Danger of malnutrition in nursing homes

Essen ist Lust. Im Alter verliert man diese Lust – und Tausende von Senioren sterben jährlich an den Folgen von Unterernährung.

 

Älterer Mann isst allein Suppe

 

Dieser Fakt steht im Widerspruch zu der Volkskrankheit Übergewicht. Essen und Trinken behalten ein Leben lang großen Einfluss auf das Wohlbefinden. Wie wir uns in jungen Jahren ernähren, beeinflusst, wie wir altern.

 

Wie wir uns im Alter ernähren, trägt dazu bei, den Jahren mehr Lebensqualität zu verleihen. Während wir bis in die Fünfziger Jahre unseres Lebens großteils der Gefahr ausgesetzt sind, zu viel zu essen und an Übergewicht, dessen Folgen und dadurch an vielfältigen Krankheitsbildern zu leiden, steigt die Gefahr ab den späten Sechzigern, zu wenig und vor allem zu wenig Nahrhaftes zu essen – und dies birgt neue Gefahren mit sich.

 

Diese Phänomene werden als Malnutrition bezeichnet. Unter Malnutrition verstehen wir Nährstoffmangel, Unterernährung und Überernährung. Fatal ist, dass auch die modernsten Mittel der Medizin unterernährten Senioren nicht mehr helfen können, wenn sie einmal zu viel abgenommen haben.

 

Deswegen beleuchten wir von Noracares dieses wichtige Thema für unser Pflegebedürftigen heute genauer, um rechtzeitig einer Mangelernährung vorbeugen und so dem Patienten seine Lebensqualität zu erhalten. Hier könnt Ihr Euch von einer Pflegeperson unterstützen lassen, die mit diesem Thema Erfahrung hat.

 

Für das Grundbedürfnis Essen und Trinken ist der/die diplomierte/n Gesundheits- und Krankenschwester/Pfleger verantwortlich. Es ist eine Tatsache, dass Mangelernährung häufig unbeachtet bleibt. Die Diagnosestellung ist schwierig, die Anamnese aufgrund kognitiver Einschränkungen ebenso. Laborchemische Methoden, bei denen oftmals Referenzwerte für hochbetagte Pflegebedürftige nicht vorhanden sind, sind zeitaufwendig und kostspielig.

 

Deswegen ist es für Pflegerinnen und Pfleger essentiell zu wissen, auf welche Zeichen man bei Mangelernährung achten muss. Silvia Schönherr war Masterstudentin im Studiengang Pflegewissenschaft an der Medizinischen Universität in Graz und hat ihre Masterarbeit zum Thema Mangelernährung in österreichischen Pflegeheimen verfasst.

 

Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz von Mangelernährung, die Prävention und Behandlung sowie vorhandene Qualitätsindikatoren in österreichischen Krankenhäusern und Pflegeheimen zu erheben. Doch nicht in allen Einrichtungen werden der Ernährungszustand routinemäßig erfasst und darauf aufbauende Interventionen eingeleitet.

 

Bislang gab es nur wenige umfassende Daten zur Mangelernährung in österreichischen Krankenhäusern und Pflegeheimen. Ihre Erkenntnisse zeigen, dass 15,8 % der Bewohner und Bewohnerinnen von Pflegeheimen in Österreich unterernährt waren.

 

Eine Unterernährung liegt dann vor, wenn der Body-Maß-Index (BMI) unter 20 fällt. Dieser errechnet sich aus Körpergröße durch Gewicht. Menschen mit Dekubitus und Schluckstörungen sind laut ihrer Arbeit besonders gefährdet, an Mangelernährung zu leiden.

 

Überraschtes älteres Frau umgeben von ungesundem Essen

 

Warum ist das Risiko einer Mangelernährung beim älteren Menschen so hoch ?

Im Alter verändert sich der Körper auf vielfache Weise. Die Körperzusammensetzung verändert sich, wobei der

 

  • Wasseranteil und die Muskelmasse abnehmen und der

 

  • Fettanteil zunimmt

 

  • die Zungen- und Kaumuskulatur verliert an Kraft, und das führt dazu, dass

 

  • Sprechen, Schlucken und Kauen ebenfalls nicht mehr so leicht fallen

 

  • Der Geruchs- und Geschmackssinn lässt nach,

 

  • und damit unsere sensorischen Empfindungen

 

Des Weiteren erreichen ältere Menschen schneller ein Sättigungsgefühl, das gilt sowohl für Essen als auch für das Trinken. Der Darm arbeitet nicht mehr so schnell, daher verbleibt der Speisebrei auch länger im Magen. Medikamente werden ebenso langsam verstoffwechselt.

