Zwischen Pflegekosten, Verantwortung und Gerechtigkeit: Wie viel kann der Staat leisten?
Die Pflege im Spannungsfeld von Sozialstaat und Eigenverantwortung
Der österreichische Sozialstaat gilt als eines der stabilsten sozialen Sicherungssysteme Europas. Millionen Menschen verlassen sich darauf: auf Pflegegeld, Unterstützung für Angehörige, Zuschüsse für Betreuung zu Hause oder das Recht auf medizinische Versorgung. Gerade in der Pflege ist dieses Netz lebenswichtig – für ältere Menschen, für chronisch Kranke und für all jene, die sich Tag für Tag um andere kümmern.
Doch im Jahr 2025 spüren wir immer deutlicher, wie sich die Balance verschiebt. Der demografische Wandel schreitet voran, immer mehr Menschen werden pflegebedürftig. Gleichzeitig stehen öffentliche Haushalte unter Druck – das berühmte „Nulldefizit“ wird zur politischen Leitlinie. Und mittendrin: Familien, die sich fragen, wie sie die Pflege ihrer Liebsten stemmen sollen. Pflegekräfte, die Verantwortung tragen – aber oft wenig Unterstützung spüren. Und junge Menschen, die sich fragen, ob der Sozialstaat auch für sie noch halten wird, was er verspricht.
In diesem Beitrag werfen wir einen ehrlichen Blick auf das, was heute Realität ist – und was morgen nötig sein wird. Wir zeigen, wie die Pflegefinanzierung in Österreich funktioniert, wo die Grenzen des Systems liegen, welche Reformideen diskutiert werden und wie wichtig es ist, dass wir nicht nur vom Staat erwarten, sondern auch selbst Verantwortung übernehmen – als Angehörige, als Bürger:innen, als Pflegeprofis. Denn Pflege betrifft uns alle. Und nur gemeinsam schaffen wir ein System, das auch in Zukunft trägt.
Der Sozialstaat in Aktion: Was tut Österreich und Deutschland für die Pflege?
Pflegegeld, Zuschüsse & rechtlicher Anspruch
Pflegebedürftigkeit betrifft viele Menschen in Österreich und Deutschland – direkt oder über ihre Angehörigen. Die finanzielle Unterstützung durch den Staat ist daher ein zentrales Element, um Familien zu entlasten und würdige Pflege möglich zu machen.
In Österreich bildet das Pflegegeld das Herzstück der staatlichen Pflegeförderung. Es wird unabhängig vom Einkommen oder Vermögen gewährt und dient der Deckung von pflegebedingtem Mehraufwand. Die Höhe richtet sich nach dem festgestellten Pflegebedarf, der im Rahmen eines ärztlichen Gutachtens beurteilt wird. Daraus ergibt sich die Einteilung in eine von sieben Pflegestufen.
Je höher die Pflegestufe, desto höher ist auch der monatliche Betrag. 2025 liegt die Spanne zwischen 200.08 Euro (Stufe 1) und 2156.6 Euro (Stufe 7) (Quelle:Höhe des Pflegegeldes).
Visualisierung der monatlichen Pflegegeldbeträge von Stufe 1 bis 7.
Zusätzlich zum Pflegegeld gibt es in Österreich folgende staatliche Unterstützungsangebote:
- Zuschüsse für die 24-Stunden-Betreuung: Wenn Pflegebedürftige zu Hause betreut werden, können Familien bei Einhaltung bestimmter Qualitäts- und Vertragskriterien finanzielle Unterstützung beantragen.
- Pflegekarenzgeld: Angehörige können eine berufliche Auszeit nehmen, um ihre Liebsten zu pflegen – bei finanzieller Absicherung durch das Pflegekarenzgeld.
- Pflegezeit mit Arbeitsplatzsicherung: Es besteht ein gesetzlich geregelter Anspruch auf Pflegekarenz oder Pflegeteilzeit mit Rückkehrrecht in den Job.
Trotzdem bleiben viele Fragen offen – besonders für pflegende Angehörige:
Was passiert, wenn das Pflegegeld die tatsächlichen Kosten nicht deckt? Wo finde ich eine verlässliche Betreuungsperson? Wer unterstützt mich organisatorisch und emotional?
Hier setzt noracares an – eine Plattform, die Familien unkompliziert mit geprüften Pflegekräften vernetzt. Ob stundenweise Hilfe oder umfassende Betreuung: Du findest dort nicht nur Pflegeunterstützung, sondern auch eine Community, die zuhört, berät und mitdenkt.
