Pflege ABC: G wie Gastritis
Sauer macht nicht immer lustig - insbesondere bei regelrechten sauren Feuerwerken in Deinem Magen. Woher die Gastritis stammt und wie Du sie behandelst, erfährst Du in diesem Beitrag.
In der westlichen Welt leidet geschätzt fast die Hälfte der über 50-Jährigen an einer chronischen Gastritis. In 80-90% der Fälle ist diese vom Typ B. Häufig bemerken wir diesen Krankheitsverlauf der chronischen Entzündungen jedoch gar nicht.
Im Magen herrscht ein sehr saures Milieu. Das sauerste im ganzen Körper. Das muss so sein, denn hier passiert ein großer Teil der Verdauung und durch dieses saure Klima können die Nährstoffe in den Verdauungsbrei umgewandelt werden, der dann in die weiteren Stationen – wie Dickdarm und Dünndarm – wandert. Was aber passiert, wenn´s uns zu sauer aufstößt?
Was ist Gastritis?
Gastritis ist eine Entzündung der Schleimhaut des Magens. Die Magenschleimhaut ist eine Schicht, die den Magen auskleidet. Diese bildet unter anderem die Magensäure. Die Magenschleimhaut schützt daher die Magenwand vor der Magensäure.
Warum erkranken wir an Gastritis?
Im Verdauungstrakt gibt es Millionen von Bakterien. Er ist eine eigene Welt, und jeder Mensch hat seine individuelle Bakterien-“Herde“.
Diese heißt in der Fachsprache Darmflora. Je nachdem, was wir essen, wie wir diese Bakterien füttern, entwickelt sich diese Herde über die Jahre. Ob wir eine gute Verdauung haben, das heißt, den Nahrungsbrei leicht verstoffwechseln können, oder uns der Bauch immer wieder zwickt nach dem Essen, kann tatsächlich oft auch vererbt werden, also genetisch bedingt sein.
Umgekehrt funktioniert das Verdauungssystem natürlich genauso. Je mehr Frisches, Basisches, also Vegetarisches und Gesundes wir dem Darm geben, desto besser und leichter arbeitet er.
Auslöser einer Gastritis
Nun gibt es Bakterien, die wir entweder zu wenig füttern, oder die aus anderen Gründen auf einmal verschwinden. Wenn manche Bakterien also nicht mehr ihre wichtige Arbeit tun können, kippt das saure Milieu im Magen. Umgekehrt kann es sein, dass ein aggressives Bakterium für zu viel Säure in der Magenschleimhaut sorgt.
Der Magen kann zu sauer werden, nach oben steigen, und diese Säure spüren wir. Wir sprechen dann vom übersäuerten Magen. Dieses Gefühl kann sich anfühlen wie
-
Brennen
-
Druck hinter dem Brustbein
-
es kann sogar ausstrahlen bis ins Herz
Deswegen ist es oftmals gar nicht so einfach festzustellen, woran wir da jetzt leiden. Auch der Hausarzt kann nur durch viele gezielte Fragen feststellen, worum es sich handelt. Je genauer wir ihm antworten können, desto besser für den Arzt. Das bedeutet für uns, dass wir auch einmal für uns erspüren müssen, worum es sich eigentlich handelt.
Wie kann die Krankheit noch festgestellt werden?
Wenn wir durch Fragen nicht mehr feststellen können, ob es sich um Gastritis handelt, kann eine Gastroskopie Abhilfe bei der Diagnose schaffen. Hierbei handelt es sich um die häufigste Art der Untersuchung. Bei dieser werden Gewebeproben der Magenschleimhaut entnommen und untersucht.
Welche Rolle spielt denn der Magen beim Essen?
Hier sehen wir ein Bild, das deutlich zeigt, wohin unser Essen wandert. Nachdem es durch die Speiseröhre gerutscht ist, landet es gleich im Magen. Dieser ist also die erste Station auf der Reise durch unser Verdauungssystem. Wie wir schon gelernt haben, herrscht hier das sauerste Klima des Körpers.
Akute oder chronische Gastritis
Bei der akuten Gastritis haben wir oftmals Bauchschmerzen, Schmerzen im Oberbauch oder einen Druck in der Magengegend. Dies geschieht, wenn wir etwa zu viel oder zu stark Säure bildende Speisen gegessen haben.
Typische Schmerzen und Symptome bei der akuten Gastritis:
-
Folgende Symptome sind typisch für die Krankheit
-
Die chronische Gastritis ist eine dauerhafte Erkrankung der Magenschleimhaut über Wochen und Monate.
Typische Schmerzen und Symptome bei der chronischen Gastritis:
-
Appetitlosigkeit
-
Übelkeit
-
dunkel-wässriger Durchfall
-
Erbrechen
Ursachen einer chronischen Gastritis:
Die häufigste Ursache ist die Infektion mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori. Weitere typische Ursachen sind:
-
Alkoholkonsum
-
Nikotinkonsum
-
Medikamente (wie Aspirin, nichtsteroidale Entzündungshemmer)
-
Schnelles, hektisches Essen
-
Schwere Erkrankungen
-
Verletzungen
-
Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen
-
Strahlentherapie
-
Psychische und physische Belastungen – Ärger, Aufregung, Trauer, Sorge, Depression…
Welche Arten von Gastritis gibt es?