 

Was sind denn konkret die Ursachen für Mangelernährung ?

Der Nährboden für die Malnutrition ist aufgrund der obigen körperlichen Veränderungen bereitet. Was sind nun die konkreten Ursachen für Mangelernährung im Alter ?

 

  • Chronisch zugrundeliegende Erkrankungen
  • Pflegebedarf hinsichtlich Essen und Trinken
  • akute Erkrankungen
  • Essensangebot
  • Dysphagien
  • Medikamente
  • Geschmacksveränderungen
  • Armut, Geldsorgen
  • Schlechter Zahnstatus
  • Alkohol
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Verlust und Einsamkeit
  • Durchfall
  • Ethnische Kost
  • Psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Demenz oder Depression
  • Niedrige Qualität der Nahrungsmittel
  • Erkrankungen der Leber
  • Salz- und fettarme Ernährung
  • Endokrine Störungen, wie Hyperthyreose oder Nebenniereninsuffizienz
  • Metabolische Störungen wie Kachexie
  • Anorexie

 

Diese Liste könnte noch fortgesetzt werden, und wenn wir sie durchlesen, wird klar, dass bestimmte soziale Faktoren wie Armut andere Faktoren wie schlechte Qualität der Zähne, schlechte Qualität des Essens zur Folge haben. Pflegeabhängigkeit und Bettlägrigkeit etwa können ebenfalls dazu beitragen, das Risiko der Malnutrition zu erhöhen. Ein großer Teil der mangelernährten BewohnerInnen eines Pflegeheimes leiden vermutlich an mehr als einer Krankheit, das bedeutet, sie sind multimorbide. Das Problem der Mangelernährung ist also durchaus komplex.

 

Was sind die Folgen von Mangelernährung ?

In erster Linie ist die Wahrscheinlichkeit, früher zu sterben, sehr hoch. Wir sprechen hier in der Fachsprache von erhöhter Mortalität. Des weiteren erhöht sich die so genannte individuelle Morbidität, das ist die Wahrscheinlichkeit, zu erkranken.

 

Die Therapie Toleranz könnte sinken, das bedeutet, dass ein Patient auf eine Therapie nicht mehr so gut anspricht. Steigen  wiederum könnte die Komplikationsrate, das bedeutet, bei einem Eingriff wie einer Operation könnte der Verlauf und die Heilung sich durch Mangelernährung verschlechtern. Auch die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus nach einer Operation oder Behandlung könnte sich dadurch verlängern.

 

Wie können wir Mangelernährung beim Pflegebedürftigen erfassen ?

 

  • Feststellen des BMI
  • Körpergewicht
  • Körpergröße
  • Test der Hautfaltendicke
  • Blutuntersuchungen im Labor

 

Es gibt darüber hinaus eine Vielzahl an Erfassungsprozessen, durch welche man Mangelernährung feststellen kann. Wir wollen hier drei aus der Praxis in den Pflegeheimen nennen:

 

Das Mini Nutritional Assessment (MNA) misst Gewicht, Größe und Gewichtsverlust, erfasst die Nahrungsaufnahme (Anzahl der Mahlzeiten am Tag, Flüssigkeit und Selbstständigkeit beim Essen), prüft Lebensstil, Medikamente und Mobilität und die subjektiven Einschätzung der/des PatientIn, also die Selbstwahrnehmung der Gesundheit und des Ernährungszustandes. Insgesamt können durch diese Tests 30 Punkte erreicht werden. Zwischen 17 und 23,5 Punkten besteht ein Mangel Ernährungsrisiko und bei < 17 Punkten ist die/der jeweilige PatientIn mangelernährt Es ist vor allem für ältere Menschen und für die Identifikation von Risikopatienten, welche von Präventionsmaßnahmen profitieren würden, geeignet.

 

Das Mini Nutritional Assessment – Short Form (MNA-SF) enthält sechs Punkte, die aus dem vollständigen MNA abgeleitet wurden. Insgesamt gibt es 14 Punkte zu erreichen. Ein Wert unter 10 zeigt Mangelernährung, während 11 Punkte oder mehr für einen normalen Ernährungszustand stehen.