Pflege in Deutschland: Pflegegrade statt Pflegestufen
Auch in Deutschland gibt es ein differenziertes Pflegegeldsystem – allerdings auf Basis von fünf Pflegegraden, die im Rahmen einer Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD) vergeben werden. Diese spiegeln die Selbstständigkeit und den Unterstützungsbedarf wider.
Das Pflegegeld für häusliche Pflege durch Angehörige oder Bekannte reicht von 125 Euro (Pflegegrad 1) bis 990 Euro (Pflegegrad 5) monatlich (Stand 2025, Quelle:Pflegegeld | BMG).
Visualisierung der monatlichen Pflegegeldbeträge von Pflegegrad 1 bis 5.
Österreich & Deutschland im Vergleich: Zwei Systeme, ein Ziel
Beide Länder setzen auf das Prinzip: Wer Pflege braucht, soll Unterstützung erhalten – unabhängig vom sozialen Status. Dennoch zeigen sich Unterschiede in Systematik, Höhe und Zugangsvoraussetzungen. Während Österreich stärker auf Pflegestufen und umfassende Zusatzleistungen (z. B. Pflegekarenzgeld, Zuschüsse für 24h-Betreuung) setzt, ist in Deutschland die Rolle der Pflegekassen besonders zentral – auch bei der Organisation ambulanter und stationärer Pflege.
Was beiden gemeinsam ist: Ohne die Unterstützung pflegender Angehöriger wäre das System kaum tragfähig. Daher sind neue Modelle gefragt – und Plattformen wie noracares, die Menschen vernetzen, Transparenz schaffen und Pflege menschlicher machen.
Wenn Unterstützung nicht reicht: Was Familien wirklich brauchen
Doch wie viele Angehörige berichten, reichen diese staatlichen Pflegegeldbeträge oft nicht aus, um eine würdevolle und umfassende Betreuung zu Hause sicherzustellen. Besonders bei höheren Pflegestufen oder wenn ältere Menschen alleine leben, entsteht eine reale Versorgungslücke – zwischen dem, was notwendig wäre, und dem, was finanziell tragbar ist. Die Folge: physische und emotionale Überlastung der Angehörigen, die meist zusätzlich berufstätig sind oder eigene Kinder betreuen.
Was bedeutet das für Dich als Tochter, Sohn, Enkelkind – oder als Pflegekraft?
Hier greifen weitere Unterstützungsangebote – zumindest theoretisch:
- Zuschüsse zur 24-Stunden-Betreuung: Wenn eine Betreuungsperson in den Haushalt einzieht, können monatliche Zuschüsse beantragt werden – vorausgesetzt, bestimmte gesetzliche Qualitäts- und Vertragsbedingungen werden erfüllt.
- Pflegekarenzgeld: Wer seine Arbeitszeit reduziert oder für eine bestimmte Zeit ganz aussetzt, um zu pflegen, erhält bis zu sechs Monate lang finanzielle Unterstützung – eine Erleichterung, aber oft nicht genug für eine Familie mit laufenden Fixkosten.
- Pflegezeit mit Arbeitsplatzsicherung: Gesetzlich verankert ist das Recht, in Pflegekarenz oder Pflegeteilzeit zu gehen – mit Rückkehrrecht in den Beruf. Doch nicht jede:r traut sich, diesen Schritt tatsächlich zu gehen.
- Ersatzpflege: Wenn pflegende Angehörige krank werden oder eine Pause brauchen, kann eine Vertretung für bis zu vier Wochen jährlich übernommen werden – sofern sie rechtzeitig organisiert ist. Und dennoch: Die Realität vieler Familien sieht anders aus.
Fallbeispiel: „Ich will nicht, dass Mama ins Heim muss.“
Sabine, 42, lebt mit ihrer Familie im Umland von Graz. Ihre Mutter Anna ist 78 und seit einem Schlaganfall auf Pflege angewiesen. Der Pflegegrad wurde mit Stufe 5 eingestuft – das Pflegegeld beträgt knapp über 1.100 Euro im Monat. Damit deckt Sabine etwa die Hälfte der tatsächlichen Betreuungskosten, denn ihre Mutter braucht tagsüber Unterstützung und nachts eine Person, die erreichbar ist, falls etwas passiert.
