Hürden in der Pflegeausbildung - Was du vorher wissen solltest
Du interessierst Dich für einen Pflegeberuf? Du möchtest anderen Menschen bei Aktivitäten des täglichen Lebens unterstützen?
Du möchtest Menschen, die an einer Erkrankung leiden, bei der Genesung begleiten? Dann wäre ein Beruf in der Pflege das richtige für Dich. Was Du aber vor Deiner Pflegeausbildung unbedingt wissen solltest, das werde ich Dir im folgenden Artikel verraten.
In Österreich gibt es drei Pflegeberufe, die gesetzlich geregelt sind. Zum einen die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin oder der diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger, die Pflegefachassistenz und die Pflegeassistenz. Wenn Du genaueres über ihre Ausbildung, Anforderungen und den Kompetenzbereich wissen willst, habe ich einen weiteren Artikel für Dich.
Aufnahmetest als große Hürde – oder doch nicht?
Du interessierst Dich für eine Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin oder zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger? Diese Ausbildung kannst Du österreichweit unter anderem als Studium an einer Fachhochschule antreten.
Für das Studium der Gesundheits- und Krankenpflege gibt es ein spezielles Aufnahmeverfahren, dass aus einem schriftlichen Test, praktischen Fertigkeiten und einem persönlichen Gespräch besteht. Der schriftliche Test wird in allgemein und spezifisch gegliedert. Was kannst Du Dir darunter vorstellen?
Beim allgemeinen Teil wird Dein Allgemeinwissen abgefragt, das heißt, dass Fragen vorkommen, wie unser derzeitiger Bundespräsident heißt oder welcher Maler „der Schrei“ gemalt hat. Diesen Teil des Aufnahmetests müssen alle machen, die ein Studium im Gesundheitsbereich machen wollen, egal welchen Studienzweig sie gewählt haben.
Im spezifischen Teil werden dann Fragen gestellt, die zur jeweiligen Studienrichtung passen. Im Falle von Gesundheits- und Krankenpflege wäre das zum Beispiel: „Wieviele Kammern hat das Herz?“.
Du hast nun Angst, dass Du den Aufnahmetest nicht bestehen wirst? Bei Gesundheits- und Krankenpflege gibt es relativ viele Studienplätze, wodurch die Chance, dass Du einen davon bekommst, steigt. Zudem wirst Du bereits Interesse in diesem Bereich zeigen, wodurch Du den Aufnahmetest meistern wirst.

Den zweiten Teil des Aufnahmeverfahrens stellen die praktischen Fertigkeiten dar. Hierbei bekommst Du eine Anleitung, wie Du beispielsweise am besten einen Verband um den Finger wickelst. Du hast nun einige Minuten Zeit, die Anleitung zu studieren und kannst anschließend die Tätigkeit ausführen. Die Anleitung hast Du die ganze Zeit neben Dir.
Danach wird ein Szenario mit einer Patientin oder einem Patienten dargestellt. Hierfür gibt es eine Person, die die Patientin oder den Patienten spielt.
Du kommst in den Raum und weißt nicht, was passiert. Nun wird der Patientin oder dem Patienten übel und die Beobachter schauen genau, wie Du reagierst und handelst. Zum Schluss werden Kleingruppen mit anderen Bewerberinnen und Bewerbern gebildet, wo ihr dann ein umstrittenes Thema diskutiert.
Der letzte Teil des Aufnahmeverfahrens ist das persönliche Gespräch. Hierfür sitzt Du einer Person, die als Lehrperson im Studiengang tätig ist, gegenüber. Dabei werden Dir Fragen gestellt, wieso Du Dich für dieses Studium interessierst, ob Du Dich auch noch für andere Ausbildungen beworben hast und ob Du bereits Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konntest.
Kleiner Tipp meinerseits: überlege Dir im Vorhinein, welche Fragen Dich beim persönlichen Gespräch erwarten könnten und welche Antworten Du darauf geben würdest. So bist Du erstens beim Gespräch weniger nervös, wirkst zweitens vorbereitet und interessiert und drittens sind Deine Antworten kompetenter. Das kann ein riesiger Pluspunkt bezüglich Verteilung der Studienplätze sein.

