Was darfst Du wo? Kompetenzen in der Pflege
Du bist eine Pflegerin oder ein Pfleger oder interessierst Dich einfach für die Kompetenzbereiche in den unterschiedlichen Pflegebereichen? Du möchtest wissen, welcher Bereich wie aussieht und was Du wo machen darfst, kannst oder musst? Dann werde ich Dir im folgenden Artikel einen Einblick geben, wie der Aufgabenbereich der Pflegekräfte in den unterschiedlichen Pflegebereichen aussieht.
24-Stunden-Pflege
Du fragst Dich, welche Tätigkeiten eine 24-Stunden-Pflege ausüben darf? Das kommt natürlich auf die Ausbildung drauf an. Da die meisten 24-Stunden Pflegerinnen und Pfleger den Pflegeassistenten haben, dürfen sie nur die Tätigkeiten machen, die in ihren Kompetenzbereich fallen. Das heißt zum Beispiel, dass sie pflegebedürftige Menschen bei der Körperpflege und beim Essen unterstützen dürfen.
Neben Pflegetätigkeiten gibt es auch noch weitere Aufgaben, die eine 24-Stunden-Pflege erfüllen muss. Zum einen stellt die Pflegerin oder der Pfleger eine wichtige Stütze im Haushalt dar: kleine Tätigkeiten wie Staubsaugen oder kochen werden von ihr oder ihm übernommen.
Gibt es nun auch spezifische Tätigkeiten, die eine 24-Stunden-Hilfe machen darf? Ja, die gibt es.
Hat die pflegebedürftige Person beispielsweise ein Stoma (künstlicher Darmausgang), dann muss dieses immer wieder mit einem neuen Stomasackerl abgedichtet werden, was von der Pflegerin oder von dem Pfleger übernommen wird. Ebenso werden die Handlungsschritte übernommen, die notwendig sind, wenn die oder der Betroffene eine PEG hat.
Was ist eine PEG? Eine perkutane endoskopische Gastrostomie ist ein Schlauch, der von außen in den Magen führt. Gelegt wird dieser Schlauch, wenn jemand nicht richtig Essen kann oder Schluckstörungen hat. Durch diesen Schlauch kann man dann von außen eine künstliche und sehr kalorienreiche Nahrung zuführen, die sogenannte Sondennahrung.
Weist also ein pflegebedürftiger Mensch etwas auf, dass spezielle Handlungsabläufe und spezifische Pflege benötigt, werden die Pflegerinnen und Pfleger diesbezüglich eingeschult, damit sie die Betroffenen Zuhause gut unterstützen können. Falls sich die Pflegeperson überfordert fühlt, kann auch die mobile Pflege für spezielle Pflegetätigkeiten hinzugefügt werden. Dadurch kommt eine Fachperson, die diese Aufgabe übernimmt.
Dadurch, dass eine 24-Stunden-Pflege die pflegebedürftige Person rund um die Uhr versorgt, kann eine enge Verbindung zwischen den beiden entstehen. In diesem Bereich der Pflege hat man die meiste Zeit, aufeinander einzugehen, gegenseitige Bedürfnisse zu erfüllen und den anderen Menschen besser kennen zu lernen.
Mobile Pflege
Wie der Name „Mobile Pflege“ bereits verrät, fahren Pflegerinnen und Pfleger zu den Klientinnen und Klienten nach Hause, um dort die angeforderten Pflegetätigkeiten durchzuführen. In diesem Pflegebereich werden die Berufsgruppen Hauskrankenpflege (HKP), Fachsozialbetreuer Altenarbeit (FSBA) und Heimhilfen (HH) unterschieden.
Als Hauskrankenpflegerin oder Hauskrankenpfleger hast Du diplomiert oder mit dem Bachelor abgeschlossen. Diese Berufsgruppe darf somit die meisten Pflegetätigkeiten machen.
Du fragst Dich, welche Pflegetätigkeiten nun in ihren Bereich fallen? Stell Dir vor, Du bist ein pflegebedürftiger Mensch, der die Dienste der Mobilen Pflege ganz neu in Anspruch nimmt. Egal welche Pflegetätigkeiten Du brauchst, zum ersten Besuch kommt immer die HKP.
Die Aufgabe der HKP besteht nämlich darin, die pflegebedürftige Person einzuschätzen, die Pflegehandlung anzupassen und dann einen Pflegeplan festzulegen. Im Pflegeplan wird alles so detailliert beschrieben, dass andere Pflegerinnen und Pfleger sofort wissen, was zu tun ist, wenn sie ihn gelesen haben.
