Mobilität statt Bettlägrigkeit - Im Alter fit bleiben

Fit und mobil wie die 98-jährige Rosa sein! Raus aus dem Bett und das Leben feiern auch mit Bewegungseinschränkungen – willst Du wissen, wie das geht ?

 

Senioren bereiten sich auf die Yogastunde vor

 

Meine Nachbarin, Rosa Steiner, wurde 98 Jahre alt. Das alleine ist schon ein tolles Alter. Aber was noch faszinierender ist – sie blieb bis zum Schluss in Bewegung.

 

Als wir vor zwanzig Jahren in die kleine Siedlung auf der Anhöhe eines 3000-Seelen-Dorfes im Salzburger Land einzogen, war sie eine der ersten, die uns freundlich begrüßte. Sie war offen, freundlich und stets für ein Schwätzchen zu haben. Sie war nett zu allen, und streng zu sich selbst.

 

Jeden Tag marschierte sie von der kleinen Anhöhe in den Ort hinunter und wieder hoch. Erst ohne Hilfe, dann mit Stock.

 

Als sie 97 Jahre alt wurde und langsam schon nicht mehr so gut gehen konnte, schaffte sie mit ihrem Gehstock immer noch täglich einen kleinen Fußmarsch in unserer Wohnstraße, auf und ab. Bis sie sich ins Bett legte und starb, im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte  und zufrieden mit ihrem erfüllten Leben.

 

Älterer Mann trainiert im Freien

 

Warum ist Mobilität das Wichtigste im Alter?

Weil Mobilität bedeutet, dass wir unser Leben selbstständig und unabhängig meistern können. Wie Rosa Steiner. Wir möchten bis ins hohe Lebensalter körperliche Beweglichkeit, Schmerzfreiheit und Fitness. Gerade im Alter ist es wesentlich, sich möglichst autonom

 

  • in der eigenen Wohnung

 

  • im Bereich der sozialen Kontakte (Besuche machen, Familie, Freunde, Enkel, Volkshochschule, Kirche, Hobbys, Freizeit)

 

  • im Wohnumfeld (Einkaufen, Arzt/Apotheke, Parkplatz/Haltestelle, Bank, Post)

     

fortbewegen zu können. Mobilität ist ein weites Feld im Alter.

 

In vielen Bereichen hat sich das Angebot für Senioren verbessert: barrierefreie Zugänge/Eingänge, Fahrstühle, abgesenkte Gehsteige und Busse, altersgerechtes oder barrierefreies Reisen mit oder ohne Rollstuhl erleichtern heute das Leben der älteren Generation, die in ihrer Bewegung beeinträchtigt ist. 

 

Warum ist Mobilität für die älteren Menschen noch wichtiger ?

Weil die Muskelkraft mit den Jahren abnimmt. Das bedeutet für uns, dass wir uns alle immer mehr bewegen müssen, um den gleichen Muskelanteil im Körper zu erhalten. Für Bettlägrige, die gepflegt werden müssen, entsteht ein Teufelskreis. Denn die Muskeln schwinden ohnehin durch das Alter, und noch schneller durch die unbewegliche Position im Bett.

 

Dazu kommt die Angst, abhängig zu werden von Pfleger und Pflegerin. Und mit schwindender Muskelkraft kommt auch die Angst, zu stürzen. Diese Ängste sind verständlich, und haben einen realen Hintergrund.

 

All diese Faktoren zusammengenommen, ist es höchste Zeit für die Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, in Bewegung zu kommen. Für die Pfleger und Pflegerin bedeutet das in Folge, aktiv zu werden und den Patienten zu motivieren, sich zu bewegen.

 

In Bewegung kommen - Tipps für die Pflege

Unter den Pflegefachkräften gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, sozusagen einen Ehrenkodex, der besagt, dass die Mobilität in der Pflege zu erhalten und zu fördern sei. Als professionelle/r Pfleger und Pflegerin erhalten und erhöhen wir die Mobilität und treffen Maßnahmen, um unseren Patienten das selbständige Leben zu erhalten. So helfen wir ganz gezielt, den Teufelskreis aus Abhängigkeit, Angst vor Stürzen und Muskelschwäche zu durchbrechen. 

