Pflege ABC: J wie Job
Wisst Ihr, welcher einer der härtesten und gleichzeitig am meisten Sinn stiftenden Berufe weltweit ist ? Wir von Noracares können mit Fug und Recht behaupten, es ist der Pflegeberuf. In diesem besonderen Jahr 2020, wo uns Corona ereilt hat, tritt dieser Beruf endlich ins Rampenlicht und hat Politik, Wirtschaft und die Gesellschaft zum Umdenken gebracht.
Manche glauben, wir müssen verrückt sein, zu immer noch schlechten Rahmenbedingungen täglich Bettpfannen zu leeren, Menschen zu waschen, ihr Bett zu machen, Blutdruck zu messen, sich sogar oftmals beschimpfen zu lassen.
Warum also tun wir das ?
Ja, Außenstehende können das vielleicht nicht nachvollziehen:
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Die Erfüllung, die wir nach einem harten, vielseitigen Tag mit vielfältigsten Aufgaben, die wir gemeinsam mit dem Team oder auch einmal alleine auf sich gestellt gut gelöst haben, empfinden.
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Die Zufriedenheit, die wir fühlen, wenn wir eine Herausforderung mit einem Patienten angenommen haben.
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Die tiefe Ruhe, die sich in uns ausbreitet, wenn wir mit einen bewegenden Schicksalsschlag konfrontiert waren und diesen überwunden zu haben, oder wenn wir ein gesundheitliches Problem lösen konnten.
Das gibt so viel Kraft und Motivation, jeden Tag aufzustehen und unsere Mission zu erfüllen, für die Schwachen und Alten die Welt ein bisschen besser zu machen.
Die Arbeit mit den Alten der Gesellschaft
Geschichte
Im Mittelalter wurde man als 50-jähriger bereits als Greis gesehen, der Anteil der 60- jährigen lag bei gerade einmal 1-2 Prozent. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag überhaupt bei 34 Jahren.
Die Begriffe „alt“, „arm“ und „krank“ waren früher nicht voneinander getrennt, das eine ging in das andere über – also ein eigenes Wort für „Alter“ gab es im Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert gar nicht. Durch Seuchen und Pest verrohten die Sitten, die Leichen wurden in die Gassen und weiter in Massengräber geworfen. Die Alten waren damit beißendem Humor und Spott ausgesetzt.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Humanismus die vorherrschende Denkart, und damit einher gingen Mitmenschlichkeit, Rücksicht, Disziplin und Respekt vor dem Alter. Im 19. Jahrhundert dann entwickelte sich die Medizin weg von Aberglauben und Vorurteilen.
Wie viele Bücher haben wir gelesen, wie viele historische Filme gesehen, in denen Ärzte aufgrund ihrer Behandlungen den Patienten fast den Garaus gemacht hätten ? Zum Beispiel durch Aderlass ?
Während all dieser Zeit war die Pflege noch kein Beruf im heutigen Sinne, sondern eine gutherzige Tätigkeit, die meist von Ordensfrauen oder kräuterkundigen Frauen ausgeübt wurde. Im 20. Jahrhundert war die Zeit zwischen den Weltkriegen ebenso wenig rosig für die Alten, die sich in Ausspeisungen und Armenküchen wiederfanden, um zu überleben.
Der Nationalsozialismus, der nur die Leistungsfähigen in der Gesellschaft förderte, betrachtete die Alten als nutzlos. Sie wurden gemeinsam mit Kranken in Anstalten, später sogar in Konzentrationslager gebracht.
Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam mit dem Wiederaufbau eine Verbesserung für die älteren Menschen und für die Pflegebedürftigen. Je höher der Wohlstand wurde, desto mehr wurde auch auf die Schwächsten der Gesellschaft geachtet. Somit erlebte auch die Versorgung der Alten einen Wandel.
Altenpflege heute
Als Altenpflege bezeichnen wir heute alle Aufgaben der Kranken- und Sozialpflege, die für pflegebedürftige Menschen zu erfüllen sind. Ein Meilenstein in der Pflege ist 1995 in Österreich gesetzt worden: Die Pflegeversicherung wird festgelegt. Sie sichert in der Sozialversicherung die Pflege für alle jene, die gesetzlich krankenversichert sind.
Das hat auch den Beruf der Pflege in ein neues Licht gerückt. Der Wohlstand ermöglicht ein längeres Leben. Krankheiten, die früher zum Tode geführt hätten, sind heute Alterserkrankungen gewichen. Dementsprechend steigt die Zahl der Pflegebedürftigen stetig und damit die Zahl des benötigten Pflegepersonals.
NORA ERKLÄRT
WAS IST DIE AUFGABE EINES PFLEGERS ?
