Kommunikationsstile in der Pflege

"Man kann nicht nicht kommunizieren." Dieser Satz des berühmten Philosophen Paul Watzlawick zeigt, wie wichtig Kommunikation in jedem Moment unseres Lebens ist. Besonders in der Pflege ist sie unverzichtbar.

Eine Seniorin sitzt auf einem Sofa und erhält Unterstützung von ihrer Pflegekraft, die ihre Hand hält.

 

Stell Dir vor, Du betrittst das Zimmer eines neuen Patienten, Herrn Becker, der kaum spricht. Der Raum ist still, nur das regelmäßige Piepen des Monitors ist zu hören. Herr Becker liegt im Bett, tastet nervös nach seiner Wasserflasche, die er nicht finden kann. Du gehst zu ihm, sprichst ruhig: "Herr Becker, ich helfe Ihnen." Gleichzeitig legst Du sanft eine Hand auf seine Schulter und reichst ihm die Flasche. Sein Gesicht entspannt sich, und er nickt dankbar. In diesem Moment spürst Du, wie Kommunikation – selbst ohne viele Worte – Vertrauen und Sicherheit schaffen kann.

In diesem Artikel erfährst Du, wie Du Deine Kommunikationsfähigkeiten in der Pflege verbessern kannst, um Ängste abzubauen, Beziehungen zu stärken und einfühlsame Betreuung zu gewährleisten.

 

Was ist Kommunikation?

Eine Krankenschwester, erkennbar an einem Tattoo an ihrem Arm, lächelt und unterhält sich mit einer fröhlichen älteren Dame in einem rosa Pullover, sitzend in einem hellen, gemütlichen Wohnzimmer.

 

Kommunikation bedeutet, Informationen zwischen einem Sender und einem Empfänger auszutauschen. Aber sie ist weit mehr als nur ein technischer Prozess. Sie ist die Grundlage, um Beziehungen aufzubauen und Deine Patientinnen und Patienten besser zu verstehen.

Egal ob verbal, nonverbal oder schriftlich – jede Art von Kommunikation trägt dazu bei, dass sich Dein Gegenüber sicher und verstanden fühlt. Kommunikation in der Pflege ist dabei nicht nur der Austausch von Fakten, sondern auch ein wesentlicher Teil der Beziehungsgestaltung.

 

Arten der Kommunikation in der Pflege

Verbale Kommunikation

Pflegekraft im persönlichen Gespräch mit einer Seniorin, um Pflegebedürfnisse zu besprechen.

 

Verbale Kommunikation umfasst gesprochene und geschriebene Sprache. Dein Tonfall, Deine Lautstärke und Deine Wortwahl beeinflussen, wie Deine Botschaften verstanden werden.

BeispielStell Dir vor, Du erklärst einer Patientin den Ablauf einer Behandlung. Nutzt Du einfache, verständliche Begriffe wie "Übelkeit" statt "Nausea", fühlt sie sich sicherer und respektiert.

Nonverbale Kommunikation

Pflegerin im Gespräch mit einer älteren Patientin in einem gemütlichen Wohnzimmer, symbolisiert Vertrauen und Kommunikation in der Pflege.

 

Die Körpersprache ist oft stärker als Worte. Ein Lächeln, ein Nicken oder eine offene Haltung können viel ausdrücken.

BeispielFrau Meier, die an Demenz leidet, wirkt bei Deiner morgendlichen Begrüßung verwirrt und zieht sich zurück. Doch als Du Dich zu ihr hinsetzt, sie sanft anlächelst und ihre Hand hältst, entspannt sich ihr Gesicht, und sie beginnt zu lächeln. Später am Tag begrüßt sie Dich von selbst – ein Zeichen des neu gewonnenen Vertrauens.

 

Grundlagen der Kommunikation in der Pflege

Aktives Zuhören

Höre aufmerksam zu und fasse das Gehörte zusammen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Empathie zeigen

Versetze Dich in die Situation der Menschen, die Du betreust, um ihre Bedürfnisse besser zu verstehen.

Klarheit

Kommuniziere präzise und einfach, um Vertrauen zu schaffen.

Respekt

Achte auf die Würde und Werte Deiner Patientinnen und Patienten.