 

Vom Gang zur Toilette über das assistierte Aufstehen vom Sessel bis hin zur richtigen Lagerung im Bett kann der Pfleger und die Pflegerin viel Gutes bewirken. Bei zu hohem Blutdruck und bei Fieber wird das Training entfallen oder einfach im sehr geringen Bereich bleiben. Das Pflegepersonal hat ein gutes Gefühl dafür, wann und wieviel Bewegung für die Patienten gut und richtig ist.

 

Ein Physiotherapeut kann zudem immer zusätzlich die passive Mobilisation durchführen, und auch die BetreuerInnen können bei allen Übungen, die wir heute vorstellen, unterstützend wirken. Die passende Betreuung könnt Ihr HIER finden.

 

Wir haben für Euch einige Übungen zur Mobilisation zusammengetragen und geordnet, damit auf einen Blick klar ist, wo wir uns wie beweglich halten können. Je nach Grad der Beweglichkeit können wir so aus einem reichen Pool an Übungen für jede Lebenslage schöpfen. Als Faustregel gilt, liegen ist generell besser als zu langes Sitzen. Hier lautet der Spruch: „Sitzen ist das neue Rauchen“ - also stehen wir selber mindestens alle vier Stunden vom Bürosessel auf, beziehungsweise unterbrechen lange Fahrten, und helfen auch dem zu Betreuenden immer wieder aus dem Sessel.

 

ÜBUNGEN FUER DIE PFLEGE – IN JEDER LEBENSLAGE

ÜBUNGEN IM BETT

Finger & Arme

 

  • Fingerfertigkeit: Die Arme nach oben strecken, alle zehn Finger fest auseinander ziehen, und dann Fäuste bilden. 5 x Wiederholen, kurze Pause machen, nochmals 5 x Wiederholen. Das dehnt alle kleinen Muskeln und schmiert die kleinen Gelenke der Finger. Diese Übung fördert das „Fine-tuning“, die anmutige Beweglichkeit und Greiffähigkeit der Finger.

     

  • Armkraft: Nun sind die Arme gut durchblutet, und wir boxen mit abwechselnd angewinkelten und gestreckten Armen, die Finger zu Fäusten geballt, Richtung Decke. 5 x links und rechts boxen, eine kurze Pause machen, und nochmals 5 x boxen. Das gibt Power!

     

       

Glückliche Finger mit Gesichtern auf rotem Hintergrund

 

FÜSSE & BEINE

 

  • Beweglichkeit der Füße: Wir liegen auf dem Rücken, Beine liegen locker nebeneinander. Wir strecken die Zehen Richtung Decke – das heißt „flex“ in der Sprache der TänzerInnen, und ziehen die Zehen dann weg vom Körper - das heißt „point“ in der Sprache der TänzerInnen.

     

           

    Hin zum Körper – flex, weg vom Körper - point, 5 Mal wiederholen, eine kurze Pause zum Verschnaufen machen, und dann nochmals 5 Mal wiederholen. Diese Übung ist nicht nur herrlich beweglich machend für die Füße, sondern bringt auch den Venenfluß von den Beinen zum Herzen richtig in Schwung. Ein echter Muntermacher aus der Welt des Balletts !

     

       

Balletttänzerfüße in Spitzenschuhen

 

 

 BECKEN / HÜFTGELENKE

 

  • Beweglichkeit des Hüftgelenks: Wir liegen auf dem Rücken, ziehen das rechte Bein hoch, sodass das Knie zur Decke zeigt und der rechte Fuß auf dem Bett steht. Nun lassen wir das Knie nach rechts seitlich fallen – so weit es schmerzfrei möglich ist.

     

    Beinmuskulatur entspannen, 20 Sekunden halten, Knie wieder hochziehen und das rechte Bein gestreckt auf das Bett legen. Nun führen wir diese Übung mit dem linken Bein durch. Rechts und links wiederholen.

