Urlaub und Pflege – geht das überhaupt?
Urlaub und Pflege? Kein Widerspruch!
Viele pflegende Angehörige stellen sich genau diese Frage: Darf ich mir überhaupt eine Auszeit nehmen? Was passiert in dieser Zeit mit meiner Mutter, meinem Vater oder meinem Partner, der Pflege braucht? Die gute Nachricht ist: Ja, Du darfst – und Du sollst. Denn Erholung ist kein Luxus, sondern eine wichtige Ressource, um langfristig für andere da sein zu können.
Mit der richtigen Planung, finanziellen Unterstützungen und professionellen Angeboten wird aus dem scheinbar Unmöglichen ein ganz realisierbarer Wunsch. Ob Du alleine verreisen möchtest, neue Kraft tanken willst oder gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person eine erholsame Zeit verbringen möchtest – es gibt viele Wege, wie das funktioniert.
In diesem Artikel zeigen wir Dir, wie Du trotz Pflegeverantwortung den wohlverdienten Urlaub genießen kannst. Wir geben Dir praktische Tipps, stellen Dir Fördermöglichkeiten vor und zeigen Dir, wie noracares Dich dabei unterstützen kann, die passende Betreuung für Deine Liebsten zu organisieren – damit Du mit gutem Gefühl entspannen kannst.
Erholungsurlaub, Kur oder Reha für pflegende Angehörige
Kur oder Reha: Entlastung mit medizinischer Begründung
Pflege ist mehr als eine Aufgabe – sie ist ein Vollzeitjob. Viele Angehörige stemmen diese Verantwortung oft über Jahre hinweg, ohne Pause, ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit. Dabei ist es vollkommen legitim – und notwendig –, auch auf sich selbst zu achten. Genau dafür gibt es in Österreich gezielte Angebote wie Kuren oder Rehabilitationsaufenthalte, die von der Kranken- oder Pensionsversicherung gefördert werden.
Der Unterschied:
- Eine Kur dient der Vorsorge, etwa bei Überlastung, Rückenschmerzen, Stress oder Schlafstörungen.
- Eine Reha ist dann vorgesehen, wenn bereits gesundheitliche Einschränkungen oder Erkrankungen bestehen, die behandelt werden müssen – z. B. nach einem Bandscheibenvorfall oder bei psychischer Erschöpfung.
Die Voraussetzung für beide Varianten ist eine medizinische Notwendigkeit, die von Deinem Hausarzt oder Deiner Hausärztin in einem ärztlichen Attest bestätigt wird. Dieses Attest wird gemeinsam mit dem Antrag beim zuständigen Sozialversicherungsträger (z. B. Pensionsversicherungsanstalt oder ÖGK) eingereicht. Nach Prüfung erhältst Du eine Genehmigung oder Ablehnung – je nach individueller Einschätzung.
Ersatzpflege als Urlaubsvertretung: Entspannt verreisen trotz Pflegeverantwortung
Nicht immer liegt eine medizinische Indikation vor – aber trotzdem kann die Pflegebelastung zu groß werden. Auch dann musst Du nicht auf Urlaub verzichten. Denn mit der Ersatzpflege bietet das Sozialministeriumservice pflegenden Angehörigen eine finanzielle Unterstützung für eine temporäre Vertretung, damit Du neue Kraft tanken kannst.
Voraussetzungen für die Förderung:
- Du pflegst seit mindestens einem Jahr einen nahen Angehörigen mit Pflegegeld der Stufen 3 bis 7
- Bei nachgewiesener Demenz oder bei minderjährigen Pflegebedürftigen reicht bereits Pflegestufe 1
- Die Ersatzpflege dauert mindestens 7 Tage, bei Demenz oder Kindern reichen 4 Tage
Wie hoch ist die finanzielle Unterstützung?
Die Förderung bewegt sich je nach Pflegestufe und Situation zwischen 1.200 € und 2.500 € pro Jahr. Wichtig: Es gelten Einkommensgrenzen. Das monatliche Nettoeinkommen darf dabei nicht übersteigen:
- 2.000 € für Pflegestufe 1–5
- 2.500 € für Pflegestufe 6–7
Welche Situationen sind förderfähig?
