Pflege ABC: K wie Keime

Keime auf Abwegen! Ist Händewaschen genug?
Keime sind überall – doch was kannst du tun, wenn sie mal dorthin gelangen, wo sie nicht hingehören? Gerade in der Pflege ist der richtige Umgang mit Keimen entscheidend, um unsere Pflegebedürftigen bestmöglich zu schützen. In diesem Artikel zeigen wir dir einfache Tipps und Maßnahmen, wie du die Ausbreitung von Keimen verhindern kannst – von gründlichem Händewaschen bis zu weiteren wichtigen Hygieneschritten.

 

Verschiedene bunte Mikroorganismen, die unter einem Mikroskop dargestellt werden, umgeben von einem schwarzen Hintergrund.

 

 

Keime sind millionenfach in uns und um uns herum. Sie halten uns am Leben, halten uns gesund – sofern sie dort sind, wo sie hingehören. Wenn sie aber an falsche Orte gelangen… dann werden sie zu Krankheitserregern. Wie wir Menschen auf diese “bösen” Keime reagieren, hängt davon ab, wie alt und wie gesund wir sind. Keime in der Pflege sind ein wichtiges Thema, weil wir es bei unseren Pflegebedürftigen meistens mit älteren, oftmals vorerkrankten und somit Menschen mit einem schwächeren Immunsystem zu tun haben. Sie sind besonders gefährdet, ernsthaft an diversen Erregern zu erkranken. Aber was sind eigentlich “böse” Keime, woher kommen sie und wann werden sie gefährlich? Das alles und vieles mehr erfährst Du in unserem Blogartikel.

Ein blauer Cartoon-Bakterien-Charakter mit großen Augen und stacheligen Antennen, der freundlich aussieht.

 

Was ist ein Keim im Körper?

Keime werden auch als Mikroorganismen, als „Kleinstlebewesen“ bezeichnet. Zu ihnen gehören Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze, die sich millionenfach im Körper und in unserer Umwelt befinden – man kann sagen, die ganze Welt ist voller Keime. Ein Keim im Körper ist also etwas ganz Normales und Gesundes. Vielfach sogar sehr wichtig. Nur wenn ein Keim an den falschen Ort gerät – dann wird es für uns gefährlich.

Nahaufnahme eines Wissenschaftlers, der zwei Petrischalen mit Bakterienkulturen in den Händen hält, eine rote und eine gelbe Schale, während er Schutzbrille und Handschuhe trägt.

 

“Gute” und “böse” Keime

Vereinfacht gesagt, gibt es gutartige und bösartige Keime. Wenn letztere an einem Ort sind, an den sie nicht gehören, können sie dort Schaden anrichten. Dann werden sie zu Krankheitserregern. Sicher hast Du schon einmal von Salmonellen gehört. Viele Hühner sind von ihnen besiedelt, ohne jemals zu erkranken.

Für einen Menschen, der ein nicht ganz durchgegartes Huhn isst, können diese Salmonellen jedoch gefährlich werden. Denn wenn diese Keime in unseren Körper gelangen, kann sich eine Infektion bilden und eine Salmonellenvergiftung die Folge sein. Die Beschwerden bei einer Infektion hängen davon ab, wo im Körper sie auftritt. Generell können bei Infektionen folgende Symptome auftreten:

  • Fieber
  • Husten
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Schmerzen

"Gute" Keime, auch bekannt als probiotische Bakterien, spielen dagegen eine wesentliche Rolle für die menschliche Gesundheit. Sie unterstützen die Verdauung, stärken das Immunsystem und helfen bei der Bekämpfung schädlicher Mikroorganismen. Diese nützlichen Keime sind vor allem in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Sauerkraut und Kimchi zu finden.

Sie tragen zur Aufrechterhaltung eines gesunden Mikrobioms im Darm bei, was wiederum positive Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden und sogar die mentale Gesundheit haben kann. Durch die Förderung einer ausgewogenen Darmflora helfen gute Keime, Entzündungen zu reduzieren und das Risiko für verschiedene Erkrankungen zu senken.

 

Wie entsteht ein Keim ?

Alle diese Kleinstlebewesen verändern und vermehren sich ständig. Viele Arten verdoppeln sich etwa alle 20 Minuten durch die Zellteilung. Wenn es also beispielsweise um 12 Uhr 10.000 Keime sind, sind es um 12 Uhr 20 bereits 20.000 und um 12 Uht 40 bereits 40.000. Viele dieser Keime befinden sich im Blut. Sie "speichern" ihre Eigenschaften in den Genen. Wenn sich die Erreger vermehren, geben sie ihre Merkmale weiter.