           

  • Kraft für das Becken: In der Rückenlage verschränken wir unsere Finger und legen den Hinterkopf auf die Hände, Hände auf den Polster. Nun ziehen wir das rechte Knie wieder zu uns heran, Fuß in „flex“, und ziehen das Bein wieder in die Länge, Fuß in „point“.    

     

    Wenn möglich, fünf Mal pro Seite wiederholen. Wir können den Bauchnabel und den Beckenboden dabei anziehen, so oft und lange es geht. Diese Übung gibt Kraft in den Beinen und Stabilität im Becken.

     

BAUCH / RUMPF

 

  • BauchkraftWir liegen immer noch in der Rückenlage, und behalten den Hinterkopf auf den Händen liegend bei. Nun ziehen wir den Bauchnabel an und heben den Kopf mit etwas Hilfe der Hände an, atmen aus, wenn wir nach vorne schauen, und atmen ein wenn wir den Kopf wieder langsam geführt auf das Kissen sinken lassen. Wir wiederholen diese Übung 5-10 Mal, je nach Grad der Fitness. Das schafft Kraft im Bauch. 

 

  • Rumpfkraft: In derselben Lage ziehen wir jetzt den linken Ellenbogen nach rechts, atmen aus, und führen langsam den Ellenbogen wieder zurück, bis wir mit Kopf und Hand auf dem Kissen landen. Nun ziehen wir den rechten Ellenbogen nach links mit dem Ausatmen, und mit dem Einatmen kehren wir langsam wieder zurück auf das Kissen. Wir wiederholen auch hier zwischen 5 und 10 Mal pro Seite. Das gibt Rumpfkraft und somit Stabilität für die Wirbelsäule.

 

ÜBUNGEN IM ZIMMER

 

  • Sesselübung: gezieltes Aufstehen und Hinsetzen. Bei dieser Übung kann anfangs ein Physiotherapeut, der Pfleger oder die Pflegerin unterstützen. Mit jedem Tag gelingt diese Übung noch besser !

 

  • Atemübung: wir gehen ans Fenster, öffnen es, und atmen tief in den Bauch die frische Luft ein, und atmen kräftig und mit „aaah“-Geräusch durch den Mund wieder aus. Das fördert die Gemütsruhe und beugt außerdem Lungenentzündungen vor. Und das Herz wird auch noch gestärkt damit !

 

Älteres Paar spaziert in der Natur

 

Wie machen wir uns jederzeit unterwegs mobil ?

Wenn wir als zu Pflegender, als Patient die obigen Übungen täglich durchführen, erhalten wir unsere Beweglichkeit und Kraft. Sind wir außerhalb des Zimmers mobil, sollten wir so oft es geht nach draußen gehen. Schön ist das Gehen mit den Stöcken, Nordic Walking genannt. Auch Spaziergänge, je nach Fitnesslevel längere oder kürzere, fördern die körperliche Fitness und machen auch noch Spaß.

 

Wenn wir das Fahrrad benutzen können, freuen wir uns drüber – und hier ist das E-Bike ein Segen ! Das E-Bike gibt uns die Kraft, die wir selber erst wieder aufbauen müssen. Zudem gelangen wir diesem neuen Sportgerät leicht auf Anhänge und kleine Berge, die allein aus Körperkraft nicht geradelt werden könnten. Und so gelingt es uns viel leichter, unseren „inneren Schweinehund“ zu bekämpfen und öfter auf den Drahtesel zu steigen.

 

Wir können, so oft es geht, die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, oder mit Stock oder Rollator marschieren, oder uns im Rollstuhl fortbewegen. Sogar aktive Reisen sind heutzutage problemlos möglich.

 

Noras Tipp

Lächelnde Nora

 

Am feinsten ist ein Spaziergang oder das Training im Bett oder im Zimmer mit einem lieben Menschen. Auf diese Weise beweglich und mobil zu bleiben, hebt die Laune, erhält die Selbständigkeit, verhindert aber auch Gelenksteifigkeit, Thrombosen oder Depressionen. Je öfter die Übungen durchgeführt werden, desto mehr steigt ein Erfolgsgefühl auf: „Ich kann es ! Ich bin stark !“ - und das wünschen wir uns doch für uns und unsere Lieben,  meint Eure

 

Nora

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