Alles ist eine Kostenfrage
Eine weitere Hürde in der Pflegeausbildung stellt die Finanzierung des Studiums oder der Ausbildung dar. Denn wie Du wahrscheinlich weißt, muss Du an Fachhochschulen Studiengebühren zahlen, um das Studium überhaupt zugelassen zu werden.
In Oberösterreich beispielsweise zahlen Studentinnen und Studenten rund 400€ Studiengebühren pro Semester. Rechnest Du das auf das ganze Jahr auf, kommst Du auf circa 800€, die von Studierenden zu zahlen sind, um dieses Studium überhaupt antreten zu dürfen.
Das heißt, dass die meisten Studentinnen und Studenten während der Studiumszeit auf das Geld ihrer Eltern angewiesen sind. Falls Du das jetzt mit den vorherigen Krankenschwesternschulen vergleichen willst: dort haben die Schülerinnen und Schüler monatlich ein Taschengeld bekommen, das ihre Studentenzimmer, Essen und sonstiges gedeckt hat.
Stell Dir nun vor, dass Deine Eltern nicht viel Geld haben oder Du auch noch zwei Geschwister hast, die studieren. Was machst Du also, wenn Du Dir das Studium nicht leisten kannst? Falls die Einkommensgrenze Deiner Eltern unter einem bestimmten Wert liegt, hast du die Möglichkeit, für verschiedene Stipendien anzusuchen. Gesetzlich gesehen steht Dir auch ein gewisser Prozentsatz des Einkommens Deiner Eltern zu, damit Du Dir Deinen Traumberuf erfüllen kannst.
Wie sieht es aber aus, wenn Du Dich bereits im besten Alter Deines Lebens befindest, vielleicht auch schon eine Familie gegründet hast und Dich nun beruflich umorientieren willst? Bekommst Du dann vielleicht ein Taschengeld? Die Antwort lautet Nein. Allerdings gibt es spezielle Förderungen und Stipendien, die Dir das Studieren mit Familie ermöglichen.
Es fallen aber nicht nur Studiengebühren an. Dir muss auch bewusst sein, dass weitere hohe Kosten entstehen, wenn Du alle Lehrbücher, die vorgeschrieben sind, kaufst.
Hier wäre ein Tipp, dass Du Dich mit Leuten aus vorherigen Jahrgängen zusammenredest und ihnen die ein oder anderen Bücher abkaufst. Dadurch hast Du alle Bücher, die Du brauchst und sparst Dir zusätzlich eine Menge Geld.
Zudem brauchst Du dann auch noch einen Parkplatz und ein Auto oder eine Semesterkarte für den öffentlichen Verkehr. All diese einzelnen Aufwendungen addieren sich zu einer beträchtlichen Summe, die du jährlich für Dein Studium aufbringen musst.

Wie sieht der Geldfaktor nun bei den Pflegeausbildungen Pflegefachassistenz und Pflegeassistenz aus? Hier bekommst Du monatlich ein Taschengeld. Das ist allerdings so gering, dass du damit nicht einmal Deine Miete zahlen kannst. In Oberösterreich bekommen Pflegefachassistentinnen und Pflegefachassistenten im ersten Jahr 90€. Das ist zwar auch nicht viel, Du sparst Dir aber auch die 800€ Studiengebühren, die Du zahlen müsstest, wenn Du Dich für das Studium der Gesundheits- und Krankenpflege entscheiden würdest.
Ausbildung und Freizeit – Wie kann ich das am besten kombinieren?
Eine Pflegeausbildung kannst Du mit einem 40-Stunden-Job vergleichen. Wie in der Schule hast Du eine gewisse Anwesenheitspflicht, die Du erfüllen musst, um das Jahr überhaupt positiv abzuschließen.
Wie sieht es also mit der Freizeit aus? Generell gesagt verbringst Du sehr viel Zeit mit Deiner Pflegeausbildung. In manchen Wochen kann es vorkommen, dass Du 40 Stunden Vorlesungen beziehungsweise Unterricht hast und nebenbei auch noch für Prüfungen lernen musst. Wie Du siehst, bleibt Dir in solchen Wochen nicht mehr viel Freizeit.
Sehen alle Wochen so aus? Nein. Es gibt auch Wochen, in denen es sein kann, dass Du zwei Tage unter der Woche frei hast. Da kannst Du Deine Ausbildung und die Freizeit viel besser miteinander kombinieren.
Wie sieht es nun aus, wenn Du einen Nebenjob geringfügig antreten möchtest? Geht das überhaupt?
Ja, es würde gehen. Wie Du es Dir einteilst, ist Dir selbst überlassen. Dir muss allerdings bewusst sein, dass Du Nebenjobs vorwiegend an den Wochenenden ausüben musst, da unter der Woche wenig Zeit dafür bleibt. Ob Du nun Dein kostbares Wochenende dafür hernehmen willst, musst Du selbst entscheiden.

