Richtig positionieren – Tipps und Tricks für Angehörige

Lagern, positionieren, betten. Was ist das? Warum machst Du das? Und vor allem, wie machst Du es richtig? Im folgenden Artikel werde ich Dir einige Tipps und Tricks näherbringen, die mir als Pflegekraft in der Praxis sehr helfen, pflegebedürftige richtig zu positionieren.

 

Eine Tochter besucht ihre ältere Mutter, die im Bett liegt, und hält liebevoll ihre Hand.

Positionieren – Warum ist das wichtig?

Stell Dir vor, Du liegst in Deinem Bett und schläfst bis in der Früh. Ist Dir da schon mal aufgefallen, dass Du, wenn Du ins Bett gehst, anders liegst als wenn Du wieder munter wirst?

 

Wieso ist das so? Wenn Du schlafen gehst, nimmst Du eine Stellung im Bett ein, die für Dich angenehm ist und sich gut anfühlt. Während der Nacht drehst Du Dich dann automatisch selbst von der einen auf die andere Seite.

 

Nun stell Dir vor, dass Du durch eine Operation, Verletzung, Erkrankung oder einfach auch durch das Alter eingeschränkt bist, Dich in so frei in eine gemütliche Position zu bringen. Du bist jetzt auf die Unterstützung Dritter angewiesen, die Dir Helfen, eine bequeme Stellung zu finden.

 

Eine Krankenschwester beugt sich über eine ältere Frau, die im Bett liegt, und spricht beruhigend mit ihr.

 

Warum ist es nun so wichtig, dass Du regelmäßig Deine Position wechselst? Das hat viele Gründe. Zum einen können bestimmte Lagerungen das Einschlafen und die Atmung fördern, zum anderen können sie Dir Sicherheit geben und Dir helfen, Deine Körpergrenzen wahrzunehmen.

 

Zudem stellen zeitgerechte Positionierungen eine Prophylaxe gegen Dekubitus, Kontrakturen und Pneumonien dar. Für eine pflegebedürftige Person ist es besonders wichtig, regelmäßig umpositioniert zu werden, da die Mobilität eingeschränkt sein kann.

 

Dekubitusprophylaxe:

Du fragst dich, was ein Dekubitus ist? Stell Dir vor, Du liegst oder sitzt mehrere Stunden an genau der gleichen Stelle. Wenn Du Dich danach im Spiegel betrachtest, wirst Du feststellen, dass die Körperregionen, auf denen Du gelegen oder gesessen bist, gerötet sind. Dass kann schon ein Anzeichen für einen beginnenden Dekubitus sein.

 

Ein Dekubitus entsteht nämlich durch eine zu lange Druckausübung auf eine Stelle. Dadurch werden die Arterien und Venen abgedrückt, wodurch die Durchblutung gestört ist und es zu Hautschädigungen kommt. In schlimmen Fällen können Wunden entstehen, die einen Blick bis zum Knochen ermöglichen. Darum ist eine regelmäßige Umpositionierung sehr wichtig. Was bedeutet regelmäßig in diesem Zusammenhang?

 

In Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern werden Patientinnen und Patienten alle zwei Stunden positioniert. Dadurch soll eine Dekubitusbildung verhindert werden. Wenn Du oder eine Angehörige oder ein Angehöriger Zuhause positioniert werden muss, dann kannst Du Dir ebenfalls die zwei Stunden als Richtwert nehmen. Mit der Zeit wirst Du merken, wie schnell Deine Oma gerötet ist und ob Du noch öfters positionieren musst oder sogar alle drei Stunden reichen würden.

 

Kontarkturenprophylaxe:

Eine Kontraktur bedeutet eine Versteifung des Gelenks. Das heißt, dass Du Dein Gelenk nur eingeschränkt bewegen kannst. Durch aktives oder passives Bewegen Deiner Gelenke kann einer Kontraktur vorgebeugt werden. Auch beim Positionieren kannst Du einer Kontraktur im Sprunggelenk entgegenwirken, indem Du ein Kissen so vor den Beinen und Füßen platzierst, dass die Zehen senkrecht nach oben zeigen

 

Pneumonieprophylaxe:

Pneumonie ist der Fachbegriff für Lungenentzündung. Du fragst Dich nun, was das mit Positionierungen zu tun hat? Wenn Du immer gleich daliegst, dann wird nicht jeder Bereich der Lunge ausreichend mit Luft gefüllt, was eine Pneumonie verursachen kann. Durch spezielle Positionierungen, wie zum Beispiel den Oberkörper hoch, kann einer Pneumonie vorgebeugt werden.

 

Eine weibliche Betreuerin hilft einem älteren Mann beim Aufstehen aus dem Bett, lächelnd und unterstützend.

