Pflege ABC: M wie Medikament
Mit zunehmendem Alter steigt oft auch die Zahl der täglich einzunehmenden Medikamente, was die Medikamenteneinnahme im Alter zunehmend komplizierter macht. Dabei ist die richtige Einnahme wichtig, um gesund zu bleiben und Risiken zu vermeiden. Doch was passiert, wenn man den Überblick verliert oder sich Medikamente gegenseitig beeinflussen? Diese und weitere Fragen beantworten wir Dir im folgenden Blogartikel.
Unsere Gesellschaft wird immer älter, und mehr und mehr Menschen sind auf Medikamente angewiesen – sei es gegen Schmerzen, für den Blutdruck oder andere gesundheitliche Probleme. Doch je mehr Tabletten, Tropfen oder Kapseln verschrieben werden, desto schwieriger wird es, den Überblick zu behalten.
Wenn mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden, kann es schnell zu Problemen wie Neben- oder Wechselwirkungen kommen. Es ist, als müsste man ein kompliziertes Puzzle zusammensetzen:
Jedes Teil muss genau passen, damit die Gesundheit nicht leidet. Ein kleiner Fehler – wie das Vergessen einer Dosis oder das falsche Timing – kann das Gleichgewicht im Körper durcheinanderbringen.
In diesem Artikel schauen wir uns die häufigsten Probleme bei der Medikamenteneinnahme im Alter an. Wir erklären, wie Wechselwirkungen auftreten können und warum es so wichtig ist, regelmäßig die Medikation mit dem Arzt oder der Ärztin zu besprechen, um sicher und gesund zu bleiben.
Was ist Medikation?
Unter der Medikation verstehen wir die Verschreibung und richtige Anwendung von Arzneimitteln, wie Tabletten, Salben oder Injektionen. Dosierung, Dauer der Einnahme und der genaue Zeitpunkt sind dabei immer mit der Ärztin/dem Arzt oder der Apothekerin/dem Apotheker abzustimmen.
Eine allgemeine Verordnung reicht nicht aus, denn jede Behandlung muss genau auf die Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten zugeschnitten sein – ähnlich wie ein maßgeschneiderter Anzug, der perfekt passen muss, um seinen Zweck zu erfüllen.
Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente, abhängig von Faktoren wie Alter, Gewicht, bestehenden Erkrankungen oder der Ernährung. So kann dasselbe Medikament bei einem Patienten den gewünschten Effekt hervorrufen, bei einem anderen hingegen zu Nebenwirkungen führen.
Häufige Probleme und Wechselwirkungen bei der Medikamenteneinnahme im Alter.
Einem Bericht der „Gelben Liste“ zufolge nehmen bereits mehr als 42 Prozent der über 65-Jährigen fünf oder mehr Medikamente ein. Rezeptfreie Arzneimittel sind dabei noch nicht berücksichtigt. Etwa jede/r Vierte bis jede/r Fünfte davon nimmt Medikamente, die möglicherweise unpassend für diese Person sind. Dabei birgt die Medikation gerade im Alter einige Risiken und Problemquellen:
Wechselwirkungen:
- Ein großes Problem sind unerwünschte Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Medikamenten. Wenn zwei oder mehr Arzneimittel gleichzeitig eingenommen werden, können sie sich gegenseitig beeinflussen. Zum Beispiel kann die Wirkung eines Medikaments verstärkt oder abgeschwächt werden, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Manche Wechselwirkungen können sogar gefährlich sein, besonders wenn Blutverdünner oder Herzmedikamente betroffen sind.
Dosierung:
- Auch die Dosierung spielt eine entscheidende Rolle. Der Stoffwechsel verändert sich im Alter, was bedeutet, dass der Körper Medikamente anders abbaut. Eine Dosis, die in jüngeren Jahren gut funktioniert hat, kann im Alter zu stark oder zu schwach sein. Deshalb ist es wichtig, die richtige Menge an Medikamenten zu finden und sie an den individuellen Gesundheitszustand anzupassen.
Vergesslichkeit:
- Ein weiteres Problem ist die Vergesslichkeit. Ältere Menschen können leichter vergessen, ob sie ihre Tabletten bereits eingenommen haben, oder sie nehmen die falsche Menge zur falschen Zeit. Besonders problematisch ist das, wenn keine regelmäßige Kontrolle durch Angehörige oder Pflegekräfte erfolgt. Ein vergessenes oder doppelt eingenommenes Medikament kann schnell negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Ein großes Problem bei der medikamentösen Therapie älterer Patienten ist die Wechselwirkung zwischen bestimmten Medikamenten. Insbesondere jene, die auf der Priscus-Liste aufgeführt sind, können unerwartet stärkere Nebenwirkungen hervorrufen, was eine engmaschige Überwachung durch den Arzt erfordert.
Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, dass ältere Menschen ihre medikamentöse Therapie regelmäßig von einem Arzt überprüfen lassen. Zudem ist eine gute Organisation entscheidend, damit die Einnahme ordnungsgemäß erfolgt und Fehler vermieden werden.