 

Diese Methode ist in nur drei Minuten durchführbar. Es ist vor allem für ältere Menschen geeignet, genau wie die obige Methode.

 

Mit Hilfe des Subjective Global Assessment (SGA) wird der Ernährungszustand bei stationären und ambulanten Patienten im Krankenhaus eingeschätzt. Der Fokus liegt auf dem Gewichtsverlust und der verminderten Nahrungszufuhr sowie auf dem Verlust von Fettgewebe und Muskelmasse. Im Rahmen einer Anamnese und klinischen Untersuchung wird die/der PatientIn beurteilt als 13 SGA A gleich gut ernährt, SGA B bedeutet mäßig mangelernährt, oder unter Verdacht, und SGA C, das heißt bereits schwer mangelernährt.

 

Es geht bei diesen und anderen Instrumenten um Gewicht und andere Körper Referenzwerte. All diese Messmethoden sind im Pflegealltag praktikabel. Schulungsbedarf besteht hingegen bei beispielsweise Untersuchungen des Oberarmumfanges, oder bei der Einschätzung der Ernährungssituation, die im Rahmen des oben beschriebenen SGA durchgeführt wird. Hier kann geschultes Personal helfen, diese Werte festzustellen.

 

Außerdem lassen sich aus einigen Instrumenten, wie beispielsweise aus dem am häufigsten empfohlenen MNA keine direkten Handlungsempfehlungen ableiten. Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) schlussfolgert daher, dass kein Instrument vorbehaltlos empfohlen werden kann. Der MNA wird unter den Erhebungsinstrumenten am häufigsten verwendet. In Pflegeheimen wurde er in Studien aus Finnland, Deutschland, Spanien, Schweden und Frankreich angewendet.

 

Älterer Mann genießt eine Weihnachtstorte

 

Was können wir konkret tun bei Mangelernährung ?

Wie eingangs bereits erwähnt, kann Hilfe für einen deutlich unterernährten Pflegefall bereits zu spät kommen. Vorbeugen ist daher unerlässlich. Die moderne Ernährungsmedizin bietet viele Lösungen, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Praktikable Maßnahmen für Pfleger und Pflegerinnen sind die folgenden:

 

  • Gewichtsüberwachung
  • flüssige Nahrungsergänzungsmittel (Sondennahrung) mit ausreichender medizinischer Kontrolle. Diese Form der Ernährung wird in der Fachsprache enterale Ernährung genannt
  • Einschalten einer Diätassistentin / eines Diätassistenten
  • Verabreichen energiereicher Zwischenmahlzeiten
  • Parenterale Ernährung: Dies ist Ernährung über periphervenöse oder zentralvenöse Zugänge
  • Orale Nahrungsergänzungsmittel
  • Trinklösungen
  • Kraftnahrung – Nahrung, die mit Proteinen und Energie angereichert wurde

 

In 44 % der Fälle werden laut der Studie von Schönherr Diätassistenten zu Rate gezogen. Dem folgen bei 40 % energie angereicherte Zwischenmahlzeiten (dabei 38, 5 % orale Nahrungsergänzung – also Flüssigkeitnahrung und Nahrungsergänzungsmittel)

 

und 27,5 % energie angereicherte Nahrung.

Glücklicher älterer Mann isst frischen Salat

 

Wer kann uns in Fragen der Ernährungsmedizin konkret helfen ?

Das österreichische akademische Institut für Ernährungsmedizin ist ein Zusammenschluss an Ärzten, die ein Diplom in Ernährungsmedizin haben und uns wissenschaftlich fundiert beraten können. Alleine in Österreich gibt es über 980 Ärztinnen und Ärzte, die dieses Diplom vorweisen können und uns in Ernährungsfragen qualifiziert Auskunft geben können.

 

Lächelnde Nora

 

Nora's Fazit:

(BMI) ein guter Indikator. Wir rechnen Gewicht dividiert durch Körpergröße. 

 

HIER ist ein Rechner dafür. Ist der Wert unter 20, wird eine Mangelernährung wahrscheinlich. So können wir unkompliziert feststellen, ob unsere Pflegebedürftigen und Angehörigen mangelernährt sind und uns gemeinsam mit einer Diätassistentin um diese kümmern.

 

Brauchst Du einen Pfleger / eine Pflegerin ? Suchst Du eine Stelle als Pfleger / Pflegerin? HIER bist Du richtig!

NORA