Je nachdem, wie die Entzündung entsteht, unterscheiden wir sechs Arten dieser Krankheit:
-
Typ A – Gastritis
-
Typ B – Gastritis
-
Typ C – Gastritis
-
Typ D – Gastritis
-
Typ R - Gastritis
Die Typ A- Gastritis ist eine Autoimmunkrankheit. Das bedeutet, der eigene Körper bekämpft eine Körperregion, indem er Antikörper bildet. In diesem Fall greifen die Antikörper die Säure produzierenden Zellen der Magenschleimhaut an. Warum, ist noch nicht geklärt.
Die Magenschleimhaut hat also nicht mehr genügend Zellen zur Verfügung. Dadurch sinkt der pH-Wert in dieser, und das macht den Magen noch saurer. Wir sprechen von Übersäuerung. Dadurch wiederum kann das Vitamin B12 nicht verstoffwechselt werden, und daher kann es hier zu einem Vitamin B12-Mangel kommen.
Bei der Typ B-Gastritis handelt es sich um eine Infektion durch das Bakterium Helicobacter pylori.
So sieht der Helicobacter pylori aus, der in der Magenschleimhaut angesiedelt ist.
Generell ist die Infektion mit diesem Bakterium mit weltweit etwa 50% die häufigste chronische bakterielle Infektion. Bis heute ist die Übertragung des Helicobacter pylori ungeklärt. Mittels Magenspiegelung, Zwölffingerdarm-Spiegelung und neuerdings auch Atemtests kann dieses Bakterium festgestellt werden. Um diesen Keim zu eliminieren, ist die Gabe von speziell dosierten und mit Antibiotika kombinierten Medikamenten erforderlich.
Die Typ-C-Gastritis ist eine Magenschleimhautentzündung, die durch chemische Reize verursachte worden ist, wie Schmerzmedikamente oder Gallenflüssigkeit bei Gallenrückfluss aus dem Zwölffingerdarm in den Magen. Wenn wir Patienten haben, die an der Galle operiert worden sind, ist diese Erkrankung wahrscheinlich. Auch Lebensmittelvergiftungen, Alkohol- und Nikotinkonsum begünstigen diese Erkrankung.
Die Typ D-Gastritis ist eine Erkrankung durch seltene Erreger. Sie ist unterteilt in mehrere Sonderformen, wie die Morbus-Crohn-Gastritis und die kollagene Gastritis. In diese Kategorie fällt die Gastritis nach schweren Erkrankungen und Unfällen.
Die Typ-R-Gastritis kann als Folge entstehen, wenn wir häufiges Sodbrennen haben. Diese Art der Gastritits kann schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen.
Kann eine Gastritis von selbst heilen?
Eine akute Gastritis heilt meist von alleine und folgenlos aus, wenn die Patienten und Patientinnen zunächst ein bis zwei Tage fasten und dann einige Tage auf Schonkost umsteigen, wie z.B. Tee, Haferschleim und Zwieback. Des weiteren ist während der Schonkost Bettruhe empfehlenswert.
Zusätzlich kann die Gabe von Medikamenten helfen, überschüssige Magensäure zu reduzieren oder die auslösenden Bakterien zu vernichten.
Ab ins Bett mit der Wärmflasche – eine gängige Praxis bei Bauchschmerzen.
Was machen wir konkret mit unserem Pflegebedürftigen im Fall von Gastritis?
Die folgenden Tipps helfen beim Umgang mit Gastritis bei Pflegebedürftigen:
-
Meiden von Alkohol, Nikotin und Kaffee
-
Bei der akuten Gastritis: Fasten, kurz Schonkost, kombiniert mit 1-2 Tagen Bettruhe
-
In Absprache mit dem behandelnden Arzt die Einnahme von Säureblockern
-
Bei Typ A – Gastritis Vitamin B12-Präparate im Bedarfsfall
-
Bei Typ B – Gastritis: Antibiotikatherapie mit Atemtest, um den Therapieerfolg zu überprüfen
Die geliebte österreichische Mehlspeise am Nachmittag müssen wir im Falle von Gastritis wohl eine Weile vom Speiseplan streichen.
NORA´S TIPP
Stress ist ein wesentlicher Auslöser von Gastritis. Hier sind wir als Pflegepersonal gefragt, den Pflegebedürftigen zu beruhigen. Wir können beobachten und erkennen, was den Patienten oder die Patientin stresst und gemeinsam mit den Angehörigen besprechen, wie wir diese Stress auslösende Situation ändern. Es könnte schon helfen, wenn der Patient von seinem Bett aus ins Grüne schauen kann.
Wenn die Wahl auf Schonkost oder Fasten fällt, finden wir im Gespräch heraus, was ihr oder ihm gut tut, womit er oder sie sich wohlfühlt. Wenn es am Nachmittag keine Mehlspeise gibt, könnte ein zuckerarmes Kompott das Richtige sein, damit uns und unseren Lieben diese Krankheit nicht mehr sauer aufstößt, das rät Euch Eure