Wir sprechen in der Fachsprache vom “genetische Code”, der sich immer ein wenig ändert. So, wie wir und die Tierwelt sich durch die Evolution entwickelt haben, so können sich auch die Mikroorganismen veränderten Lebensbedingungen anpassen. Dadurch können ganz neue Eigenschaften entstehen - bei Bakterien etwa die Fähigkeit, sich gegen bestimmte Antibiotika zu wehren.

Mikroskopische Darstellung von Bakterien mit langen fadenförmigen Anhängseln, die durch eine dunkle Umgebung schweben.

 

Wenn dann Antibiotika eingenommen werden, sterben andere, nicht-resistente Bakterien. Die resistenten Erreger überleben und breiten sich aus. Wenn ein Bakterium gegen ein Antibiotikum immun geworden ist,  kann es diese Immunität auch an andere Erreger in der Umgebung übertragen.

 

Wie gefährlich ist ein Keim?

Wenn es durch einen Keim zu einer Infektion im Körper kommt, kann daraus eine Entzündung werden. Je nachdem, wie stark unser Immunsystem ist, kann der Körper die Infektion entweder selbst heilen, indem er eine schützende Entzündung bildet, oder es kann ohne Behandlung zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) kommen. Das kann übrigens auch mit Behandlung passieren, nämlich dann, wenn der Keim resistent gegen eine Behandlung ist und nicht mehr auf Antibiotika anspricht. Dazu erfährst Du später mehr.

 

Wie werden Keime übertragen?

Im Covid19-Jahr 2020 haben wir alle eines gelernt: Keime übertragen sich hauptsächlich (über 80 Prozent) über die Hände. Auch auf Gegenständen – wie Türgriffen, Putztüchern und -schwämmen, Armaturen, Klodeckel, Taschen usw. hängen Keime und bleiben dort über einen gewissen Zeitraum haften. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Hände mehrmals am Tag gründlich zu waschen. Zudem solltest Du auch häufig benutzte Dinge und Geräte so oft wie möglich und nötig desinfizieren. 

 

Krankheiten als Folge von Infektionen

Keime können aber nicht nur direkt zu einer Blutvergiftung führen. Je nach Eintrittsort und Art des Keims gibt es verschiedene Krankheiten und Symptome, die als Folge einer Infektion auftreten können.

 

Wundinfektion

Nahaufnahme einer heilenden Wunde auf dem Knie einer Person, die mit einer Kruste bedeckt ist.

 

Besonders viele Keime gibt es im Krankenhaus. Dort wimmelt es von Kranken und somit von Krankheitserregern. Wenn in dieser Umgebung Infektionen auftreten, kann sich Eiter bilden, beispielsweise an Operationswunden. In den meisten Fällen sind Bakterien die Ursache für solche Wundinfektionen. Einige Bakterienarten können zudem schwere Folgeerkrankungen verursachen. Wundinfektionen sind die häufigste Form von Krankenhausinfektionen, und eine Heilung der Wunde ist erst möglich, wenn die Infektion vollständig beseitigt ist. 

Eine Wundinfektion wirkt zunächst nicht allzu gefährlich. Leider trügt der Schein aber und es gibt viele Fälle von betagten Patienten, die eigentlich „nur“ eine Infektion hatten und dann daran gestorben sind.. Diese Menschen schaffen es nicht, die Infektion zeitnah loszuwerden, bis schließlich auch die Heilung der Krankheit, wegen der sie ursprünglich ins Krankenhaus gekommen sind, nicht mehr möglich ist. Das verdeutlicht die Bedeutung von Hygiene und Infektionskontrolle in Krankenhäusern.

 

Harnwegsinfektion

Eine Ärztin mit einem Stethoskop hört die Brust eines älteren Mannes in einer Arztpraxis ab.

 

Die zweithäufigste Form der Infektion ist der Harnwegsinfekt. Meistens wird dieser durch Darmbakterien ausgelöst, die vom After in die Harnröhre kommen. Zu wenig Hygiene nach Toilettengängen und ungeschützter Geschlechtsverkehr begünstigen diese Infektion. Frauen sind aufgrund des kürzeren Harnleiters öfter von dieser Krankheit betroffen. Weitere Risikogruppen sind Menschen mit Diabetes mellitus oder Harnabflussstörungen.

Bemerkbar macht sich diese Erkrankung durch Blut im Urin, Schüttelfrost und Fieber sowie Schmerzen beim Wasserlassen. Mittels eines Urin-Teststreifens kann der Arzt diese Krankheit feststellen. Bei chronischer Erkrankung wird er Urinkulturen identifizieren und eine Blasenspiegelung verordnen sowie Antibiotika verschreiben.

