Pflege-ABC: N wie Neurodermitis

ODER: Wenn´s juckt, weil die Haut "SOS" schreit

Wenn unsere Haut nicht mehr gesund ist, erfüllt sie nicht mehr ihre Barrierefunktion – das heißt, die Abgrenzung von außen nach innen. Das Immunsystem reagiert überempfindlich auf den Kontakt mit Allergenen und anderen Reizstoffen. Die Haut ist unser äußerster Wall, sie hydriert uns und schützt uns vor der Außenwelt. Ist dieser Schutz gestört, zeigt sich das oft durch Neurodermitis-Symptome, die in Form von Juckreiz, Rötungen und anderen Hautproblemen auftreten.

 

Eines davon ist Neurodermitis – das ist eine Bezeichnung aus dem 19. Jahrhundert, wo man diese Hautkrankheit namens „Atopisches Ekzem“  als Nervenentzündung betrachtete. Diese Ansicht ist widerlegt, der Name hingegen bis heute geläufig. 

 

Wie erkenne ich, ob ich Neurodermitis habe ?

Die Neurodermitis-Symptome sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Sie hängen vom Lebensalter, Geschlecht, der Hautbeschaffenheit und der generellen psychischen und physischen Konstitution des Individuums ab. Während sich der Ausschlag in jungen Jahren noch in weichen Hautstellen ansiedelt, wird der Schorf im Erwachsenenalter stärker, bis er in den meisten Fällen spätestens um das 30. Lebensjahr von selbst verschwindet. Im Kapitel „Neurodermitis-Symptome“ weiter unten erklären wir Euch genau, welches Lebensalter mit welchem Typ von Neurodermitis einhergeht.

 

Was ist die Ursache von Neurodermitis ?

Eine mögliche Ursache ist, dass der Körper zu wenig von dem speziellen Eiweiß namens Filaggrin herstellt. Das brauchen wir, um die Oberhaut zu bilden. Diese oberste Schicht schützt den Körper vor Krankheitserregern. So verliert die Haut Feuchtigkeit, trocknet aus und reagiert schneller mit Entzündung und Juckreiz. Die Lebensphase hat einen wesentlichen Einfluss auf die Hautgesundheit.

 

In Zeiten von Veränderung und Wandel zeigt sich der seelische Stress oftmals auf der Haut. Zudem ist die Neigung zu Neurodermitis vererbbar. Wie die generelle seelische, physische und psychische Konstitution des Menschen beschaffen ist, hat sicherlich einen großen Einfluss auf die Schwere und den Verlauf der Krankheit.

 

Was löst Neurodermitis aus ?

Was Neurodermitis-Symptome triggert, sind zum Beispiel Textilien, insbesondere Wolle. Auch Infektionen wie Erkältungen und Grippe können einen auslösenden Effekt haben, ebenso wie bestimmte Nahrungsmittel, auf die wir allergisch reagieren. Das Wetter spielt ebenfalls eine Rolle – schwüles oder nasskaltes Wetter kann ein Trigger für Neurodermitis sein. Auch Stress und, wie bereits oben erwähnt, Veränderungen in der Lebensphase können diese Hautkrankheit auslösen.

 

Neben den psychischen Faktoren, oder anderen schädlichen äußeren Einflüssen von Chemikalien in Möbeln, Textilien und natürlich in der Luft, sind auch Pollen und Hausstaub mögliche Auslöser der Krankheit. Starkes Schwitzen und Tierhaare können ebenso auslösend wirken.

 

Welche Lebensmittel sollte man bei Neurodermitis meiden ?

Eine ausgewogene Ernährung mit hochwertigen Fetten und Ölen, vollwertigen Kohlenhydraten und wenig weißem Zucker und Mehl ist für jeden Menschen empfehlenswert. Wenn gewisse Nahrungsmittel die Hautkrankheit triggern, können das die folgenden sein:

 

  • Weizen
  • Kuhmilch und Kuhmilchprodukte
  • Geflügel
  • Schweinefleisch
  • Fisch
  • Eier
  • Karotten
  • Paprika
  • Sellerie
  • Tomaten
  • Soja
  • Zitrusfrüchte
  • Nüsse, Erdnüsse
  • Alkohol
  • Kaffee und
  • schwarzer Tee

 

Hier ist das Maß entscheidend. Eine Tasse Kaffee am Tag ist für einen Großteil der Erkrankten noch kein Auslöser, während bereits drei Tassen Kaffeekonsum bereits Neurodermitis triggern kann. Fertigprodukte sind generell nicht gut für einen gesunden Lebensstil.

