Tipps von Pflegekräften für Angehörige - Teil 2

Du bist auf der Suche nach den besten Insidertipps von Pflegekräften? Du wolltest schon immer mal wissen, wie Pflegekräfte Pflegetätigkeiten eigentlich lernen? Dann informiere Dich im folgendem Artikel über die hilfreichsten Tipps und Tricks im Pflegealltag.

 

1. Initialberührung

Stell Dir vor, Du bist selbst auf die Hilfe anderer angewiesen. Du liegst in deinem Bett und ohne Ankündigung redet auf einmal ein Familienmitglied auf Dich ein. Wie wirst Du Dich fühlen

 

Wahrscheinlich erschrocken und verwirrt. Genau aus diesem Grund ist es ratsam, eine Initialberührung zu machen. Was ist das? 

 

Eine Initialberührung steht am Beginn jedes Kontakts. Das bedeutet, dass Du deiner oder deinem Angehörigen einen kleinen Impuls über die Hand gibst. Dieser Impuls kann ein leichtes Händedrücken oder das Streicheln der Finger sein. Es signalisiert der oder dem Pflegebedürftigen, dass jemand anwesend ist. 

 

Dadurch kann sich Deine Angehörige oder Dein Angehöriger darauf vorbereiten, dass gleich ein Gespräch oder eine Umpositionierung stattfinden wird. Durch die Initialberührung erschreckst Du sie oder ihn nicht, sondern kündigst Dich in sanfter Form vorher an. 

 

Kann man die Initialberührung überall durchführen? Im Grunde ja. 

 

Nur stell Dir vor, jemand würde Dir über die Wange streichen, wenn Du gerade döst. Das würde Dich wahrscheinlich noch mehr erschrecken, als wenn die Person plötzlich zu reden anfängt. Deshalb würde ich Dir raten, eine Initialberührung vorwiegend bei den Händen vorzunehmen.

 

Krankenschwester kümmert sich um ältere Patientin

 

2. Pflegetätigkeit immer vorher ansagen

Kennst Du dieses Spiel, wo Dir jemand die Augen verbindet und Dich dann an der Hand durch einen Raum führt? Du siehst nichts, bist nur auf die Anweisungen von deiner Freundin oder deinem Freund angewiesen. Wie fühlst Du Dich dabei, wenn sie oder er Dich nur führt und kein Wort sagt, ob ihr jetzt nach rechts oder nach links geht? 

 

Falls Du Dich dabei unsicher und unbehaglich fühlst, solltest Du immer im Hinterkopf behalten, dass das bei einer pflegebedürftigen Person sehr ähnlich ist. Sie ist ebenfalls auf die Hilfe anderer angewiesen. Bei der Körperpflege beispielsweise kann sie sich unwohl fühlen, wenn Du sie nur stumm wäschst und plötzlich die Intimpflege ohne Ankündigung durchführst. 

 

Um für Deine Angehörige oder deinem Angehörigen eine möglichst entspannte Situation zu schaffen, ist es wichtig, dass Du jede Pflegetätigkeit vorher ankündigst. Wenn Du der pflegebedürftigen Person sagst, was Du als nächstes vorhast, kann sie sich darauf einstellen und wird viel eher mitarbeiten, als wenn Du nichts sagst und einfach nur machst.

 

Bei Tätigkeiten, vor denen Deine Angehörige oder Dein Angehöriger Angst hat, ist es ratsam, diese einige Minuten vorher anzusagen. Beispielsweise werden vielen Pflegebedürftigen Anti-Thrombosespritzen verabreicht. Da das Stechen mit der Spritze oftmals als sehr weh tun kann, wird die ganze Situation als sehr unangenehm empfunden. 

 

Wenn Du zu Deiner oder deinem Angehörigen nun einige Minuten vorher sagst, dass Du ihr oder ihm bald die Spritze verabreichen wirst, hat sie oder er länger Zeit, sich darauf vorzubereiten. Sie oder er kann sich auf die unangenehme Situation einstellen und wird viel mehr Bereitschaft zeigen, als wenn Du gar keine Vorbereitungszeit zulässt.