Allgemeine Tipps und Tricks für das richtige Positionieren

Gibt es allgemeine Tipps, die Du bei jeder Lagerung anwenden kannst? Ja, die gibt es. Und ich werde Dir hier auch die wichtigsten auflisten, damit Du Deine Oma richtig positionieren kannst.

 

  • Es ist wichtig, dass Du bei einer Positionierung darauf achtest, dass keine Scherkräfte auftreten. Was sind Scherkräfte? Scherkräfte sind Kräfte, die einen Druck ausüben. Beispielsweise kannst Du das sehen, wenn Du die Fersen einige Stunden auf der Matratze liegen hast. Wenn Du sie hebst, was siehst Du dann? Genau, die Fersen sind rot geworden. Das ist aufgrund von Druckausübung der Matratze auf die Fersen passiert.

     

  • Deshalb ist es wichtig, dass Du darauf achtest, dass die Fersen deiner Großmutter immer frei gelagert sind. Was heißt nun wieder frei lagern? Frei lagern bedeutet, dass die Fersen nichts berühren. Am besten kannst Du das machen, indem Du einen Polster oder ein Handtuch unter das Sprunggelenk deiner Oma gibst. Dadurch liegen die Fersen nicht auf der Matratze, sondern frei in der Luft.

 

  • Achte beim Positionieren darauf, dass kein Körperteil „durchhängt“. Du kannst Dir darunter nichts vorstellen? Dann erkläre ich es Dir anhand eines Beispiels. Wenn Du einen Polster unter den Oberschenkel deiner Oma und einen anderen unter ihren Unterschenkel gibst, schwebt das Knie deiner Großmutter frei in der Luft, weil kein Polster darunter ist.

 

  • Um das Durchhängen des Knies zu vermeiden, sollst Du auch dort einen Polster zum Positionieren darunter geben. Das wird für Deine Oma angenehmer und bequemer sein.

 

  • In den meisten Fällen ist es ratsam, den Oberkörper etwas erhöht zu positionieren. Warum das? Lege Dich ganz flach in dein Bett. Nun setz Dich auf, sodass dein Oberkörper in der höhe ist. Zum Schluss setzt Du Dich auf Deine Bettkante. Beobachte dabei Deine Atmung. Was merkst du?

 

  • Genau, je höher der Oberkörper ist, desto besser kannst Du durchatmen und desto besser bekommst Du Luft. Zudem ist ein erhöhter Oberkörper eine Prophylaxe für eine Pneumonie.

 

  • Schaue unbedingt darauf, dass Deine Oma so viel wie möglich selbst macht. Das bedeutet, dass Du ihr beispielsweise nur einen kleinen Impuls gibst und sie sich dann selbst zur Seite dreht, und nicht Du alles übernimmst. Warum ist das wichtig? Stell Dir vor Du hast eine Zahlenfolge vor Dir und lernst sie auswendig. Wenn Du sie ständig wiederholst, wirst Du sie Dir merken.

     

     

     

  • Hörst Du aber auf, Dir die Zahlenfolge aktiv einzuprägen, wirst Du sie vergessen. Genauso ist das auch bei den Bewegungsmustern. Wenn Du sie nicht mehr aktiv durchführst, wird dein Körper vergessen, wie er etwas machen soll. Außerdem werden sich dann die Muskeln deiner Oma abbauen, wodurch sie keine Kraft mehr hat und viel zu schwach ist, selbst ihren Fuß zu heben.

 

  • Jedes Mal, wenn Du Deine Großmutter ans Kopfende des Bettes befördert hast und das Bett in eine Sitzposition bringst, damit sie essen kann, rutscht sie ans Bettende hinunter. Was kannst Du dagegen tun?

 

  • Wenn sich das Bett noch in Liegeposition befindet und sich Deine Oma schon ganz oben befindet, dann mach eine Rutschbremse. Was ist eine Rutschbremse und wie machst Du sie?

 

  • Eine Rutschbremse kann ganz einfach gemacht werden. Deine Oma stellt ihre Beine auf. Danach gibst Du einen Polster oder ein Handtuch unter das Gesäß. Schaue, dass sich der Polster wirklich fest unter dem Gesäß befindet. Wenn Du nun das Bett in eine Sitzposition bringst, bremst der Polster Deine Oma. Das heißt, dass sie nicht so schnell hinunterrutscht und beruhigt ihr Essen genießen kann.

 

  • Nachdem Du Deine Oma positioniert hast, schaue Dir bitte die Lagerung noch einmal genau an. Sieht sie physiologisch aus? Wenn nein, dann ändere das, was Dir nicht gefällt. Ein Beispiel dafür wäre, dass Deine Oma gerade im Bett liegt, allerdings die Hüfte nach außen gedreht ist. Das sieht nicht nur komisch aus, sondern ist auch unbequem für sie.

