Wie verhalte ich mich im Notfall richtig?

Richtiges Verhalten im Notfall – So reagierst Du schnell und rettest Leben

Notfälle können jederzeit und ohne Vorwarnung eintreten – sei es ein Verkehrsunfall, ein plötzlicher Herzinfarkt oder ein medizinischer Notfall bei einem geliebten Menschen. In solchen Momenten zählt jede Sekunde. Die richtige Reaktion kann Leben retten und schwerwiegende Schäden verhindern. Doch was genau ist zu tun? Wie reagierst Du richtig, wenn das Leben eines Menschen auf dem Spiel steht?

In diesem Artikel möchte ich Dir verständlich erklären, wie Du in Notfällen schnell und effektiv handeln kannst. Du erhältst konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitungen, praktische Beispiele und hilfreiche Links, die Dir helfen, ruhig zu bleiben und in jeder Situation die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Keine Angst vor Fehlern – jede Hilfe, die Du leistest, ist wertvoll.

 

Sanitäter betreut älteren Mann nach einem Autounfall

 

 

 

Grundregeln für richtiges Verhalten im Notfall

In jedem Notfall gilt es, grundlegende Schritte einzuhalten:

  • Ruhe bewahren (tief durchatmen, Überblick verschaffen)
  • Unfallstelle absichern (Warndreieck aufstellen, Warnweste anziehen)
  • Notruf (144 in Österreich, EU-weit 112) absetzen
  • Erste Hilfe leisten

Du bist gesetzlich verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten, egal ob Du die Person kennst oder nicht.

 

Den Notruf richtig absetzen

Rufe immer zuerst die Rettung an, wenn Du unsicher bist, was zu tun ist. Folgende 5 W-Fragen solltest Du beim Notruf klar beantworten:

  • Was ist passiert?
  • Wo genau ist der Notfall?
  • Wie viele Personen sind betroffen?
  • Welche Verletzungen liegen vor?
  • Wer ruft an?

Lege niemals eigenständig auf – die Leitstelle beendet das Gespräch. Weitere Infos zum richtigen Notruf findest Du beim Roten Kreuz Österreich.

 

Do’s und Don’ts im Notfall

Auswahlkriterien für Pflegekräfte: Worauf Familien bei der Pflege achten sollten.

 

Don’ts:

  • Keine Panik: Bleibe ruhig und strukturiert.
  • Nicht ignorieren: Wegschauen hilft nicht – Untätigkeit ist sogar strafbar.
  • Keine Schaulustigen: Halte Zuschauer fern, um weitere Unfälle zu verhindern.
  • Nicht auf andere verlassen: Werde selbst aktiv – und rufe im Zweifel lieber einmal zu viel den Notruf.

Do’s:

  • Vertraue Dir selbst: Du kannst helfen!
  • Übernimm Führung: Leite andere Helfer klar an.
  • Rufe um Hilfebewahre Ruhe, sprich mit dem Betroffenen.

 

Das richtige Verhalten im Notfall ist das A und O

Krankenwagen mit blinkenden Lichtern in Bewegung bei Nacht

Während jeder Notfall eine andere Reaktion erfordert, gibt es einige Grundregeln, die in jeder Situation – ob Autounfall oder allergische Reaktion – gelten.

Grundsätzlich gilt: Du bist in jedem Fall zur Hilfeleistung verpflichtet. Ganz gleich, ob Du die betroffene Person kennst oder zufällig auf einen Vorfall stößt – laut österreichischem Gesetz (§ 95 StGB) bist Du verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. Und moralisch sowieso.

Mit ein wenig Vorbereitung und dem Wissen um die richtigen Schritte kannst Du in solchen Momenten Ruhe bewahren und wertvolle Hilfe leisten.

 

Häufige Notfälle und Maßnahmen

Frau erlebt starke Bauchschmerzen im Sitzen auf dem Bett

 

Bewusstlosigkeit

Symptome: Schwindel, Übelkeit, Schwarzwerden vor Augen oder fehlende Reaktion.

Beispiel: Dein Großvater klagt über Schwindel, verliert plötzlich das Bewusstsein und fällt zu Boden.

So reagierst Du richtig:
  • Sprich ihn an, prüfe Bewusstsein und Atmung.

     
  • Keine Reaktion? → Sofort den Notruf wählen (144).

     
  • Atmet die Person normal? → Stabile Seitenlage einnehmen.

     
  • Bleibe bei der Person, bis Hilfe eintrifft.
     

Ersticken

Ursachen: Verschlucken von Nahrung, Spielzeug, oder Schwellung durch Allergie.

Beispiel: Deine Tante verschluckt sich beim Essen und ringt nach Luft.

Maßnahmen:
  • Notruf absetzen.

     
  • 5 kräftige Schläge zwischen die Schulterblätter.

