Was ist der Unterschied zwischen Pflegeurlaub und Pflegefreistellung?
Ein Anruf – und plötzlich ist alles anders. Wenn ein Familienmitglied unerwartet pflegebedürftig wird, steht die Welt für einen Moment still. Wie kannst Du in solch einer Situation sowohl die Pflege organisieren als auch Deinen Job meistern? Dabei stellt sich oft die Frage nach dem unterschied zwischen pflege urlaub und pflegefreistellung und wie man diese Optionen sinnvoll nutzen kann.
Zum Glück gibt es Pflegeurlaub und Pflegefreistellung, zwei wichtige Optionen, die Dir genau in dieser Situation helfen. Aber was steckt dahinter und wie unterscheiden sich Pflegeurlaub und Pflegefreistellung? In unserem Blogartikel erfährst DU alles, was Du dazu wissen musst.
Emotionaler Stress in der Pflege
Als Marie einen Anruf vom Krankenhaus erhielt, dass ihr Lebensgefährte einen Unfall hatte und plötzlich pflegebedürftig geworden war, stellte sich ihr Leben auf den Kopf.
Als engagierte Berufstätige stand sie von einem Tag auf den anderen vor der Herausforderung, die Pflege ihres Freundes zu organisieren und gleichzeitig ihrem beruflichen und familiären Alltag gerecht zu werden. Marie hat leibliche Kinder der Ehefrau des Mannes oder der eingetragenen Partnerin im Haushalt, und plötzlich musste sie sich auch noch um deren Pflege kümmern.
"Marie suchte verzweifelt nach Möglichkeiten, wie sie sich Zeit für die Pflege nehmen könnte, ohne ihre berufliche Existenz zu gefährden. Dabei stieß sie auf die Begriffe ‚Pflegeurlaub‘ und ‚Pflegefreistellung‘ – Begriffe, die für viele Angehörige in Österreich, die in einem Haushalt mit einem Kind leben, eine bedeutende Rolle spielen."
Aber was ist der unterschied zwischen pflege urlaub und pflegefreistellung?
Lies weiter und erfahre, wie Marie es geschafft hat, die perfekte Balance zwischen Arbeit und Pflege zu finden – und wie auch Du das meistern kannst. Bleib dran, um zu sehen, welche dieser Möglichkeiten dir am besten weiterhilft, damit du in schwierigen Zeiten nicht allein dastehst.
Pflegefreistellung und Pflegeurlaub in Österreich
Verständnis der Pflegefreistellung
In Österreich wird die Pflege von Angehörigen immer wichtiger, da die Bevölkerung altert und der Bedarf an Unterstützung durch Familienmitglieder steigt. Die gesetzliche Absicherung von Pflegezeiten ist daher essentiell, um Betroffenen den Spagat zwischen beruflichen Verpflichtungen und familiären Pflegeaufgaben zu erleichtern, insbesondere wenn ein gemeinsamer Haushalt vorliegt.
In Österreich gibt es dazu zwei zentrale Regelungen, die pflegenden Angehörigen ermöglichen, ihre beruflichen Verpflichtungen zeitweise zugunsten der Pflege eines Familienmitglieds zu unterbrechen: den Pflegeurlaub und die Pflegefreistellung.
Beide Regelungen sind im österreichischen Arbeitsrecht verankert und bieten eine wichtige Unterstützung für pflegende Angehörige.
Definition Pflegefreistellung
Die Pflegefreistellung bietet eine kurzfristige Lösung für akute Pflegesituationen. Sie ermöglicht es Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, bei plötzlichem Pflegebedarf kurzfristig von ihrer Arbeit freigestellt zu werden. Dies gilt insbesondere, wenn ein gemeinsamer Haushalt besteht.
Diese Freistellung kann in der Regel pro Kalenderjahr für eine Dauer von maximal zwei Arbeitswochen in Anspruch genommen werden und dient dazu, kurzfristig notwendige Pflegeaufgaben zu übernehmen oder Pflegearrangements zu organisieren. Während der Pflegefreistellung hast Du auch das Recht auf die normale Bezahlung.
Selbstverständlich kannst Du die Pflegefreistellung dabei je nach Bedarf auch nur tage- oder stundenweise in Anspruch nehmen.
Definition Pflegeurlaub
Der Pflegeurlaub, oft auch als „Pflegekarenz“ bezeichnet, erlaubt es Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, eine Auszeit von ihrer beruflichen Tätigkeit zu nehmen, um sich beispielsweise intensiv um die Pflege eines Kindes zu kümmern.
Diese Regelung ist besonders hilfreich, wenn eine längerfristige Pflege erforderlich ist, wie bei der Pflege durch die Betreuungsperson eines Kindes ausfällt.
Die Anspruchsdauer für Pflegeurlaub kann je nach Gegebenheiten bis zu drei Monate betragen, wobei unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Verlängerung möglich ist.