 

Betreuerin in blauer Dienstkleidung hilft einer älteren Frau in lila Bluse bei Armübungen auf einem Sofa und unterstützt sie dabei, ihre Arme hinter den Kopf zu strecken, in einer unterstützenden häuslichen Umgebung.

Tipps und Tricks, wie Du beim Positionieren deinen Rücken schont

       

  • Das wichtigste, was Du immer im Kopf behalten musst: Du bist vielleicht noch jung, aber Du hast nur ein "Kreuz", dass Du unbedingt schonen musst.Deshalb stelle Dir immer das Bett deiner Oma auf eine Höhe, in der Du angenehm arbeiten kannst, ohne dass Du Dich hinunterbücken musst. Deine Oma hat kein höhenverstellbares Bett? Solche Betten kann man sich kaufen oder auch ausleihen.

 

  • Verschiedene Organisationen bieten Dir die Möglichkeit, das Bett wieder zurückzugeben, sobald Deine Oma es nicht mehr braucht. Welche Organisationen machen da mit? Entweder Du suchst im Internet oder Du fragst direkt bei einer mobilen Pflege an. Du hast Angst, dass Dir die Pflege deiner Oma zu teuer wird? Dann schau doch auch bei unserem Artikel „Tipps zum Geldsparen" vorbei.

 

  • Wenn Du Deine Oma zur Seite drehen willst, lass sie zuerst ihre Beine aufstellen. Dadurch hat sie viel mehr Spielraum in der Hüfte, wodurch sie sich besser drehen kann. Du brauchst dadurch auch nicht so viel Kraft und kannst Deine Ressourcen sparen.

 

  • Du willst Deine Oma nun zur Seite drehen? Wichtig ist, dass Du auf die Schulter und den Hüftknochen greifst. Dadurch, dass sich unter diesen Stellen ein Knochen befindet, kannst Du sie gut packen und Deine Großmutter geschickt herüberdrehen.

 

  • Falls Du an den Oberarmen oder den Oberschenkeln anpacken würdest, wirst Du schnell merken, dass sich mehr das Fettgewebe, nicht aber Deine Oma, bewegt. Dadurch würdest Du mehr Kraft benötigen, was anstrengend ist und in den Rücken geht.

 

  • Wenn Deine Großmutter ganz ans untere Ende des Bettes gerutscht ist, musst Du sie wieder ans obere Ende des Bettes befördern. Auch hierfür gibt es ein paar Tricks. Als erstes soll Deine Oma wieder die Beine aufstellen, damit das Hinaufbewegen leichter wird.

     

    Kann sie sich selbst noch gut hinaufbewegen, dann halte ihre Füße gegen die Matratze, damit sie sich gut abstoßen kann und mit den Füßen nicht wegrutscht. Falls Deine Großmutter nicht mehr alleine hinaufrutschen kann, musst Du mithelfen oder sogar übernehmen.

     

    Wie machst Du das nun, wenn Du alleine bist? Hierfür drehst Du Deine Oma auf die Seite. Wenn sie jetzt beispielsweise auf der rechten Seite liegt, dann bewegst Du behutsam den linken Hüftknochen und die linke Schulter nach oben.

     

    Während Du das machst, soll sich Deine Oma wieder auf den Rücken legen. Wenn Du Dir nun Deine Großmutter ansiehst, merkst du, dass die linke Seite etwas weiter oben ist als die Rechte.

     

    Um Deine Oma ganz nach oben zu befördern, wiederholst Du dieses vorgehen abwechselnd auf jeder Seite ein paar mal. Es dauert einige Zeit, da sich jede Seite nur ein paar Zentimeter hinaufbewegen lässt, aber es ist am schonendsten für deinen Körper, da Du mit den natürlichen Ressourcen deiner Oma arbeitest und nicht Deine eigene Körperkraft brauchst.

     
    Falls ihr zu zweit seid, stellt wieder die Beine eurer Großmutter auf. Dadurch, dass die Beine aufgestellt sind, liegt nicht so viel Gewicht auf der Matratze, das hinaufbefördert werden muss. Greift nun mit der einen Hand unter das Schulterblatt und mit der anderen unter den Gesäßknochen.

     

    Danach schaut ihr, dass Deine Oma das Kinn zur Brust gibt, sodass der Hinterkopf erhöht ist. Dadurch bremst der Kopf nicht und ihr könnt eure Großmutter gut nach oben befördern.

     

Ein Betreuer hilft einem älteren Mann, der einen Gehwagen benutzt, und legt unterstützend die Hand auf seinen Rücken.