     
  • Falls ohne Erfolg: Heimlich-Manöver anwenden.

     
  • Bewusstlose Person → mit Wiederbelebung beginnen.

     

Wichtig: Nie in den Mund greifen, wenn Du den Fremdkörper nicht siehst.

 

Insektenstiche mit allergischer Reaktion

Symptome: Schwellung im Gesicht, Atemnot, Ausschlag, Kreislaufprobleme.
Beispiel: Deine Schwester wird von einer Biene gestochen, hat sofort Atemprobleme.

Maßnahmen:
  • Stachel entfernen und Stelle kühlen.

     
  • Bei Atemnot: sofort den Notruf wählen!

     
  • Wenn vorhanden: Adrenalin-Autoinjektor anwenden (z. B. EpiPen).

     

Wichtig: Menschen mit Allergien sollten ihren Notfallpass und Allergie-Set immer dabeihaben.

 

Hitzeschlag

Symptome: Hohes Fieber, rote trockene Haut, Verwirrtheit, kein Schwitzen.
Beispiel: Dein Onkel arbeitet bei über 35 °C im Garten und bricht zusammen.

Maßnahmen:
  • Person in den Schatten bringen.

     
  • Körper kühlen (feuchte Tücher, fächeln, Kleidung lockern).

     
  • Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage.

     
  • Bei Kreislaufschock: Schocklage.

     
  • Sofort Notruf absetzen.

     

Wunden und starke Blutungen

Beispiel: Dein Kind stürzt beim Spielen und blutet stark am Bein.

Maßnahmen:
  • Verletztes Körperteil hochlagern.

     
  • Sterile Kompresse auflegen, Druckverband anlegen.

     
  • Blutet es weiter? → Verband nachlegen, nicht abnehmen.

     
  • Notruf absetzen, wenn Blutung nicht stoppbar.

     

Vergiftungen

 Älterer Mann hält sich mit Schmerzen die Brust im Sitzen auf dem Sofa

Ursachen: Putzmittel, Medikamente, Pflanzen, Alkohol.
Beispiel: Ein Angehöriger nimmt versehentlich die falschen Tabletten.

Maßnahmen:
  • Rufe die Vergiftungszentrale (01/406 43 43) oder Notruf (144).

     
  • Keine Milch oder Erbrechen herbeiführen!

     
  • Mund mit Wasser spülen, ggf. etwas Wasser trinken lassen.

     
  • Verpackung bereithalten für die Rettungskräfte.

 

Übersichtstabelle wichtiger Notfallnummern

Wichtige Notrufnummern in Österreich

Notfall Nummer Hinweise
Rettung Österreich 144 Nationale Notrufnummer für medizinische Notfälle
Euronotruf 112 EU-weite Notrufnummer
Vergiftungszentrale 01/406 43 43 Bei Verdacht auf Vergiftung sofort anrufen
Feuerwehr 122 Bei Bränden und schweren Unfällen
Polizei 133 Bei Straftaten oder Unfällen
 
Noras Tipp 

Regelmäßige Auffrischungen des Erste-Hilfe-Kurses helfen Dir, im Notfall sicherer zu reagieren. Auf der noracares Plattform kannst Du außerdem Pflegekräfte finden, die speziell darin geschult sind, im Notfall professionell zu handeln und Deinen Angehörigen zuverlässig beizustehen.

 

 

Grafik von Krankenschwester Nora mit einem Stethoskop um den Hals und dem Text 'Noras Fazit' auf einem grünen Banner. Abschlussbemerkung oder Zusammenfassung im Gesundheitsbereich.

Im Notfall zählt jede Sekunde, und die richtige Reaktion kann den entscheidenden Unterschied machen. Egal, ob Verletzung, plötzlicher Zusammenbruch oder medizinische Notfälle – einfache Maßnahmen können lebensrettend sein. Denke immer daran: jede Hilfe zählt. Zögere nicht, Hilfe zu leisten. Durch regelmäßige Auffrischungen Deines Wissens bleibst Du handlungsfähig und kannst im Ernstfall Leben retten. Vertraue auf Deine Fähigkeiten – das gibt Dir Sicherheit und hilft, in kritischen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren. Informiere Dich weiter und werde zu der Person, die in kritischen Situationen Leben rettet.