 

Kulturelle Aspekte der Pflegekommunikation

Drei medizinische Fachkräfte in Arbeitskleidung, die gemeinsam diskutieren und Dokumente durchsehen. Eine weibliche Ärztin trägt ein Kopftuch, während die beiden anderen Kollegen, eine Frau und ein Mann, in weißen Kitteln und blauen Oberteilen gekleidet sind.

 

Kulturelle Unterschiede können die Kommunikation beeinflussen. Während in westlichen Ländern eine partnerschaftliche Zusammenarbeit im Vordergrund steht, erwarten Patienten aus anderen Kulturen oft, dass die Pflegekraft Entscheidungen trifft.

 

Praxisbeispiele:

  • Herr Yamamoto, ein älterer japanischer Patient, vermeidet direkten Blickkontakt. Statt ihn zu drängen, akzeptierst Du sein Verhalten und zeigst kulturelle Sensibilität.
  • Frau Khan, eine Patientin aus Pakistan, erwartet, dass Entscheidungen mit ihrer Familie besprochen werden. Du sprichst mit ihrer Tochter, um ihre Wünsche zu verstehen, und stärkst so das Vertrauen in Deine Betreuung.

 

Barrieren in der Kommunikation

Ein älterer Mann mit weißem Bart und Sonnenbrille treibt entspannt im Schwimmbecken.

 

Sprachbarrieren

Nutze Dolmetscher oder einfache visuelle Hilfen, um die Verständigung zu erleichtern.

Sensorische Einschränkungen

Passe Deine Kommunikation an, z. B. durch Gebärdensprache oder visuelle Hilfsmittel.

Kognitive Einschränkungen

Nutze kurze, klare Sätze, um Missverständnisse bei Menschen mit Demenz zu vermeiden.

 

Feedback geben und nehmen

Feedback geben

Bleib konkret und sachlich. Nutze Ich-Botschaften, um Kritik respektvoll zu formulieren.

Feedback annehmen

Höre aufmerksam zu und nutze Rückmeldungen, um Dich weiterzuentwickeln.

 

Kommunikationsmodelle in der Pflege

Das 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun

Jede Nachricht hat vier Ebenen:

  • Sachebene: Was gesagt wird (Fakten).
  • Beziehungsebene: Was die Nachricht über die Beziehung aussagt.
  • Selbstoffenbarung: Was der Sender über sich preisgibt.
  • Appell: Was der Sender erreichen möchte.

Carl Rogers’ Grundhaltungen

  • Empathie: Fühle mit Deinen Patientinnen und Patienten.
  • Akzeptanz: Respektiere die Menschen, die Du betreust.
  • Kongruenz: Sei authentisch und ehrlich in Deinem Verhalten.

 

Kommunikation in speziellen Situationen

Pflegerin legt beruhigend ihre Hand auf die Schulter eines jungen Mädchens in einer Pflegesituation.

Sterbebegleitung

Die Kommunikation mit sterbenden Patientinnen und Patienten erfordert Sensibilität. Höre zu, nimm Ängste ernst und unterstütze die Angehörigen bei der Abschiednahme.

Krisensituationen

Bei plötzlichen Todesfällen ist eine ruhige und klare Kommunikation essenziell. Beantworte geduldig Fragen und biete Unterstützung an.

 

Schulungen und Weiterbildung

Kommunikationstraining

Übungen und Rollenspiele können Dir helfen, Deine Fähigkeiten zu verbessern.

Interkulturelle Kompetenz

Fortbildungen sensibilisieren Dich für kulturelle Unterschiede und geben praktische Tipps.

 

 

Grafik von Krankenschwester Nora mit einem Stethoskop um den Hals und dem Text 'Noras Fazit' auf einem grünen Banner. Abschlussbemerkung oder Zusammenfassung im Gesundheitsbereich.

Kommunikation ist das Herzstück der Pflege. Sie ermöglicht es Dir, Vertrauen aufzubauen, Missverständnisse zu vermeiden und eine wertschätzende Beziehung zu Deinen Patientinnen und Patienten zu gestalten. Nutze Deine verbalen und nonverbalen Fähigkeiten, um das Wohlbefinden der Menschen, die Du betreust, zu steigern – mit Empathie, Klarheit und Respekt.