„Die Aufgabe eines staatlich anerkannten Altenpflegers ist es, alte Menschen bei der Gestaltung ihres Lebens fachkompetent zu begleiten, zu pflegen und zu beraten.“ Altenpflege konkret, Seite 12 Pflegerinnen und Pfleger erhalten Lebensqualität und Lebensfreude in einer Phase des Lebens des Pflegebedürftigen, in der die Gesundheit beeinträchtigt ist.
Lest hier einen früheren Beitrag von noracares über Altenpflege.
Wo sind Pflegekräfte im Einsatz ?
Stationäre Pflege
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Stationäre Pflegeeinrichtungen
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Sanatorien Rehabilitations-Kliniken
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Geriatrische Stationen / Kliniken
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Einrichtung der Kurzzeitpflege
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Gerontopsychiatrische Krankenhäuser
Teilstationäre Pflege
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Alten-Tagesstätten
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Tagespflege-Institute
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Geriatrisches Tageskliniken
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Psychiatrische Tageskliniken
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Ambulante Pflege
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Sozialstationen
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Diakonie
Ambulante Pflegedienste
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Senioren-Wohngemeinschaften
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Betreutes Wohnen – Wohnanlage für alte Menschen
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Offene Altenhilfe
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Altenvereinigungen und – clubs
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Beratungsstellen
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Sozialdienste der Gemeinden
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Sozialdienste der Wohlfahrtsträger
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Sozialamt
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Pflegekassen
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Mobile Pflege
Welche Möglichkeiten der Ausbildung für Pflegekräfte gibt es ?
Das Krankenpflegediplom ist der Schlüssel für sämtliche Teilbereiche der Medizin, von der Säuglingspflege bis zu alten Menschen, von der Ordination bis zum Krankenhaus. Ob wir also den OP-Saal wählen, oder einen der obigen Einsatzorte wählen – die Pflege ist so vielfältig wie jeder Mensch individuell. Der Pflegeberuf, der auch immer mehr Männer anzieht, hat verschiedene Qualifikationsstufen:
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Pflegeassistenz
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Pflegefachassistenten
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Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson (DGKP) – dafür brauchen wir ein 3- jähriges Bachelorstudium
Spezialausbildungen ermöglichen uns, den Fokus auf besondere Bereiche zu legen. Breast Care Nurse, Stationskoordinator für Demenzkranke, Diabetesberater… die Liste ist endlos.
Wie unterscheidet sich die Pflegetheorie von der Pflegepraxis ?
Diana, 23 Jahre alt, erzählt für Noracares aus ihrem dritten und letzten Ausbildungsjahr als Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin (DGKP):
„Wieso unterscheiden sich Theorie und Praxis eigentlich? Oft werden die Pflegehandlungen, bedingt durch Zeitstress, anders ausgeführt, als man in der Ausbildung vermittelt bekommen hat. Das kann ich dir wieder perfekt an einem Beispiel erklären.
Stell dir vor, du hast 30 Patienten auf deiner Station liegen, die alle eine, manche vielleicht sogar zwei Infusionen bekommen. Im Unterricht lernst du, dass jede Infusion zeitnah vorbereitet werden muss, dass heißt, dass das Medikament unmittelbar vor Verabreichung in der Infusion aufgelöst werden muss. Danach sollst du zur Patientin oder zum Patienten ins Zimmer gehen, dich an ihr oder sein Bett stellen und dort dann die Infusion spiegeln.
Was bedeutet Infusionen spiegeln? Das heißt, dass du die Infusion, bevor du sie an den Patienten anhängst, aufdrehst und laufen lässt, damit der Infusionsschlauch mit Flüssigkeit gespült ist und keine Luft darin bleibt. Danach hängst du die Infusion an.
Nun hast du das alles erledigt und merkst, dass das zeitlich ein ziemlicher Aufwand ist. Und dann sollst du das für alle 30 Patientinnen und Patienten so machen? Würde es nicht viel einfacher und schneller gehen, alle Infusionen auf einmal herzurichten, zu spiegeln und dann in die Patientenzimmer zu verteilen?
Die Antwort lautet klar: Ja. Und genauso sieht es auch in der Pflegepraxis aus. So spart man sich enorm viel Zeit, die man, aufgrund von mangelnden Pflegepersonal, ja bereits zu wenig hat.“
Den ganzen Artikel über Pflege in Theorie und Praxis kannst Du HIER lesen.
Florian, 22 Jahre alt, ist im 2. Ausbildungsjahr, arbeitet in der Studierendenvertretung an der Fachhochschule für Gesundheitsberufe Oberösterreich und erzählt über die Ausbildung des Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegers:
„Die drei Jahre, in denen ich jetzt den Bachelor mache, sind quasi eine generalistische Ausbildung. Das heißt, man erlernt in allen Bereichen Fähigkeiten, die keine Spezialausbildung voraussetzen.