So weißt du, dass eine Positionierung richtig ist

Welche Tipps und Trick gibt es, damit Du weißt, ob Du alles richtig gemacht hast?

 

  • Wenn Du Deine Oma positionierst, sollte diese Lagerung für sie auch bequem sein. Wie merkst Du nun, ob es für die Deine Großmutter bequem ist? Ganz einfach: frag sie einfach. Wenn etwas nicht passt, kann es sie es Dir sagen und sie kann auch deutlich machen, was nicht bequem ist.

 

  • Falls Deine Oma nicht sprechen kann, beobachte ihre Mimik und schaue Dir die Positionierung noch mal an. Sieht sie physiologisch aus? Würde sie für Dich auch bequem ausschauen?

 

  • Die besten Positionierungen gelingen, wenn Du versuchst, Deine Großmutter aktiv miteinzubinden. Was meine ich damit? Du solltest die Ressourcen von ihr nutzen. Das heißt, dass Du schauen sollst, dass Deine Oma die Bewegungen, die sie selbst ausführen kann, auch selbst machen soll.

 

  • Das kann einige Zeit benötigen, jedoch wird dadurch die Aktivität und die Selbständigkeit von deiner Oma gefördert. Also lass ihr die benötigte Zeit, damit sie diese Selbständigkeit nicht verlernt.

 

  • Du sollst schauen, dass Deine Großmutter in ihrer Position gut atmen kann. Das heißt, dass die Atemwege frei sein sollen. Am besten kann das gewährleistet werden, wenn der Oberkörper leicht erhöht gelagert wird.

 

  • Extrem wichtig ist, dass Du darauf achtest, dass in der neuen Position keine Scherkräfte entstehen. Besonders gefährdete Stellen für Druckbelastungen sind die Ohren, der Steiß, die Sitzbeinhöcker und die Fersen. Wechsle deshalb regelmäßig die Lagerung, damit der Druck verteilt wird und es nicht immer nur auf derselben Stelle drückt.

 

  • Du sollst natürlich auch darauf achten, welche Positionierungen aufgrund des Krankheitsbildes verboten sind. Beispielsweise dürfen Menschen, die gerade eine Hüftoperation gehabt haben, den Oberkörper nur bestimmte Grade abbiegen.

 

  • Falls das also bei deiner Oma der Fall ist, achte bitte darauf. Somit kann sich Deine Großmutter gut von der Operation erholen und Du schaffst keine Nachteile für sie.

 

  • Am besten besprichst Du die optimalen Positionierungen mit den Pflegepersonen im Krankenhaus. Diese werden Dich darüber aufklären, welche Lagerungen Du vermeiden sollst und welche gut geeignet sind.

 

  • Frag Deine Oma auch, welche Stellung ihr am liebsten ist. So kannst Du sie in ihrer Lieblingsposition lagern, wodurch diese Lagerung sehr wahrscheinlich toleriert wird und zudem auch noch sehr bequem ist.

 

  • Die Positionierungen sollten in regelmäßigen Abständen geändert werden. Mit der Zeit bekommst Du selbst ein Gespür dafür, wie schnell Deine Großmutter an einer bestimmten Stelle rot wird, da zu lange zu viel Druck auf diese eine Stelle kam. Niemals soll Deine Oma den ganzen Tag in der gleichen Stellung liegen!

 

Noras Fazit

Eine Cartoon-Krankenschwester mit grünem OP-Oberteil, lächelnd.

 

Am Anfang kann Dich das Positionieren überfordern. Lass Dich aber nicht davon entmutigen, denn wie bekannt ist macht Übung ja den Meister. Mit jeder Positionierung gewinnst Du an Erfahrung und an Selbstbewusstsein dazu. Du wirst sehen, mit der Zeit wird das richtige Positionieren für die ein Kinderspiel, und Deine Oma wird Dir für jede neue bequeme Position dankbar sein.

 

Du hast Dir nun die Tipps und Tricks gelesen und ausprobiert, hast aber Angst, etwas falsch zu machen? Du lieber „Profis“ ans Werk lassen, damit ja alles richtig gemacht wird? Dann kannst Du auch nach einer Pflegeperson suchen, die Deine Oma regelmäßig positioniert.

 

Dadurch wird für Deine Großmutter die richtige Pflege von Sekunde eins an garantiert. Wenn Du nun Interesse daran hast, kannst Du Dich bei noracares registrieren, wo Du Dir Deine Pflegerin oder Deinen Pfleger selbst aussuchen kannst.

 

Pflegebedürftige richtig zu positionieren kann anfangs herausfordernd sein, aber mit der Zeit wirst Du sicherer und erfahrener.

 

Alles Liebe,

Nora