Praktische Tipps für eine sichere Medikamenteneinnahme
Die Einnahme mehrerer Medikamente kann im Alter eine echte Herausforderung sein. Um sicherzustellen, dass alles richtig läuft und die Medikamente den gewünschten Effekt haben, gibt es einige nützliche Tipps und Hilfsmittel, die helfen können, die häufigsten Probleme zu vermeiden:
Regelmäßige Arztbesuche und Medikationschecks
Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vermeidung von Problemen ist die regelmäßige Überprüfung der Medikamenteneinnahme im Alter durch den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin. Diese Überprüfungen können das Risiko von Fehlanwendungen und Wechselwirkungen erheblich reduzieren.
Dabei geht es nicht nur um die Kontrolle der aktuellen Medikamente, sondern auch darum, ob einige Präparate möglicherweise abgesetzt oder durch verträglichere Alternativen ersetzt werden können.
Einsatz eines Medikationsplans
Ein Medikationsplan ist eine einfache, aber effektive Methode, um den Überblick zu behalten. Der Plan listet alle einzunehmenden Medikamente auf, inklusive einer genauen Anweisung, wann und wie diese eingenommen werden sollen.
Ein solcher Plan kann sowohl von Ärzten und Ärztinnen oder Apothekern bzw. Apothekerinnen erstellt und regelmäßig aktualisiert werden. Aber auch Pflegekräfte und pflegende Angehörige können diese Aufgabe übernehmen (sofern sie informiert sind).
Praktische Hilfsmittel für die Medikamenteneinnahme im Alter: Pillendosen und Erinnerungs-Apps
Technische Hilfsmittel wie Pillendosen mit Fächern für jeden Tag und jede Einnahmezeit sowie Apps, die an die Medikamenteneinnahme erinnern, sind eine große Unterstützung für die Betroffenen.
Durch die Vorsortierung der Medikamente kann das Risiko der Falscheinnahme gesenkt werden. Aber auch Apps wie "MyTherapy" oder "Medisafe" erinnern die Nutzerinnen und Nutzer daran, ihre Medikamente zur richtigen Zeit einzunehmen und bieten sogar die Möglichkeit, Familienmitglieder oder Pflegedienste einzubinden, die im Notfall benachrichtigt werden.
Vorsicht bei rezeptfreien Medikamenten
Nicht nur verschreibungspflichtige, sondern auch rezeptfreie Medikamente können Wechselwirkungen verursachen. Oftmals werden diese Medikamente ohne Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin eingenommen, was das Risiko erhöht.
Daher ist es ratsam, jede Medikamenteneinnahme im Alter, einschließlich frei verkäuflicher Präparate, mit dem Arzt bzw. der Ärztin oder einem Apotheker bzw. einer Apothekerin zu besprechen. Denn häufig sind wir uns der möglichen Wechselwirkungen gar nicht bewusst.
Medikamentenmissbrauch bei älteren Personen
Medikamentenmissbrauch im Alter kann eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit darstellen und oft unbemerkt bleiben. Oft werden Medikamente versehentlich falsch eingenommen – beispielsweise durch Überdosierung, das Vergessen einer Dosis oder die Einnahme zur falschen Zeit. Diese Fehler können zu unerwünschten Nebenwirkungen oder einer verminderten Wirksamkeit der Medikamente führen und die Gesundheit beeinträchtigen.
Es gibt aber auch Fälle, in denen der Medikamentenmissbrauch absichtlich geschieht. Einige ältere Menschen versuchen, die Wirkung ihrer Medikamente zu verstärken, indem sie mehr nehmen als verordnet.
Andere nehmen die Medikamente absichtlich nicht ein oder verändern die Dosierung, weil sie die Behandlung nicht verstehen oder nicht akzeptieren. Solcher bewusster Missbrauch kann erhebliche Risiken für die Gesundheit mit sich bringen und muss dringend vermieden werden.
Um diesen Gefahren vorzubeugen, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Dazu gehört die regelmäßige Überprüfung der Medikation durch den Arzt oder die Ärztin, um sicherzustellen, dass alle Medikamente notwendig und korrekt dosiert sind.
Auch die sichere Aufbewahrung der Medikamente, eine klare Befolgung der Dosierungsanweisungen und die Unterstützung durch Angehörige können helfen, sowohl versehentlichen als auch bewussten Missbrauch zu verhindern.
Medikamente und Ernährung
Die Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Ernährung sind ein oft unterschätzter, aber entscheidender Aspekt der Medikation im Alter. Was und wie wir essen, kann die Wirkung von Arzneimitteln beeinflussen, manchmal sogar in erheblichem Maße. Wir haben einige wichtige Beispiele für Dich, die zeigen, wie Ernährung und Medikamente zusammenwirken können:
Grapefruitsaft:
- Der Bitterstoff Furanocumarin verleiht der Grapefruit ihren typischen Geschmack, hat aber auch eine andere Wirkung: Er kann den Abbau vieler Medikamente in der Leber blockieren. Der Wirkstoff der Medikamente kann sich dadurch im Blut anstauen, was besonders bei Blutdrucksenkern, Blutverdünnern oder Cholesterinsenkern (Statinen) zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann.