Man kann in jedem Bereich, zum Beispiel der Kardiologie, oder der Unfallchirurgie, eigentlich alles machen. Für spezielle Bereiche wie dem Intensivbereich, den Kinderbereich oder auch den Bereich der Psychiatrie, muss man eine einjährige Spezialausbildung dranhängen. Die ist aber dann meistens berufsbegleitend.“
Den ganzen Artikel über Florians Erfahrungen dieser 3-jährigen Ausbildung liest Du hier.
Weitere Beispiele und wie die Arbeit mit beeinträchtigten Personen von Pflegekräften erlebt wird, liest Du hier.
Welche Voraussetzungen für den Pflegeberuf gibt es ?
In erster Linie müssen wir selber gesund sein und persönlich geeignet sein, uns um die Schwachen der Gesellschaft zu kümmern. Das bedeutet auch, Mitgefühl und Nächstenliebe sollen unseren Charakter bestimmen.
Fachlich ist ein Pflichtschulabschluss erforderlich.
Welche Kompetenzen hat die Pflegekraft ?
Fachkompetenz
Durch das gelernte Fachwissen, gepaart mit der Bereitschaft, dieses Wissen einzusetzen, kann die Pflegekraft zielorientiert Aufgaben lösen und das Ergebnis beurteilen.
Personalkompetenz
Wie eingangs beschrieben, ist eine bestimmte Persönlichkeit für den Pflegeberuf erforderlich. Selbständigkeit etwa ist etwas, was im Persönlichkeitsprofil der Person bereits vorhanden sein sollte, denn der Pflegeberuf ist individuell und hat vielfältige Handlungsfelder, bei denen nicht immer ein Vorgesetzter zugegen ist, der hilft, anleitet und unterstützt. Das bedeutet in Folge auch, dass es wichtig ist, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein mitzubringen.
Die Menschen, die gepflegt werden, sind grundverschieden. Oftmals sind sie durch ihre Krankheit auch nicht immer nur gut gelaunt und brauchen Aufmunterung. Deswegen ist Selbstvertrauen auch ein Vorteil im Pflegeberuf. Je stärker wir selber sind, desto besser können wir den Schwachen unterstützen.
Pflege ist ein intensiver Job mit vielen wiederkehrenden Aufgaben. Die Medikation ist genau einzuhalten und zu bestimmten Zeiten zu verabreichen. Dafür braucht es charakterlich Zuverlässigkeit. Es muss klar sein, dass diese Aufgabe täglich zur gleichen Zeit richtig abgewickelt wird.
Sozialkommunikative Kompetenz
Das bedeutet, wir sind in der Lage, soziale Beziehungen zu leben. Wir ertragen Spannungen, können diese auflösen, wir wenden uns den Schwachen, den Pflegebedürftigen mit Verständnis zu, verständigen uns mit allen und setzen uns mit Problematiken auseinander. Soziale Verantwortung und Solidarität sind beim Pflegepersonal gelebte Werte.
Welche Tätigkeiten braucht eine Pflegekraft nicht auszuüben ?
Einerseits sollte das Pflegepersonal in vielen kleinen Handgriffen des Lebens des Pflegebedürftigen zu Hilfe eilen. Hier findet Ihr allerdings Fälle, in denen es notwendig ist, klar „nein“ zu sagen und sich abzugrenzen.
Wie verteilen sich die Geschlechter auf den Pflegeberuf ?
Die Verteilung ist hier sehr klar in Richtung weiblicher Dominanz. Mit über 85 % regieren die Frauen den Pflegeberuf. Doch es werden immer mehr junge Männer, die den Beruf des Krankenpflegers ausüben wollen. Wir von noracares haben hier einen Beitrag über Männer in Pflegeberufen verfasst.
Doch nicht nur junge Menschen nach Pflichtschul- und Fachschulabschluß wollen einen sinnstiftenden Beruf in der Pflege ergreifen. Quereinsteiger kommen mehr und mehr in die Pflege. Lest hier, aus welchen Gründen gerne gewechselt wird und woher die Menschen überall kommen.
NORAS TIPP
Du hast heute Einsichten in den Pflegeberuf erhalten, Geschichte, die Ausbildung, und von vielen auszubildenden Pflegekräften gelesen. Ich behaupte, der Pflegeberuf hat heuer, im Corona-Jahr 2020, einen Wandel, einen Paradigmenwechsel erfahren. Die Politik hat bereits darauf reagiert und nimmt Geld in die Hand, um der Pflege den Platz einzuräumen, den sie verdient. Deswegen gebe ich heute keinen Tipp, sondern ermuntere Dich, gemeinsam mit mir uns einfach mal selber auf die Schulter zu klopfen, bevor wir wieder losstarten und die Welt retten, das rät Dir
NORA
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