Neben der Aufnahme in und der Entlassung aus der mobilen Pflege haben HKPs auch die Aufgabe, Medikamente für die Klientinnen und Klienten zu schachteln und komplexe Verbände anzulegen. In wenigen Fällen muss eine HKP auch den richtigen Umgang mit Drainagen veranlassen oder selbst durchführen.
Was sind Drainagen? Drainagen sind Schläuche, die vom Inneren des Körpers nach außen führen und somit Flüssigkeiten nach außen transportieren. Eine HKP macht also sehr komplexe Pflegetätigkeiten und alle Aufgaben, die nicht im Kompetenzbereich von den anderen Pflegeberufsgruppen liegen.
Was ist nun, wenn Du Diabetikerin oder Diabetiker (Zuckerkrankheit) bist und die mobile Pflege für das Blutzuckermessen und Insulinspritzen anforderst? Da kommt wieder als erstes die HKP, um die ersten Schritte festzulegen. Danach gibt die HKP diese Pflegehandlung an die FSBA ab, da diese ebenfalls die für diese Tätigkeit notwendige Ausbildung haben. Die HKP entscheidet also, welche Berufsgruppe zu den Klientinnen und Klienten nach Hause kommt.
In der Hauskrankenpflege wird pro angefangener Viertelstunde gezahlt. Da eine Viertelstunde sehr schnell vergeht, sind die Pflegerinnen und Pfleger angehalten, wirklich nur die gewünschten Pflegehandlungen durchzuführen und keine extra Zeit zu vergeuden. Deshalb hat man in diesem Pflegebereich die wenigste Zeit, auf eine Klientin oder einen Klienten besonders einzugehen. Da die meisten Klientinnen und Klienten allerdings über einen längeren Zeitraum die mobile Pflege in Anspruch nehmen, lernen die Pflegerinnen und Pfleger mit jedem Treffen die Person genauer kennen und können so nach einiger Zeit perfekt die individuellen Wünsche erfüllen.
Langzeitpflegeeinrichtung
In einem Altersheim oder einer anderen Langzeitpflegeeinrichtung darf der Gehobene Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege nur sehr wenig von den Tätigkeiten, die normalerweise in ihrem Kompetenzbereich liegen, durchführen. Grund dafür sind spezielle Regelungen.
Du fragst Dich nun, was sie in Langzeitpflegeeinrichtungen nicht dürfen? Beispielsweise dürfen diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und Gesundheits- und Krankenpfleger keine Venenverweilkanüle legen.
Falls Du nicht weißt, was eine Venenverweilkanüle ist: das ist ein Zugang in einer Vene, an den Infusionen angeschlossen werden. Im Altersheim werden Infusionen also subkutan, das heißt unter die Haut, verabreicht. Der Nachteil dabei ist, dass die Medikamente viel länger brauchen, um zu wirken, als wenn man sie in die Vene verabreicht.
Der Gehobene Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege ist in Altenheimen besonders für das Medikamentenmanagement zuständig. Sie schachteln Tabletten für die Bewohnerinnen und Bewohner, spritzen Insulin für Diabetikerinnen und Diabetiker und kontrollieren die regelmäßige Einnahme der Medikamente. Falls eine Bewohnerin oder ein Bewohner eine PEG oder eine Drainage hat, sind auch die DGKPs für den komplexen und richtigen Umgang verantwortlich.
Pflegeassistenten oder Fachsozialbetreuer sind hauptsächlich für die körperliche Pflege verantwortlich. Darunter meine ich Unterstützung bei der Körperpflege bieten, Mahlzeiten vorbereiten und in manchen Fällen auch eingeben.
In Altenheimen werden auch Beschäftigungen für die Bewohnerinnen und Bewohner vom Pflegepersonal durchgeführt. Was meine ich damit? Damit meine ich, dass Pflegekräfte sich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern beschäftigen, um ihren Tag spannender zu gestalten und Abwechslung hineinzubringen.
Beispielsweise gibt es in jeder Pflegeeinrichtung verschiedene Spielesets, in denen Mensch ärgere Dich nicht oder Mühle vorhanden sind. Sehr beliebt unter den älteren Bewohnerinnen und Bewohnern sind auch Kartenspiele. Entweder die Bewohnerinnen und Bewohner spielen untereinander eine Partie, oder das Pflegepersonal spielt mit ihnen.
In einer Langzeitpflegeeinrichtung haben Pflegerinnen und Pfleger extrem viel Zeit, auf die Bewohnerinnen und Bewohner individuell einzugehen. Dadurch, dass sie die Bewohnerinnen und Bewohner oft jahrelang jeden Tag sehen, lernen sie sie und ihre Gewohnheiten kennen.
