus. Du bist nicht allein!
  • Informiere Dich: Nimm an Pflegekursen teil, die von Krankenkassen angeboten werden.

Wenn Du Dich überfordert fühlst oder Unterstützung bei der Antragsstellung benötigst, kannst Du Dich an Beratungsstellen oder Deine Kranken- bzw. Pensionsversicherung wenden. Sie helfen Dir, den richtigen Weg zu finden.

 

Grafik von Krankenschwester Nora mit einem Stethoskop um den Hals und dem Text 'Noras Fazit' auf einem grünen Banner. Abschlussbemerkung oder Zusammenfassung im Gesundheitsbereich.

Mit Sicherheit und Vertrauen pflegen! Die pflege herzinfarkt beginnt mit dem Verstehen – und lebt von Aufmerksamkeit, Struktur und Herz. Als Angehörige:r kannst Du einen entscheidenden Unterschied machen – wenn Du weißt, worauf es ankommt.

Lass Dich unterstützen, bleib informiert und achte auch auf Dich. Denn gute Pflege gelingt nur, wenn sich alle Beteiligten sicher fühlen. Bei noracares findest Du erfahrene Pflegekräfte, die Dich entlasten und für Sicherheit und Geborgenheit sorgen.

Gemeinsam schaffen wir das.

 

Ein türkisfarbener Banner mit weißem Text, der 'Noras Häufig gestellte Fragen' lautet. Auf der rechten Seite befindet sich eine illustrierte Avatarfigur einer Krankenschwester mit blonden Haaren, die eine türkise Krankenschwester-Mütze mit einem weißen Kreuz, einen weißen Kragen und ein Stethoskop um den Hals trägt
Regelmäßige Medikamentengabe, Blutdruckkontrolle, Ruhezeiten und eine herzgesunde Ernährung sind entscheidend. Beobachte jede Veränderung und handle frühzeitig.
Unterstütze beim Alltag, plane feste Abläufe, achte auf Symptome und überfordere weder die betroffene Person noch Dich selbst.
Mobilisierung, Vitalzeichenkontrolle, Ernährung, Medikation und emotionale Stabilität sind die wichtigsten Pflegemaßnahmen nach einem Herzinfarkt.
Wenn dauerhaft körperliche oder psychische Einschränkungen bestehen, kann ein Pflegegrad beantragt werden. Eine Begutachtung durch den MD in Deutschland oder MEDIC in Österreich entscheidet über die Einstufung.
Pflegegeld, Entlastungsleistungen, Pflegekurse, Beratungsstellen und die Unterstützung durch ambulante Dienste oder eine 24-Stunden-Pflege sind mögliche Hilfen für pflegende Angehörige.

 

Grafisches Logo von Noras Wissenschatz, einer Sammlung von Informationen für Pflegekräfte. Ideal zur Darstellung von Pflegewissen und Ratschlägen.
  • Herzinfarkt (Myokardinfarkt): Ein medizinischer Notfall, bei dem ein Teil des Herzmuskels aufgrund einer mangelnden Blutversorgung abstirbt.
  • Myokard: Der Herzmuskel.
  • Plaque: Ablagerung an den Wänden der Arterien, die zu deren Verengung führt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen kann.
  • Vitalzeichen: Wichtige medizinische Anzeichen wie Puls, Blutdruck, Atemfrequenz und Körpertemperatur, die den Gesundheitszustand anzeigen.
  • Thrombose: Die Bildung eines Blutgerinnsels in einem Blutgefäß, das den Blutfluss behindern kann.
  • Krankenpfleger:in: Eine medizinische Fachkraft, die sich um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Patienten kümmert.