Solange Du dabei Deinen regulären Urlaub verbrauchst, wirst du weiter bezahlt. Bei einem längeren Pflegeurlaub über Dein Urlaubskontingent hinaus, steht Dir keine Fortzahlung Deines Gehalts mehr zu.
Rechtliche Grundlage
Gerichtsentscheidungen im Bereich der Pflege
Der Anspruch auf Pflegefreistellung ist auch gesetzlich festgelegt. Im Urlaubsgesetz (UrlG) wird neben dem Anspruch auch festgehalten, dass Dein Arbeitgeber oder Deine Arbeitgeberin Dir die Pflegefreistellung nicht verwehren darf.
Dabei ist es aber wichtig, dass Du ihn oder sie umgehend über den Bedarf einer Pflegefreistellung in Kenntnis setzt und gegebenenfalls auch die Pflegebedürftigkeit nachweist (beispielsweise mit einer ärztlichen Bestätigung).
Sind die maximal zwei Wochen Pflegefreistellung ausgeschöpft, hast Du nach dem Gesetz die Möglichkeit, Urlaub ohne vorherige Vereinbarung mit dem Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin anzutreten. einseitigen Urlaubsantritt ohne vorherige Vereinbarung mit dem Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin anzutreten.
Ein einseitiger Urlaubsantritt ist jedoch nur möglich, wenn zuvor eine schriftliche Begründung binnen fünf Tagen nach Urlaubsantritt verlangt wurde.
Solltest Du dennoch eine Kündigung wegen der beabsichtigten oder tatsächlich in Anspruch genommenen Pflegefreistellung erhalten, kannst Du diese beim Arbeits- und Sozialgericht anfechten oder die Beendigung des Arbeitsvertrages wirken lassen und Schadensersatzansprüche geltend machen.
Achtung: Um gegen die Kündigung vorgehen zu können, musst Du binnen fünf Tagen eine schriftliche Begründung der Kündigung verlangen. Solltest Du in einer solchen Situation sein, ist es ratsam, sich an die Arbeiterkammer zu wenden oder direkt einen Anwalt oder eine Anwältin zu kontaktieren.
Voraussetzungen
Pflege-Checkliste für Familien
In Österreich gibt es klare Voraussetzungen für die Inanspruchnahme von Pflegeurlaub und Pflegefreistellung, die im Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz (AVRAG) festgelegt sind. Als Marie dringend Pflegezeit brauchte, informierte sie sich direkt über die gesetzlichen Voraussetzungen für Pflegefreistellung und Pflegeurlaub.
Anspruch auf Pflegefreistellung besteht dabei, wenn..
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sie die notwendige Pflege eines erkrankten, nahen Angehörigen (Krankenpflegefreistellung) übernehmen muss. Nahe Angehörige sind dabei Ehegattinnen und Ehegatten, Lebensgefährtinnen und Lebensgefährten sowie Verwandte in „gerader Linie“ (z.B. Kinder, Enkelkinder, Eltern, Großeltern sowie Adoptiv- und Pflegekinder). Der Verwandte oder das Kind muss dabei nicht im gemeinsamen Haushalt leben;
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sie eine geeignete Person aus dem gemeinsamen Haushalt pflegt – selbst wenn diese keine Angehörigen sind (z.B. Mitbewohnerinnen und Mitbewohner);
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sie die notwendige Betreuung des eigenen Kindes (auch Adoptiv- und Pflegekindes) bei Ausfall der ständigen Betreuungsperson übernehmen muss (Betreuungsfreistellung). Auch in diesem Fall muss das Kind nicht im selben Haushalt leben;
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sie ihr Kind bei einem stationären Aufenthalt ins Krankenhaus begleiten muss (Begleitungsfreistellung);
Für eine zweite Woche Pflegefreistellung muss es sich um die Angehörigen-Pflege eines Kindes unter 12 Jahren handeln.
Ist der Anspruch auf Pflegefreistellung ausgeschöpft, kannst Du mit den Vorgesetzten eine weitere Freistellung - Pflegekarenz oder Pflegeteilzeit - ausmachen. Jedoch nur, wenn es sich um Pflegebedürftige mit Pflegestufe 3, Demenzkranke oder Minderjährige handelt.
Dazu braucht es eine Bestätigung, dass Deine Hauptaufgabe während der Freistellung die Betreuung ist, sowie eine schriftliche Vereinbarung der Karenz oder Teilzeit mit Deinem oder Deiner Vorgesetzten.
Erfahrungen und Tipps von Marie
Marie nahm zunächst eine Woche Pflegefreistellung in Anspruch. Zudem setzte sie sich mit ihrem Arbeitgeber zusammen und erzählte ihm von ihrer schwierigen Situation. Gemeinsam einigten sich die beiden auf eine Pflegekarenz von einem Monat. So konnte sich Marie auf die Umorganisation ihres Lebens konzentrieren und für ihren Lebensgefährten da sein.
Nach der Pflegefreistellung oder dem Pflegeurlaub: Wie geht es weiter?