Du fragst Dich, wie es aussieht, wenn Du von der Pflegeausbildung aus ein Praktikum absolvieren musst? Da kommt es ganz darauf an, welche Ausbildung Du machst.
Wenn Du Dich beispielsweise für das Studium Gesundheits- und Krankenpflege interessierst, dann gibt es einen Lern-, Unterrichts und Prüfungsblock und einen Praktikumsblock. Das heißt, dass Du alle Prüfungen und Vorlesungen absolviert hast, bevor Du Dein Praktikum beginnst. Dadurch kannst Du Dich ganz auf Deine Praktika konzentrieren.
Falls Du Dich jetzt freust, dass Du dadurch mehr Freizeit hast, muss ich Dich enttäuschen. Du musst zwar keine Bücher wälzen, allerdings verbringst Du genauso 40 Stunden in der Woche im Krankenhaus, um Deine Pflichtstunden zu absolvieren.
Bei anderen Pflegeausbildungen kann es sein, dass Du zwei Tage in der Woche in die Schule musst und den Rest im Krankenhaus oder in einer Langzeitpflegeeinrichtung bist. Dadurch hast Du einen Mix auslernen, Unterricht und Praktikum.
Wie kannst Du nun Deine Freizeit und Deine Ausbildung in Einklang bringen? Am besten, wenn Du jede Minute des Tages so sinnvoll wie nur möglich nutzt.
Wie geht das am besten? Hast Du lange Bus oder Zugfahrten, um in Deine Ausbildungsstätte zu kommen? Dann nütze diese Zeit, um einen Artikel zu studieren, einen Text zu schreiben oder Dir Buchseiten durchzulesen. Diese Zeit verlierst Du sowieso, also nutze sie sinnvoll.
Dadurch hast Du vieles bereits erledigt, wenn Du Zuhause ankommst und kannst Zuhause Deine Zeit für Freunde oder ein gutes Buch nutzen.
Des Weiteren kannst Du Dir für jede Woche eine To-Do-Liste schreiben. So hast Du alles, was Du erledigen muss immer im Überblick.

Wie werden Praktikantinnen und Praktikanten im Pflegealltag gesehen?
Du fragst Dich, wie es ist, wenn Du als neue Praktikantin oder als neuer Praktikant auf eine Station in ein Krankenhaus kommst, um dort Dein Pflichtpraktikum zu absolvieren? In den meisten Fällen werden Praktikantinnen und Praktikanten sehr positiv aufgenommen, ihnen wird viel gezeigt und erklärt. Die Pflegerinnen und Pfleger schauen darauf, dass Du so viele Sachen wie nur möglich selbständig machen kannst und gute Einblicke in den Pflegealltag erhältst.
Dennoch muss Dir auch bewusst sein, dass Du eine nicht so tolle Praktikumsstelle erwischen kannst, in der Du als Praktikantin oder Praktikant abgestempelt wirst.
Da kann es vorkommen, dass Du vorwiegend als Stationshelferin oder -helfer eingesetzt wirst, wodurch Du den ganzen Tag nur Betten putzt oder den Geschirrspüler ausräumen musst. Zudem kann es sein, dass Dir einige Kolleginnen und Kollegen unfreundlich begegnen.
Lass Dich davon nicht entmutigen. Es gibt viel mehr positive Stationen mit extrem netten Pflegerinnen und Pflegern, als dass es negative gibt.
Zudem kannst du, wenn Du Dich unfair behandelt und ausgenutzt fühlst, Deine Ausbildungsstätte einschalten. Diese nehmen dann Kontakt mit der Station auf und versuchen, die Situation zu regeln. Sie können Dir auch ermöglichen, dass Du die Station wechselst, um Dich auf Deiner neuen Station wohl zu fühlen und wichtige Praktikumserfahrung zu sammeln. Falls du einen Einblick haben willst, wie es in der Pflegepraxis wirklich aussiehst, habe ich HIER einen Artikel für Dich.
Noras Tipp
Am besten informierst Du Dich beim jeweiligen Ausbildungsstandort, an dem Du die Ausbildung beginnen möchtest, über den Ablauf und die Regeln der Ausbildung. Du kannst auch direkt mit Schülerinnen und Schülern oder Studentinnen und Studenten, die sich gerade in dieser Ausbildung befinden, Kontakt aufnehmen, um weitere Fragen zu klären und noch mehr Informationen zu bekommen.

Falls Du Deine Pflegeausbildung abgeschlossen hast und Deine Pflegeleistungen selbständig und transparent anbieten willst, kannst Du Dich HIER bei noracares registrieren. Dadurch können Pflegebedürftige Dich finden und Deine Pflegeleistungen in Anspruch nehmen.
Alles Liebe,
Nora