Neben Urlaubsreisen kannst Du Ersatzpflege auch bei Krankheit, beruflichen Auslandsaufenthalten oder familiären Notfällen beantragen. Wichtig ist immer: Du brauchst eine dokumentierte Pflegegeschichte und eine passende Vertretungsperson – etwa eine mobile Pflegekraft, ein Pflegedienst oder eine vertraute Person.
Urlaubszuschuss für pflegende Angehörige
Pilotprojekte & Modelle zur finanziellen Entlastung
Pflegende Angehörige leisten täglich Großes – oft unentgeltlich und über Jahre hinweg. Um ihnen zumindest eine kleine Auszeit zu ermöglichen, setzen immer mehr Bundesländer gezielte Förderprojekte um. Besonders Oberösterreich geht mit gutem Beispiel voran und hat ein Pilotprojekt für Urlaubszuschüsse gestartet, das auch 2024/2025 weitergeführt wird.
Auch in Niederösterreich, Tirol und Kärnten existieren vergleichbare Modelle. Ziel ist es, pflegende Angehörige finanziell zu entlasten und gleichzeitig echte Erholungsräume zu schaffen – ohne schlechtes Gewissen.
Was wird gefördert?
Je nach Bundesland kannst Du eine finanzielle Unterstützung für einen Urlaub in Österreich beantragen – entweder alleine oder gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person. Die Höhe des Zuschusses hängt dabei von der Pflegestufe und dem Reiseziel ab. Gefördert werden sowohl klassische Erholungsurlaube als auch Kuraufenthalte oder betreute Reisen in Pflegehotels.
Wichtig: Die Förderungen sind immer zeitlich begrenzt, haben klare Einkommensgrenzen und müssen rechtzeitig nach dem Urlaub beantragt werden.
Beispiel aus der Praxis: Elisabeth gönnt sich eine Pause
Elisabeth (63) aus Amstetten pflegt seit über drei Jahren ihre Schwester – mit Demenzdiagnose. Als sie im Frühling von der Urlaubsaktion in Niederösterreich erfuhr, beantragte sie den Zuschuss und verbrachte gemeinsam mit ihrer Schwester eine Woche in einem Pflegehotel im Waldviertel.
„Ich war nervös – aber es war die beste Entscheidung. Ich hatte Zeit zum Durchatmen, meine Schwester wurde liebevoll betreut, und wir konnten trotzdem gemeinsam essen und Spaziergänge machen. Ohne den Zuschuss hätte ich das finanziell nicht geschafft.“
Antragstellung leicht gemacht
Um den Urlaubszuschuss zu erhalten, brauchst Du meist:
- einen Pflegegeldbescheid (ab Stufe 3, bei Demenz auch Stufe 1 oder 2 möglich)
- einen Nachweis über den Urlaub (z. B. Hotelrechnung, Buchungsbestätigung)
- einen Wohnsitznachweis im jeweiligen Bundesland
- ggf. Nachweis der Hauptpflege durch Dich
- und ein formloses Antragsformular, erhältlich bei der Landesregierung oder Pflegestellen
Urlaub mit Pflegebedürftigen: Gemeinsam Auszeit erleben – mit Sicherheit
Pflegehotels, Reiseservices & neue Möglichkeiten
Nur weil ein Mensch pflegebedürftig ist, muss er nicht auf Urlaubsfreude verzichten – und Du als pflegender Angehöriger auch nicht. In den letzten Jahren hat sich in Österreich und Deutschland eine neue Form des Reisens etabliert: Pflegeurlaub mit Betreuung und Hotelkomfort.
Immer mehr Hotels und Kurhäuser haben sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Pflegebedarf spezialisiert. Das bedeutet für Dich: Entlastung, ohne Trennung – gemeinsame Zeit, aber mit professioneller Unterstützung vor Ort. Und das Beste: Viele dieser Angebote sind förderfähig oder kombinierbar mit Ersatzpflege-Leistungen.