Natürlich war Marie sofort klar, dass sie die Pflege ihres Freundes nicht gänzlich alleine übernehmen konnte. Und auch ihr Lebensgefährte wollte nicht, dass sie ihr Leben seiner Pflege unterordnet und damit auch ihren Job aufgibt.
Marie suchte also nach einer möglichst schnellen Pflegelösung. Dabei wollte sie sich aber nicht auf eine Agentur verlassen und flexibel entscheiden, wann und vor allem wer da in den gemeinsamen Haushalt kommt.
Bei ihren Recherchen stieß Marie dann auf noracares. Sie war vom Konzept begeistert und registrierte sich auf der Plattform.
Nach kurzer Suche wurde sie direkt fündig: Henry, ein 31-Jähriger Pfleger passte perfekt zu den Bedürfnissen von ihr und ihrem Lebensgefährten. Dabei entdeckte sie, dass viele andere oft den unterschied zwischen pflege urlaub und pflegefreistellung nicht genau kannten und wertvolle Informationen benötigten.
Sie kontaktierte Henry, vereinbarte einen Videocall und überzeugte sich von seinen Kompetenzen – mit Erfolg, denn bereits nach einer Woche Pflegeurlaub stellte sie den Pfleger an. Dadurch konnte sie wieder ihrer Arbeit und ihren Hobbys nachgehen, ohne sich Sorgen um ihren Freund machen zu müssen.
Marie´s Tipps für Betroffene
Marie´s Lebensgefährte sitzt jetzt im Rollstuhl und schafft wieder vieles selbst. Pfleger Henry, der mittlerweile ein guter Freund des Paares ist, kommt nur mehr zwei Mal die Woche vorbei und unterstützt ihn bei schwierigeren Aufgaben. Damit haben die beiden die perfekte Lösung für sich gefunden. Weil Marie weiß, wie überwältigend eine solche Situation sein kann, möchte sie ihre Tipps mit Dir teilen:
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Informiere Dich gut über Deine Rechte und mach sie geltend! Auch wenn Dein Arbeitgeber erst vielleicht nicht begeistert ist, setze Dich für Deine Rechte ein und bestehe darauf.
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Kommuniziere offen mit deinem Arbeitgeber! Viele Betroffene wollen ihr Privatleben aus dem beruflichen Alltag heraushalten.
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Auch für Marie war es nicht leicht, sich an ihren Arbeitgeber zu wenden. Aber ihr wurde auch bewusst, dass sie weder die Pflege noch ihre Arbeit gut machen kann, wenn sie beides gleichzeitig unter einen Hut bringen muss. Schließlich hatte sie ein gutes Gespräch mit ihrem Vorgesetzten und Pflegefreistellung sowie Pflegekarenz haben ihr die Umstrukturierung sehr erleichtert.
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Nutze verfügbare Unterstützungsangebote! Auch bei diesem Punkt mag die Hemmschwelle vielleicht hoch liegen, aber es ist keine Schande, sich Hilfe zu suchen. Du musst das nicht alleine schaffen! Plattformen wie noracares können Dir die Suche nach geeigneten Pflegekräften erleichtern. Auch Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote für pflegende Angehörige können eine wertvolle Unterstützung sein.
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Achte auf Deine eigene Gesundheit und Balance! Die neue Situation kann sehr belastend sein. Verschaffe Dir unbedingt regelmäßige Pausen und Zeit für Dich. Sonst brennst Du schnell aus und Du kannst nicht mehr für Deine Liebsten da sein.
Fazit
Auch uns von noracares ist klar, wie wichtig diese Regelungen für pflegende Angehörige sind. Während die Pflegefreistellung kurzfristig bei akutem Pflegebedarf hilft, bietet der Pflegeurlaub eine langfristige Lösung für die umfassene Pflege eines nahen Angehörigen.
Dass diese beiden Optionen im österreichischen Gesetz fest verankert sind, ist sehr, sehr wichtig und ermöglicht es Betroffenen, ihre beruflichen Verpflichtungen mit ihren familiären Pflegeaufgaben zu vereinbaren.
Für viele Angehörige ist es beruhigend zu wissen, dass man im Falle eines plötzlichen Pflegebedarfs nicht alleine dasteht und es gesetzliche Maßnahmen gibt, die einem helfen, diese schwierige Zeit zu bewältigen. Insbesondere, wenn man für ein im Haushalt lebendes leibliches Kind, ein Adoptivkind oder ein Pflegekind verantwortlich ist.
Besonders beeindruckend fanden wir, wie Marie durch die Kombination von Pflegefreistellung und Pflegeurlaub die nötige Zeit fand, um sich auf die Pflege ihres Lebensgefährten zu konzentrieren, und dabei gleichzeitig eine langfristige Lösung mit Hilfe einer Pflegekraft fand. Dass diese beiden Optionen existieren und wählbar sind, zeigt den unterschied zwischen pflege urlaub und pflegefreistellung deutlich."
Damit möchten wir auch Dir Wege aufzeigen, eine Balance zwischen Pflege und Beruf zu bewahren.