 

Lungenentzündung

Diagramm der Lungen mit verschiedenen Arten von Bakterien, die Pneumonie verursachen können, einschließlich Mycoplasma pneumoniae und Streptococcus pneumoniae.

 

Die häufigste Form der Infektion in Intensivstationen ist die Lungenentzündung. Wir erkennen diese durch Fieber, Schüttelfrost und starkem Husten. Der Arzt kann die Lunge abhören und abklopfen sowie ein Röntgen, CT oder Ultraschall veranlassen. Neben Antibiotika kommen bei dieser Infektion häufig Hustendämpfer und sekretverflüssigende Medikamente zum Einsatz.

 

Blutvergiftung

Nahaufnahme von roten Blutkörperchen in einer dynamischen Bewegung, dargestellt in einer abstrakten, verschwommenen Umgebung.

 

Eine Blutvergiftung entsteht, wenn sich Krankheitserreger vom Entzündungsherd über die Blutbahn in den ganzen Körper ausbreiten. Genau genommen handelt es sich dabei nicht um eine Vergiftung, sondern um eine Abwehrreaktion des Körpers. Der Befall des Blutes durch Erreger kann nicht beseitigt werden, weshalb unser Immunsystem auf diesem Weg versucht, die Bakterien loszuwerden. Leider schadet das Immunsystem damit dem ganzen Körper.

Wir erkennen eine Blutvergiftung an folgenden Faktoren:

  • eine Abweichung der Körpertemperatur nach oben oder nach unten (<36°C oder >38°C)
  • ein erhöhter Puls (>90 Schläge/Minute)
  • eine erhöhte Atemfrequenz (>20 Atemzüge/Minute)
  • eine Abweichung in der Anzahl der weißen Blutkörperchen im Blut ( Leukozyten) (<4000/µL o. >12.000/µL)

Wenn Organe beeinträchtigt sind, sprechen wir von einer schweren Blutvergiftung (Sepsis). Wenn das Herz schließlich nicht mehr genügend Pumpkraft hat, sprechen wir von einem septischen Schock. Risikogruppen sind Menschen mit einem schwachen Immunsystem, wie etwa Krebspatienten nach einer Chemotherapie, Menschen mit Wunden oder Verletzungen, oder jene, denen Katheter in Blutgefäßen gesetzt worden sind. Auch Suchterkrankungen begünstigen diese Infektion.

Um eine Blutvergiftung zu heilen, muss zuerst die Grunderkrankung geheilt werden – chirurgisch oder durch Medikamente. Nach Möglichkeit wird dieser Ausgangspunkt der Blutvergiftung so schnell wie möglich beseitigt. Das ist bei etwa 80 % der Patienten möglich. Eine einfache Blutvergiftung wird mit Antibiotika behandelt.

 

Behandlung von Infektionen

Wir haben die Behandlungsmöglichkeiten der einzelnen Infektionsarten bereits angerissen. Nun möchten wir das noch etwas vertiefen: Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Behandlungsmethoden, die bei einer Infektion meistens angewandt werden: die Anwendung von Antibiotika und die MRSA-Sanierung.

 

Antibiotika

Eine Vielzahl von Medikamenten und eine Spritze, dargestellt in einer dunklen, dramatischen Umgebung.

 

Ein Antibiotikum tötet den Krankheitserreger im Normalfall ab. Der Patient oder die Patientin muss es in der Regel über eine Zeit von 10 Tagen einnehmen, um die Infektion zu “beseitigen”. Schwierig wird die Antibiotikabehandlung bei resistenten Keimen. Sie sind immun gegen das Medikament und überleben die Behandlung. In diesem Fall braucht es ein anderes Antibiotikum, gegen das der Keim noch nicht resistent ist.

 

MRSA-Sanierung

Gelber Pilz, der in einer Petrischale wächst, dargestellt vor einem dunklen Hintergrund.

 

MRSA-Bakterien sind resistente Keime, die auch auf uns siedeln können, ohne uns krank zu machen: auf der Haut, an den Achseln, in den Leisten, im Rachen und meist im Nasenvorhof. Erst wenn diese MRSA über Wunden oder durch Schleimhäute in den Körper kommen, kann eine Infektion ausbrechen. Mit der MRSA-Methode können diese multiresistenten Erreger von der Haut und den Schleimhäuten des Patienten entfernt werden. Dabei wird meist der Nasenvorhof mit einer antibiotischen Salbe eingecremt. Zudem waschen wir für fünf bis sieben Tage täglich den ganzen Körper mit einer desinfizierenden Waschlotion.

 

Wo im Alltag befinden sich Keime, die uns krank machen können ?

Keime in Massentierhaltung

Ein Tierarzt in Schutzkleidung interagiert mit einem Ferkel auf einer Schweinefarm, umgeben von Ställen und Schweinen.