 

3. Ressourcen fördern

Warum ist es wichtig, dass Du die Ressourcen der pflegebedürftigen Person förderst? Zum einen ist es wichtig für die Person selbst, da es ihr Selbständigkeit vermittelt, zum anderen ist es für Dich ein Vorteil, da die betroffene Person Dich bei Pflegetätigkeiten noch unterstützen kann. 

 

Stell Dir vor, Du bist ein bettlägeriger Mensch. Wenn Du bei der Körperpflege oder beim Positionieren deinen Fuß selbst aufstellen kannst, ist es für Dich ein Erfolgserlebnis und es verleiht Dir ein bisschen das Gefühl der Unabhängigkeit. 

 

Falls Du Dich in die Person, die der Betroffenen oder dem Betroffenen hilft, hineindenkst, merkst Du auch, dass Pflegehandlungen viel einfacher und leichter geschehen, wenn die pflegebedürftige Person aktiv dabei mithilft. Deshalb ist es auch wichtig, dass Du schaust, dass die Ressourcen bei jeder Pflegehandlung gefördert werden, um die Tätigkeiten, die die betroffene Person noch durchführen kann, so lange wie nur möglich zu erhalten. 

 

Es kann sein, dass eine Pflegetätigkeit viel länger dauert, wenn man darauf achtet, dass die pflegebedürftige Person so viel wie möglich selbst macht. Ein wichtiger Rat ist, ihr die Zeit zu geben, die sie braucht.

 

4. Tabletten mit einem Löffel Joghurt geben

Löffel voller Pillen

 

Kennst Du diese unangenehme Situation, wenn Du eine Tablette nehmen sollst und diese nicht schlucken kannst, weil sie zu groß ist oder zu ekelhaft schmeckt? Diese Situation kann bei deiner oder deinem pflegebedürftigen Angehörigen auch vorkommen. 

 

Gibt es da nun wieder einen Tipp, den Du anwenden kannst, damit ja alle Tabletten geschluckt werden? Ja, den gibt es. 

 

Gib beispielsweise die Tablette auf einen Löffel mit Joghurt oder Pudding, etwas, das Deine Angehörige oder Dein Angehöriger mag. Erstens schmeck sie oder er die Tablette nicht mehr, da der Geschmack des Joghurts überwiegt. Und zweitens dient das Joghurt als Gleitmittel, womit man die Tablette viel schneller und einfacher schlucken kann. 

 

Bei manchen Tabletten musst Du allerdings beachten, dass diese nicht mit einem Joghurt eingenommen werden dürfen, da diese sonst nicht wirken oder die Wirkungsdauer vermindert wird. Das kannst Du aber in jeder Packungsbeilage nachlesen oder Deine Ärztin oder deinen Arzt fragen.

 

5. Sensormatte

Frau bietet eine Tasse Kaffee an

 

Stell Dir vor, Deine Angehörige oder Dein Angehöriger ist dement und will die ganze Zeit von Zuhause davonlaufen oder er nimmt beim Gehen seinen Rollator nicht, wodurch die Gefahr, dass sie oder er stürzt, steigt. Was kannst Du tun, um diesen Situationen vorzubeugen? Hier würde sich eine Sensormatte empfehlen. 

 

Was ist eine Sensormatte? Das ist eine Matte, die am Boden neben dem Bett liegt. Wenn jemand darauf steigt, dann wird ein Alarm ausgelöst, der Dich weckt. Dadurch bist Du immer sehr schnell zur Stelle und kannst Stürze oder sonstiges vermeiden.

 

Du hast keine Sensormatte zuhause aber brauchst dringend eine Idee, um Deine demente Angehörige oder deinen dementen Angehörigen vom Weglaufen zu hindern? Schließe die Tür des Schlafzimmers der dementen Person und stelle auf die Türklinke einen Plastikbecher. Wenn Deine Angehörige oder Dein Angehöriger nun aufsteht und die Türe aufmacht, fällt der Plastikbecher auf den Boden, was einen lauten Knall macht. Dadurch wirst Du geweckt und kannst sie oder ihn davon hindern, dass Haus zu verlassen.