 

Noras Häufig gestellte Fragen (FAQs)

noracares FAQs
Gute Kommunikation schafft Vertrauen, klärt Bedürfnisse und ermöglicht eine hochwertige Betreuung, indem sie die Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient stärkt.
Sei geduldig, zeige Empathie und nutze nonverbale Kommunikation wie Gestik, Mimik oder sanfte Berührungen, um Vertrauen aufzubauen.
Verwende Dolmetscher, Bildkarten, einfache Sprache oder digitale Übersetzungstools, um die Verständigung zu erleichtern.
Nutze einfache Sätze, langsames Sprechen und eine positive Körpersprache. Wiederholungen und visuelle Hilfen können ebenfalls hilfreich sein.
Informiere Dich über kulturelle Hintergründe Deiner Patientinnen und Patienten, zeige Respekt und vermeide Annahmen. Nutze interkulturelle Trainings, um Deine Kompetenz zu stärken.
Zu viel Fachsprache verwenden. Nicht auf die Körpersprache achten. Fehlende Rückfragen, um sicherzustellen, dass die Botschaft verstanden wurde. Einseitige Kommunikation ohne aktives Zuhören.
Regelmäßige Schulungen, Rollenspiele, Reflexion und Feedback von Kollegen oder Vorgesetzten helfen, Deine Fähigkeiten zu erweitern.
Nonverbale Signale wie Blickkontakt, Haltung und Mimik können Vertrauen schaffen, Ängste reduzieren und Empathie zeigen – oft stärker als Worte.
Sprich ruhig, einfühlsam und klar. Nutze einfache Sprache und lass Raum für Fragen. Begleite die Nachricht mit Unterstützung und Verständnis.
Überprüfe, ob Deine Botschaft klar formuliert war. Nutze visuelle Hilfen, wiederhole die Anweisungen oder frage, welche Teile unklar sind.
Bei Angehörigen ist es wichtig, Informationen sachlich, aber einfühlsam zu vermitteln. Zeige Verständnis für ihre Sorgen und biete Lösungen an.
Das Ziel ist, kulturelle Unterschiede zu respektieren, Missverständnisse zu vermeiden und eine effektive Kommunikation sicherzustellen, die den Bedürfnissen der Patienten gerecht wird.
Apps zur Übersetzung, digitale Pflegeberichte und Kommunikationshilfen wie Tablets mit Bildkarten können die Verständigung erleichtern.
Aktive Kommunikation bedeutet, aufmerksam zuzuhören und bewusst zu reagieren, während passive Kommunikation wenig auf den Austausch eingeht und weniger effektiv ist.
Nimm Rückmeldungen ernst, stelle Rückfragen und implementiere Vorschläge, um Deine Pflegequalität zu optimieren.
Ein Leitfaden hilft, Standards für klare, respektvolle und einheitliche Kommunikation zu setzen und unterstützt Pflegekräfte bei herausfordernden Gesprächen.
Bereite Dich gut vor, bleibe ruhig und respektvoll, und höre aktiv zu. Nutze Ich-Botschaften, um Missverständnisse zu vermeiden.
Sprich langsam, nutze einfache Sätze und wiederhole wichtige Informationen. Visualisierungen und Geduld sind ebenfalls hilfreich.
Aktives Zuhören zeigt Respekt, schafft Vertrauen und hilft, die Bedürfnisse und Sorgen der Patientinnen und Patienten besser zu verstehen.
Emotionale Intelligenz hilft, die Gefühle und Bedürfnisse der Patienten zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren, was die Pflegequalität erheblich verbessert.

 

Grafisches Logo von Noras Wissensschatz, einer Sammlung von Informationen für Pflegekräfte. Ideal zur Darstellung von Pflegewissen und Ratschlägen.
  • Empathie: Die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen.
  • Kongruenz: Authentizität und Übereinstimmung zwischen innerer Haltung und äußerem Verhalten.
  • Nonverbale Kommunikation: Körpersprache, Mimik und Gestik, die Informationen ohne Worte vermittelt.
  • Interkulturelle Kommunikation: Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe.
  • Aktives Zuhören: Konzentriertes Zuhören mit dem Ziel, den Gesprächspartner wirklich zu verstehen.