Pflegerinnen und Pfleger haben oftmals eine sehr persönliche Basis mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Es kann sein, dass sie sich gegenseitig mit „Du“ ansprechen und ihre Beziehung sehr freundschaftlich ist. In Langzeitpflegeeinrichtungen hat man, neben der 24-Stunden-Hilfe, die meiste Zeit, jemanden kennen zu lernen und sich wirklich Zeit für die Bewohnerinnen und Bewohner zu nehmen.
Krankenhaus
Wie sieht der Kompetenzbereich einer DGKP in einem Krankenhaus aus? In einem Krankenhaus dürfen Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und Gesundheits- und Krankenpfleger die meisten Pflegetätigkeiten durchführen. Aufgrund der vielfältigen Aufgabenbereiche und der hohen Anforderungen können Pflegerinnen und Pfleger fast alle Tätigkeiten, die sie in der Pflegeausbildung gelernt haben, anwenden.
Kleine Unterschiede gibt es von Krankenhaus zu Krankenhaus. Du fragst Dich, warum es da Unterschiede gibt? Jedes Krankenhaus kann selbst bestimmen, wie viele Tätigkeiten eine Berufsgruppe machen darf. In dem einen Krankenhaus beispielsweise dürfen Pflegefachassistenten nicht dokumentieren, in einem anderen schon, dafür aber zum Beispiel nicht Blut abnehmen.
In der Akutpflege ist es so, dass diplomiere Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und Gesundheits- und Krankenpfleger vorwiegend das Medikamentenmanagement und die „Computerarbeit“ übernehmen. Was meine ich unter „Computerarbeit“? Damit meine ich alle Tätigkeiten, die am Computer vorgenommen werden.
Jede Berufsgruppe hakelt nach einer Pflegetätigkeit den Pflegeplan ab. Was bei DGKP allerdings noch hinzukommt, sind Änderungen der Medikamente in den Computer einzugeben, da dies beispielsweise bei der Visite beschlossen wurde. Zudem müssen sie Patientinnen und Patienten verschiedene Therapien zuweisen, benötigtes Material bestellen, die Pflegepläne umschreiben, absetzen oder evaluieren, Pflegeberichte verfassen und den aktuellen Gesundheitszustand aus pflegerischer Sicht dokumentieren.
Du fragst Dich nun, wie viel Zeit eine oder ein DGKP vor dem Computer verbringt? Sehr viel Zeit. An stressigen Tagen kann es vorkommen, dass der Gehobene Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege die meiste Arbeitszeit vor dem Computer sitzt. Wer führt nun aber die Pflegetätigkeiten wie beispielsweise Unterstützung bei der Körperpflege durch?
Hauptsächlich werden diese Tätigkeiten von Pflegeassistenten oder Pflegepraktikanten durchgeführt. Dadurch, dass ihr Kompetenzbereich kleiner ist, arbeiten sie viel öfter am Patienten, da ihnen Aufgaben wie eine Visite auszuarbeiten erspart bleibt.
In Krankenhäusern hat man, verglichen mit allen anderen Pflegebereichen, die abwechslungsreichste Arbeit. Aufgrund der vielen Krankheitsbilder und der immer wieder wechselnden Patientinnen und Patienten trifft man auf viele komplexe Pflegetätigkeiten.
Dadurch, dass die Patientinnen und Patienten in den meisten Fällen nur für ein paar Tage in einem Krankenhaus sind, wird nicht so eine starke Bindung mit ihnen aufgebaut, wie beispielsweise in der Langzeitpflege. Dadurch kann auf Patientinnen und Patienten oftmals nicht ganz nach ihrem Wunsch eingegangen werden.
Zudem hat man in diesem Pflegebereich auch am wenigsten für die Patientinnen und Patienten. Man hat viel mehr Patientinnen und Patienten pro Pflegekraft als in der Langzeitpflege, mobilen Pflege oder 24-Stunden-Pflege. Dennoch sind in fast allen Fällen Pflegerinnen und Pfleger bemüht, sich individuell um die Patientinnen und Patienten zu kümmern und ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
Noras Tipp
Wie Du nun sehen kannst, dürfen Pflegerinnen und Pfleger nicht die gleichen Sachen machen, obwohl sie die gleiche Ausbildung haben. Es kommt ganz auf den Pflegebereich und den Träger beziehungsweise die Organisation an, was Du machen darfst. Du weißt nicht, welcher Pflegebereich für Dich der Richtige ist? Dann mach doch einfach ein Praktikum in jedem Pflegebereich. So kannst Du perfekte Einblicke erhalten und für Dich selbst bestimmen, was am besten zu Dir passt und sehen, wie der Pflegealltag wirklich aussieht.
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Alles Liebe,
Nora