 

 

Bei Neurodermitis-Erkrankten sind insbesondere die Zusatzstoffe gefährlich. Konservierungs- und Lebensmittelfarbstoffe, Geschmacksverstärker, Glutamat können Allergien auslösen. Mit Hilfe eines Ernährungsberaters könnt Ihr mit einer „Auslass-Diät“ beginnen. Konsequent über Tage eines der obigen möglichen Trigger weglassen, beobachten, wie die Haut sich verändert, und danach Aufbaukost beginnen. Dabei wird alle 4-6 Tage ein neues Lebensmittel zur Diät hinzugefügt. Bei regelmäßiger Hautkontrolle zeigt sich hier sehr schnell, welche Unverträglichkeiten und / oder Trigger der Neurodermitis gegeben sind. 

 

Welche Nahrungsmittel fördern den gesunden Lebensstil ?

Ganz oft wird Kuhmilch nicht vertragen, und hier ist es besonders die Lactose, die der Darm nicht verstoffwechseln kann. Das Kalzium, das uns mit der Abwesenheit von Milchprodukten entgeht, können wir durch kalziumreiches Mineralwasser, grünes Gemüse, Mandeln und frische Kräuter aufnehmen. Omega-3-Fettsäuren sind für den Körper ebenso wichtig. Diese finden wir in hochwertigen Fetten und Ölen. Zum Beispiel können wir jeden Tag einen Teelöffel Leinöl zu uns nehmen – ein absolut hochwertiges Antioxidans ! Auch fetter Fisch wie Lachs, Makrele und Hering ist ein guter Omega-3-Fettsäuren-Lieferant.

 

Symptome

Die Symptome zeigen sich je nach Alter. Generell sind es Juckreiz, sich rötende Haut und nässende Ekzeme.

 

Babies und Kleinkinder bis 2 Jahre

Diese vertragen die Milch nicht und erleiden Milchschorf. Der Name stammt daher, weil der Ausschlag aussieht wie angebrannte Milch im Topf. Milchschorf alleine ist noch kein Anzeichen für Neurodermitis – es muss auch eines der folgenden Symptome auftreten.

 

Gerötete Hautstellen am Kopf deuten auf Neurodermitis-Symptome hin. Kratzspuren im Gesicht des Kindes weisen auf Juckreiz durch Neurodermitis hin. Die gute Nachricht ist, dass bei der Hälfte der erkrankten Kleinkinder die Krankheit bereits bis zum zweiten Lebensjahr wieder verschwindet.

 

  • Ein häufiges Symptom bei Kindern und Jugendlichen ist der sogenannte Milchschorf, der sich durch gelblich-weiße Krusten auf der Kopfhaut zeigt. Bei Jugendlichen und Erwachsenen tritt die Neurodermitis oft in Schüben auf, wobei die betroffenen Hautstellen stark jucken und sich entzünden, was zu psychischen Belastungen führen kann. Der Juckreiz, auch als quälender Juckreiz bekannt, kann den Alltag erheblich beeinträchtigen.

 

Kinder von 3 bis 13 Jahren

Bei älteren Kindern wird Neurodermitis oft durch Allergien ausgelöst. Die besonders weichen Stellen sind besonders betroffen, also Armbeugen, Kniekehlen, Hals, Gesicht. Es zeigen sich Hautverfärbungen, Infektionen, und geschwollene Lymphknoten besonders im Gesichts- und Halsbereich. 

 

Jugendliche

Generell verläuft Neurodermitis in Schüben. Im akuten Stadium ist die Haut gerötet, sie schuppt. Die Entzündung kann nässen und bluten. Ab der Pubertät zeigen sich die Symptome an der Armbeuge, in der Kniekehle, am Handrücken und im Brust- und Schulterbereich. Der Juckreiz kann über den ganzen Körper verteilt sein. Knötchen- und Pustelbildung ist möglich. Es besteht auch das Phänomen, das eine bestimmte Ekzem-Stelle bleibt, während der Rest der Neurodermitis total verschwindet. Entzündungen der Lippe und des Ohrläppchens sind genauso häufig wie da Einreißen des Mundwinkels und Jucken zwischen Fingern und Zehen.

 

Erwachsene

Üblicherweise klingen die Beschwerden nach dem 30. Lebensjahr ab. Bestehen danach noch Probleme, ist eine dauerhaft vorbeugende medizinische Hautpflege anzuraten. Im Erwachsenenalter sind in Neurodermitis-Fällen hauptsächlich Hände, Ohren, Hals und Gesicht betroffen. Es kommt zu

 

  • Schwellungen im Bereich der Augen und der Stirn
  • Lederartiger Verdickung der Haut
  • Weißlichen Hautzeichnungen
  • Blässe, vor allem um den Mundbereich

 