 

Da sich Keime gerne ausbreiten, wenn viele Menschen oder Tiere auf engstem Raum leben, können wir uns leicht ausmalen, dass bei der Massentierhaltung Krankheitskeime leicht entstehen und auf viele Tiere überspringen können. Dann bekommen diese Tiere Antibiotika, die wiederum in uns landen.

 

Was tun gegen Keime aus Massentierhaltung?

  • Die Antwort ist klar – greif zu Biofleisch. Und bei der Gelegenheit kannst Du Dir gleich überlegen, ob es jeden Tag Fleisch sein muss, das auf Deinem Teller landet.
  • Schau auf Hygiene bei der Zubereitung des Fleisches. Benutze etwa ein separates Schneidbrett für Fleisch, um die Keime nicht zu übertragen.
  • Brate das Fleisch mindestens 2 Minuten lang bei 70 Grad Celsius, dadurch werden die Keime abgetötet.
  • Gleiches gilt für das Spülen mit heißem Wasser und Spülmittel.
  • Spülschwämme strotzen nach viel Benutzung vor Keimen. Regelmäßig austauschen!
  • Und nach dem Zubereiten von rohem Fleisch immer gründlich Hände waschen.

 

Keime auf Kleidung und zuhause

Darstellung eines lebhaften orangen Virus, das in einem stilvollen Wohnzimmer mit modernem Dekor schwebt.

 

Auch auf unserer Kleidung können gefährliche Keime landen, die dann auf den nächsten übertragen werden können. Wenn wir unsere Pflegebedürftigen besuchen, gefährden wir diese unnötig.

 

Was tun gegen Keime auf Kleidung und zuhause?

Wasche die Kleidung bei mindestens 60 Grad Celsius und putze regelmäßig die Wohnung. Zudem ist regelmäßiges Lüften wichtig, das nebenbei auch noch unser Immunsystem stärken kann.

 

Nora’s Tipp: Wir haben also gelernt, dass resistente Bakterien vor allem durch den ungezielten Einsatz von Antibiotika entstehen. Das ist sogar der häufigste Grund überhaupt, warum diese Krankheitserreger entstehen. Häufig werden sogenannte Breitband-Antibiotika verschrieben, die auf viele verschiedene Bakterien wirken. Das ist sicherlich sinnvoll bei einem Notfall. Besser ist, sich vom Arzt mittels eines „Antibiogrammes“ testen zu lassen. Dabei wird getestet, welches Antibiotikum bei welchem Krankheitserreger wirkt. So kann der Arzt oder die Ärztin genau das richtige Medikament gegen den aktuellen Erreger finden und damit verhindern, dass sich Resistenzen bilden.

Du suchst eine Pflegerin oder einen Pfleger? Professionelles Pflegepersonal weiß um die hohen Hygienestandards und verhält sich danach. HIER findest Du die für Dich passende Pflegekraft.

 

 

Grafik von Krankenschwester Nora mit einem Stethoskop um den Hals und dem Text 'Noras Fazit' auf einem grünen Banner. Abschlussbemerkung oder Zusammenfassung im Gesundheitsbereich.

Dass wir uns überall und so oft wie möglich die Hände waschen sollen und Abstand halten, haben wir im Jahr 2020 begriffen und führen das täglich durch. In einer Einrichtung zur Betreuung unserer Pflegebedürftigen müssen sowohl die Leitung, das Pflegepersonal, als auch die Angehörigen penibel auf Hygiene achten. Denn wie wir wissen, sind Keime überall: Keime sind im Blut, Keime sind im Darm, Keime sind im Harn, Keime sind auch im Wasser zu finden.

Wir alle sind für die Einhaltung hoher Hygienestandards verantwortlich. In Krankenhäusern gibt es Hygienepläne, die von Hygieneexperten überprüft werden. Zusätzlich gibt es Blutproben und Abstriche, die feststellen, ob wir gesund sind. Wir halten also ganz besonders an Orten, wo sich viele Pflegebedürftige befinden, diese Standards ein.

Zur Erinnerung:

  • Hände gründlich waschen, auch zwischen den Fingern
  • Abstand halten
  • im Bedarfsfall Mundschutz verwenden
  • bei drohender Erkältung zuhause bleiben, im schlimmsten Fall in die Armbeuge niesen
  • gemeinsam benutzte Gegenstände desinfizieren

Zuhause werden wir zusätzlich zu diesen Standards alles schön sauber halten, Fleisch getrennt von anderen Nahrungsmitteln bearbeiten und mindestens 2 Minuten bei 70 Grad Celsius braten. Es schadet überhaupt nicht, auch einmal auf Fleisch zu verzichten, zum Wohle unserer aller Gesundheit.