 

6. Tabletten gleich für die ganze Woche schachteln

Falls Dir Deine Zeit zu wertvoll ist, um jeden Tag aufs Neue die Tabletten für Deine Angehörigen zu schachteln, mach das doch nur an einem Tag und schachtle sie gleich für die ganze Woche. In der Apotheke kannst Du einen Wochendispenser kaufen. Dieser besteht aus sieben Tablettenschachteln, auf denen der jeweilige Wochentag steht. 

 

Falls Du es mit den Wochentagen noch einfacher haben möchtest, gibt es auch Wochendispenser, von denen jeder Tag eine andere Farbe hat. Somit musst Du nur einmal in der Woche die Tabletten schachteln und Deine Angehörigen haben einen guten Überblick, welche Tabletten an welchem Tag einzunehmen sind.

 

Wöchentlicher Pillen-Organizer mit Stethoskop

 

7. Nicht mit anderer Person reden, während jemand daneben liegt

Stell Dir vor, Du liegst in deinem Bett. Zwei Personen stehen neben deinem Bett, führen Pflegehandlungen bei Dir durch, reden allerdings nicht mit Dir sondern unterhalten sich selbst. Wie würdest Du Dich dabei fühlen? 

 

Wahrscheinlich würdest Du genervt sein und Dir wünschen, dass diese zwei Personen entweder Dich ins Gespräch miteinbinden oder ganz verschwinden sollen. Es ist nicht nur unhöflich, neben einer Person mit einer anderen zu reden, sondern schafft auch ein unangenehmes Gefühl und somit eine negative Situation. 

 

Konzentriere Dich deshalb bei Pflegehandlungen immer auf die pflegebedürftige Person und binde sie aktiv in ein Gespräch mit ein. Es ist natürlich erlaubt, einer zweiten Person zu antworten. 

 

Binde allerdings auch hier den pflegebedürftigen Menschen mit ein. Falls wichtige Gespräche zwischen euch zwei auftreten sollten, könnt ihr das doch auch im Nachhinein und in Abwesenheit der pflegebedürftigen Person besprechen. So schafft ihr keine unangenehme Situation.

 

8. Erreichbar sein

Falls Du ein Problem hast oder Hilfe brauchst, bist Du froh, wenn Du jemanden anrufen kannst. Genau das sind auch die Bedürfnisse einer Person, die an die Unterstützung anderer angewiesen ist. Deshalb ist es ratsam, dass Du darauf achtest, dass Deine Angehörige oder Dein Angehöriger immer ein Handy oder eine Glocke in der Nähe hat, mit der sie oder er sich jederzeit melden kann. So verschaffst Du ihr oder ihm Sicherheit und gibst ihr oder ihm das Gefühl, immer da zu sein.

 

9. Angehörigen versichern, dass sie keine Belastung sind

Viele Angehörige meinen, dass sie eine enorme Belastung für ihre Familie darstellen. Deshalb wollen sie oftmals die angebotene Unterstützung nicht annehmen und sie verfallen oftmals in eine sehr negative Stimmung, da sie manche Tätigkeiten nicht mehr alleine schaffen. 

 

Versichere ihnen, dass sie keine Belastung für Dich sind und gib ihnen das Gefühl, dass es okay ist, sich zu melden, falls sie Hilfe brauchen. Biete Deine Hilfe auch immer wieder ungefragt an. Dadurch sehen sie, dass es Dir Ernst ist, sie in jeder Situation zu unterstützen und sie werden sich viel eher bei Dir melden.

 

Noras Tipp

Lächelnde Nora

 

Jede Situation und jede Pflegehandlung ist von Person zu Person individuell. Probiere die oben angeführten Tipps einfach aus. Dadurch kannst Du sehen, welche Tricks für Dich am besten anwendbar sind und welche Du eventuell adaptieren musst.

Du bist auf der Suche nach einer Pflegeperson, die diese Pflegetipps in ihrer Ausbildung gelernt hat und sie beherrscht? Dann registriere Dich bei noracares, wo du die perfekte Pflegekraft finden kannst!

 

Alles Liebe,

Nora