 

Ein türkisfarbener Banner mit weißem Text, der 'Noras Häufig gestellte Fragen' lautet. Auf der rechten Seite befindet sich eine illustrierte Avatarfigur einer Krankenschwester mit blonden Haaren, die eine türkise Krankenschwester-Mütze mit einem weißen Kreuz, einen weißen Kragen und ein Stethoskop um den Hals trägt
Typische Anzeichen sind Bewusstlosigkeit, Atemnot, starke Blutungen, starke Schmerzen oder Verhaltensänderungen (z. B. Verwirrtheit). Wenn Du Dir unsicher bist: Lieber einmal zu viel die Rettung rufen als zu wenig.
Mach Dir keine Sorgen – niemand erwartet Perfektion. Jeder Versuch zu helfen zählt! Du bist durch das Gesetz geschützt, solange Du im Rahmen Deiner Möglichkeiten hilfst.
Ja. In Österreich besteht eine gesetzliche Erste-Hilfe-Pflicht. Wer nicht hilft, obwohl er könnte, macht sich strafbar (§ 95 StGB – Unterlassung der Hilfeleistung).
Empfohlen wird, alle 3–5 Jahre eine Auffrischung zu machen. Gerade bei Pflegeverantwortung im Alltag ist es sinnvoll, regelmäßig das Wissen zu erneuern.
Ja, wenn die Person bewusstlos ist und nicht atmet, musst Du den Helm abnehmen, um die Atmung zu überprüfen und ggf. Erste Hilfe zu leisten.
Versuche tief durchzuatmen und konzentriere Dich auf die 5 W-Fragen (Was? Wo? Wie viele? Welche Verletzungen? Wer ruft an?). Die Leitstelle hilft Dir weiter und bleibt mit Dir am Telefon.

 

Grafisches Logo von Noras Wissenschatz, einer Sammlung von Informationen für Pflegekräfte. Ideal zur Darstellung von Pflegewissen und Ratschlägen.

 

  • 5 W-Fragen: Die wichtigsten Informationen beim Notruf:                    
  • Was ist passiert?
       
  • Wo genau ist es passiert?
     
  • Wie viele Personen sind betroffen?
     
  • Welche Verletzungen/Probleme bestehen?
     
  • Wer ruft an?


       

  • Adrenalin: Ein Hormon, das in Stress- oder Gefahrensituationen im Körper freigesetzt wird. In Notfallsituationen (z. B. bei allergischen Schocks) wird es medizinisch eingesetzt, um die Atmung zu verbessern und den Kreislauf zu stabilisieren.
  • AED (Automatisierter Externer Defibrillator): Ein tragbares Gerät, das bei einem Herzstillstand eingesetzt wird, um durch einen Stromstoß das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen. Die Anwendung wird durch Sprachanweisungen des Geräts Schritt für Schritt erklärt – auch für Laien geeignet.
  • Anaphylaxie: Eine schwere allergische Reaktion, die schnell lebensbedrohlich werden kann. Typische Symptome sind Atemnot, Schwellungen im Gesicht und Hals, Hautausschläge und Kreislaufprobleme. Der EpiPen ist die erste Maßnahme.
  • EpiPen: Ein Notfallmedikament (Adrenalin-Autoinjektor), das bei schweren allergischen Reaktionen (anaphylaktischer Schock) eingesetzt wird. Er wird meist in den Oberschenkel injiziert und hilft dabei, lebensbedrohliche Symptome wie Atemnot schnell zu lindern.
  • Erste Hilfe: Maßnahmen, die Du sofort nach einem Unfall oder einem medizinischen Notfall ergreifst, um Leben zu retten und den Zustand der betroffenen Person zu stabilisieren – bis professionelle Hilfe eintrifft.
  • Heimlich-Manöver: Eine Erste-Hilfe-Maßnahme zur Lösung einer akuten Atemwegsverlegung durch Fremdkörper (z. B. beim Verschlucken). Nur anwenden, wenn Rückenschläge nicht helfen.
  • Kreislaufschock: Ein Zustand, bei dem lebenswichtige Organe nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Er kann durch Blutverlust, starke Allergien, Hitzeschlag oder andere Ursachen ausgelöst werden. Die Schocklage kann helfen, den Kreislauf kurzfristig zu stabilisieren.
  • Notrufnummer 144: Die österreichische Notfallnummer für medizinische Hilfe. Auch ohne Guthaben oder SIM-Karte über jedes Handy erreichbar.
  • Reanimation (Wiederbelebung): Maßnahmen wie Herzdruckmassage und Beatmung, um den Kreislauf bei einem Herzstillstand wiederherzustellen. Die Herzdruckmassage ist dabei der wichtigste Teil und sollte sofort begonnen werden.
  • Schocklage: Körperhaltung, bei der die Beine erhöht werden, um die Durchblutung lebenswichtiger Organe bei einem Schockzustand zu verbessern.
  • Stabile Seitenlage: Eine Lagerungstechnik für bewusstlose Personen mit normaler Atmung, die das Risiko des Erstickens durch Zurückfallen der Zunge oder Erbrochenes verringert.
  • Vergiftungszentrale: Spezialisierte Anlaufstelle, bei der Du im Verdachtsfall sofort anrufen kannst. Die Zentrale gibt Dir konkrete Anweisungen zur Ersten Hilfe bei Vergiftungen.