Vitamin K:
- Für Menschen, die Blutverdünner wie Warfarin einnehmen, ist es wichtig, auf die Aufnahme von Vitamin K zu achten. Lebensmittel wie Spinat, Kohl und andere grüne Blattgemüse, aber auch Eier und Innereien enthalten hohe Mengen dieses Vitamins, das die Wirkung von Blutverdünnern beeinflussen kann.
Milchprodukte:
- Einige Medikamente, insbesondere Antibiotika, können in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden, wenn sie zusammen mit Milchprodukten eingenommen werden. Die Kalziumverbindungen in der Milch können die Aufnahme des Medikaments verringern und somit die Effektivität beeinträchtigen.
Kaffee und Tee:
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Kaffee sowie schwarzer und grüner Tee enthalten Gerbstoffe, die die Aufnahme von Wirkstoffen im Darm beeinträchtigen können. Zum Beispiel können Eisenpräparate vom Körper nicht richtig aufgenommen werden, da die Gerbstoffe das Eisen im Magen-Darm-Trakt binden.
- Auch bei der Einnahme von Antidepressiva oder Neuroleptika kann es vorkommen, dass die Wirkung der Medikamente durch diese Gerbstoffe vermindert wird.
Superfoods:
- „Superfoods“ wie Gojibeeren, großen Mengen Ingwer und Knoblauch können die Wirkung von Blutverdünnern verstärken, was das Risiko für Blutungen erhöhen kann. Wenn solche Lebensmittel in großen Mengen konsumiert werden, kann dies zusammen mit Blutverdünnern wie Aspirin oder Warfarin zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.
Fettiges Essen:
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Die Leber fungiert als Filter, der unerwünschte Substanzen aus dem Blut entfernt, einschließlich der Medikamente, die wir einnehmen. Dieser Prozess, bekannt als First-Pass-Effekt, wird bei der Dosierung eines Medikaments berücksichtigt, sodass nach dem Durchlaufen der Leber die richtige Menge des Wirkstoffs am Zielort ankommt.
- Wenn die Leber jedoch stark mit dem Verarbeiten von fettreicher Nahrung beschäftigt ist, kann es vorkommen, dass Medikamente wie Betablocker oder Blutdrucksenker diese erste Filterstufe umgehen und stärker wirken als beabsichtigt.
Ballaststoffe:
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Lebensmittel wie Müsli, Vollkornbrot oder Hülsenfrüchte sind reich an Ballaststoffen, die gesundheitlich sehr vorteilhaft sind, weil sie unerwünschte Stoffe im Darm binden. Allerdings können diese Ballaststoffe auch Wirkstoffe in Medikamenten binden und deren Wirkung beeinträchtigen. Betroffen sind zum Beispiel Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder Paracetamol, Penicillin, Trimethoprim, Levothyroxin und Antidepressiva wie Doxipin.
- Trotz ihrer gesundheitlichen Vorteile kann eine plötzliche Änderung der Ballaststoffzufuhr – sei es eine Erhöhung oder Reduzierung – zu Problemen wie Über- oder Unterdosierung der Medikamente führen.
Tyraminhaltige Nahrungsmittel:
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Bestimmte Lebensmittel wie gereifter Käse, eingelegte Heringe, Salami, Trockenfrüchte, Joghurt und auch Getränke wie Bier und Rotwein enthalten hohe Mengen des Stoffes Tyramin. Tyramin kommt auch in unserem Nervensystem vor und wird normalerweise von einem Enzym namens Monoaminoxidase (MAO) abgebaut.
- Wenn jedoch MAO-Hemmer zur Behandlung einer Depression eingenommen werden, wird dieser Abbauprozess verlangsamt. Das kann dazu führen, dass sich Tyramin im Körper ansammelt und zu einem starken Anstieg des Blutdrucks führt.
Alkohol:
- Alkohol kann die Wirkung von Medikamenten verstärken. Bei einer hochdosierten Therapie mit NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), die zur Schmerzlinderung verwendet wird, kann Alkohol das Risiko von Magenblutungen erhöhen. Bei anderen Medikamenten kann Alkohol die beruhigende Wirkung verstärken, was zu motorischen Beeinträchtigungen, einem höheren Risiko für Stürze und Unfälle oder sogar zu Atemproblemen führen kann.
Es ist wichtig, diese Wechselwirkungen zu berücksichtigen und gegebenenfalls die Ernährung anzupassen, um die optimale Wirkung der Medikamente sicherzustellen. Die Patienten und Patientinnen sollten ihren Arzt bzw. ihre Ärztin oder den Apotheker bzw.
die Apothekerin über ihre Ernährungsgewohnheiten informieren, um mögliche Wechselwirkungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. So kann sichergestellt werden, dass die Medikation sicher und effektiv wirkt.
Die richtige Medikation ist ein entscheidender Faktor für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Patientinnen und Patienten. Die sorgfältige Verwaltung und Überwachung der Arzneimittelaufnahme kann gesundheitliche Risiken minimieren und ist daher von großer Bedeutung.
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