Pflegehotels in Österreich
Zahlreiche Häuser bieten mittlerweile:
- Barrierefreie Zimmer mit modernen Notrufsystemen
- Pflegeleistungen durch diplomiertes Fachpersonal
Wellnessangebote und Ausflugsprogramme - Verpflegung für spezielle diätische Anforderungen
- Optionale Intensivpflege oder Nachtbetreuung
Besonders empfehlenswerte Einrichtungen sind z. B.:
- Pflegehotels & "Erholungstage" (u. a. in St. Veit, Wien oder Bad Ischl)
- Kur- und Pflegekombinationen bei "K.u.r.+" in Bad Hall (OÖ) – Angehörige genießen Kur, Pflegebedürftige wohnen im nahen Pflegehaus
- Haus St. Teresa der Barmherzigen Brüder Linz – auch für begleitete Reha-Aufenthalte geeignet
Diese Angebote ermöglichen es Dir, Kraft zu tanken – und gleichzeitig in Nähe Deines geliebten Menschen zu bleiben. Viele Einrichtungen bieten entlastende Tagesstrukturen sowie Pflegebetreuung auf Abruf, während Du zur Ruhe kommst.
Urlaub mit Pflegebedürftigen in Deutschland
Deutschland ist Vorreiter im Bereich barrierefreier und pflegegerechter Urlaubsangebote. Reiseveranstalter wie:
bieten spezialisierte Reisen für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf an. Die Reisen umfassen:
- Rollstuhltransporte
- Unterbringung in barrierefreien Hotels mit Pflegediensten
- Reisebegleitung und 24h-Assistenz
- Freizeitprogramm, medizinische Versorgung und Hilfe im Alltag
Ob Nordsee, Allgäu oder Schwarzwald – viele Regionen haben sich auf diese Zielgruppe eingestellt. Auch Pflegehotels in Bayern oder Pflegewellness-Zentren in Mecklenburg-Vorpommern gehören zu den Top-Adressen.
Gemeinsam reisen – mit oder ohne Pflegekraft
Wusstest Du, dass es auch Pflegekräfte gibt, die auf Wunsch mit in den Urlaub fahren? Über Plattformen wie noracares kannst Du gezielt nach Betreuer:innen suchen, die Urlaubsbegleitungen oder Auslandsaufenthalte übernehmen – flexibel, liebevoll und persönlich abgestimmt.
Das ist besonders hilfreich, wenn Du:
- selbst eine Kur machst und Deinen Angehörigen gut betreut wissen willst
- gemeinsam verreisen, aber Verantwortung teilen möchtest
- einfach eine Begleitung suchst, die professionell unterstützen kann
Noras Checkliste für einen gelungenen Pflegeurlaub
Tipp aus der Praxis: Urlaub im Burgenland mit Unterstützung
Karin (67) pflegt ihren Ehemann mit Parkinson. Dank eines Pflegehotels im Burgenland konnten sie gemeinsam verreisen – mit Entlastung durch diplomiertes Pflegepersonal und barrierefreier Unterkunft. „Ich hatte endlich wieder Zeit für mich – ohne schlechtes Gewissen“, sagt Karin. „Und mein Mann wurde bestens betreut.“
Urlaub trotz Pflegeverantwortung? Ja – und Du verdienst ihn.
Pflegende Angehörige leisten täglich Unglaubliches. Doch auch Held:innen brauchen eine Pause – nicht nur, um neue Kraft zu schöpfen, sondern auch, um langfristig gesund und belastbar zu bleiben.
Der Wunsch nach Erholung und Auszeit ist kein Egoismus, sondern eine kluge Entscheidung für Dich selbst und Deine Liebsten. Ob Kur, Ersatzpflege, Urlaubszuschuss oder eine gemeinsame Reise mit Pflegekraft – es gibt viele Wege, wie Du Entlastung und Unterstützung bekommen kannst.
noracares ist an Deiner Seite: Wir helfen Dir, die passende Betreuung zu finden – für zuhause, als Urlaubsvertretung oder für gemeinsame Reiseerlebnisse. Direkt, menschlich und ohne Umwege über teure Agenturen.
Mach den ersten Schritt zur Entlastung – und plane Deinen nächsten Urlaub mit einem guten Gefühl.
- Ersatzpflege: Vertretung durch Pflegekraft während Auszeit der Hauptpflegeperson
- Pflegegeld: Finanzielle Unterstützung für Menschen mit Pflegebedarf
- Pflegehotel: Unterkunft mit Pflegepersonal und barrierefreier Infrastruktur
- Urlaubszuschuss: Finanzielle Unterstützung für Urlaub von pflegenden Angehörigen
- Kur/Reha: Medizinische Maßnahmen zur Erholung oder Behandlung
- noracares: Plattform zur direkten Vermittlung zwischen Pflegekräften und Familien