SCHON GEWUSST ? NORA BERICHTET

Schon die alten Ägypter haben gewusst, dass sie sich bei Hautproblemen in die Sonne legen müssen. Wenn sie also Ekzem-Erkrankungen hatten, haben sie sich mit Heilpflanzen an der erkrankten Stelle eingerieben und sich in die Sonne gelegt. Heute heißt diese Therapie Licht-Therapie, genauer „PUVA-Therapie“. Das „P“ steht dabei für Pflanzen, UVA-für die Ultraviolette Strahlung des Lichtes. Dieses Wellenlänge wird meist auch in Solarien verwendet. Dass Pflanzenwirkstoffe mit Sonnenlicht eine gewisse Hautreaktion auslösen können, wussten also schon die alten Ägypter. Heute nennen wir diesen Vorgang „photo-toxische Dermatitis“. Das klingt abgehoben, heißt aber genau das: Licht und Pflanzen lösen eine Hautreaktion aus. Diese PUVA-Therapie ist also die Folge eines ganz natürlichen Phänomens !

Behandlung von Neurodermitis

  • Sorgfältige Hautpflege
  • Vermeidung von Triggern (siehe oben „Was löst Neurodermitis aus?“)
  • Kortison (siehe genauer unter Stufen-Plan)
  • Lichttherapie (PUVA-Therapie)
  • Klimatherapie

 

  • Eine regelmäßige Pflege mit einer passenden Salbe oder Creme ist essenziell, um die Symptome zu kontrollieren. Dabei spielt auch der behandelnde Arzt eine wichtige Rolle, da er den Verlauf der Erkrankung überwacht und bei Bedarf eine intensivere Behandlung einleiten kann. Hautveränderungen wie die Dennie-Morgan-Falte oder der Befall mit Staphylococcus aureus sind häufig bei Neurodermitis-Patienten zu beobachten. Eine gezielte Behandlung hilft, die allergischen Erkrankungen unter Kontrolle zu halten und das Auftreten neuer allergischer Reaktionen zu verhindern.

 

Medizinische Behandlung im Stufen-Plan

Stufe: Trockene Haut

 

Basispflege: Ein gründliches Eincremen der betroffenen Hautstellen ist der Beginn der Behandlung. Zusätzlich werden Triggerfaktoren, die wir oben bereits erwähnt haben, reduziert.

 

Stufe: Leichte Ekzeme

  • Gearbeitet wird mit einem so genannten Glukokortikosteroid (das sind künstliche Steroidhormone) mittlerer Stärke und/oder so genannten Calcineurininhibitoren, beides als Creme aufgetragen. Im Volksmund sprechen wir von Kortison. Auch zusätzliche Anwendung von juckreizstillenden und antiseptischen Wirkstoffen ist in dieser Stufe vorgesehen.

 

Moderate Ekzeme (Stufe 3)

  • Erforderliche Maßnahmen der Stufen 1 und 2 PLUS höher potente Kortisoncremes. Eventuell ist eine Lichttherapie, also eine UV-Therapie einzusetzen (nicht im Kindesalter).

 

Fortbestehende, schwer ausgeprägte Ekzeme (Stufe 4)

 

  • Erforderliche Maßnahmen der Stufen 1, 2, 3 PLUS einer Dupilumab-Spritze. Neben den obigen Cortison-Cremes gibt es neue Präparate und ein Biologikum namens Dupilumab. Das ist ein Antikörper, der den Entzündungsprozess bei Neurodermitis blockiert. Dieser Stoff wird in das Unterhautfettgewebe gespritzt. Das kann vom Erkrankten selbst erledigt werden.

 

           

Stufen-Behandlung Quelle: Ludger Klimek, Christian Vogelberg, Thomas Werfel (Hrsg.): Weißbuch Allergie in Deutschland, 4., überarbeitet und erweiterte Auflage, Springer Medizin 2019, S. 161 (Die Abbildung ist angelehnt an die AWMF- und EDF-Leitlinien zur Neurodermitis und enthält aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht alle Verfahren, die in der Leitlinie diskutiert werden).

 

 

Generell treten Neurodermitis-Schübe in Zeiten von Umstellungen im Leben auf. Mentaler Stress, seelisches Ungleichgewicht begünstigen diese Krankheit. Im Covid19 - Jahr 2020 ist Hochsaison für Neurodermitis. Wenn wir in Zeiten erhöhter Anstrengung auch an uns denken, innehalten und einfach „herunterfahren“ mit unserem täglichen Programm, dann zeigt uns die Haut auch sehr schnell, dass wir gesunden.

 

Zusätzlich kannst Du mit der so genannten „Auslass-Diät“ testen, ob Du Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten hast oder gewisse Lebensmittel bei Dir oder Deinen Lieben sogar Neurodermitis triggern. Auslass-Diät heißt, einfach mal die oben beschriebenen möglichen Lebensmittel Schritt für Schritt weglassen und sehen, wie sich die Haut verändert. So kannst Du selber viel für Deine gesunde Haut tun, das rät Dir

 

Deine Nora

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