Sabine reduziert ihre Arbeitsstunden, beantragt Pflegekarenz und organisiert eine 24h-Betreuung mit Hilfe eines Vermittlungsdienstes. Die Qualität passt – aber die finanzielle Belastung wächst Monat für Monat. Dazu kommt die emotionale Herausforderung: „Ich habe manchmal das Gefühl, alles wächst mir über den Kopf – Job, Kinder, Pflege und dann noch die Bürokratie“, erzählt sie.
Was Sabine wirklich gebraucht hätte? Jemanden, der ihr nicht nur finanzielle Infos gibt, sondern bei der Organisation hilft, den Überblick behält – und jemanden, mit dem sie offen über ihre Sorgen sprechen kann.
Genau hier kommt noracares ins Spiel.
noracares ist mehr als eine Plattform zur Vermittlung von Pflegekräften – wir sind ein Netzwerk, das Familien unterstützt, begleitet und entlastet. Ob Du eine kurzfristige Hilfe suchst oder eine langfristige Betreuungslösung – auf noracares.at findest Du geprüfte Betreuungspersonen, flexible Angebote und eine Community, die Dich versteht. Denn niemand sollte mit Pflege allein sein.
noracares bringt Unterstützung, wo sie gebraucht wird
Gerade hier ist es wichtig, eine verlässliche, bezahlbare und menschliche Lösung zu finden – und das bietet noracares. Unsere Plattform bringt Dich mit geprüften, erfahrenen Pflegekräften zusammen – direkt, ohne Agentur, aber mit Herz.
Egal ob Du Unterstützung für Deine Eltern suchst oder selbst als Pflegekraft arbeiten möchtest: noracares ist Deine Brücke zu einer Pflege mit Sinn und Vertrauen.
Zwischen Anspruch und Realität: Herausforderungen des Systems
Ein System am Limit
Die Pflege ist in Bewegung – doch nicht immer in die richtige Richtung. Während die Bevölkerung altert, wachsen die Herausforderungen schneller als die Lösungen. Laut Prognose von Statistik Austria (2024) wird im Jahr 2050 jede zehnte Person in Österreich über 80 Jahre alt sein. Die Pflegekosten steigen dabei kontinuierlich – allein 2023 um +7,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Tendenz: weiter steigend.
Gleichzeitig sinkt die Zahl der Menschen, die über Steuern und Sozialabgaben zur Finanzierung beitragen. Besonders betroffen: junge Generationen, deren Einkommen oft unsicher ist und die zunehmend auch ihre Eltern oder Großeltern mitbetreuen. Die Folge? Das finanzielle Gleichgewicht des Pflegesystems wankt.
Es braucht ein mutiges Umdenken – in der Politik, in den Familien, aber auch in unserer gesellschaftlichen Haltung zur Pflege.
Bürokratie und fehlende Transparenz
Viele Angehörige berichten von belastenden Erfahrungen mit dem Pflegegeldsystem: Formulare, die schwer verständlich sind. Fristen, die übersehen werden. Entscheidungen, die sich anfühlen wie ein Würfelspiel. Die Arbeiterkammer berichtet, dass Pflegegeldanfragen zu den häufigsten Beratungsanliegen gehören – oft verbunden mit Unsicherheit und Frustration (AK Pflegebericht 2023).
Gerade pflegende Angehörige, die ohnehin emotional und körperlich stark gefordert sind, brauchen keine Hürden – sondern klare Informationen und verlässliche Unterstützung.
Ungleichheit der Chancen
Was passiert, wenn das Pflegegeld nicht reicht – aber das Geld für private Zusatzleistungen fehlt? Die Antwort kennen viele: Man versucht irgendwie durchzukommen. Man verzichtet auf Urlaub, reduziert die Arbeitszeit, verkauft vielleicht sogar das Auto oder zieht in eine kleinere Wohnung.
Pflege darf aber keine Frage des Geldbeutels sein. Wird der Sozialstaat zurückgefahren, ohne Alternativen zu schaffen, droht eine Verschärfung sozialer Ungleichheiten. Besonders Menschen mit niedrigem Einkommen oder Alleinerziehende stehen dann vor unlösbaren Entscheidungen.
Staat, Gesellschaft und Du: Wer trägt Verantwortung?
Der Staat – tragende Säule oder Krisenverwalter?
Das österreichische Pflegesystem wird über zwei Hauptsäulen finanziert:
- Sozialversicherungsbeiträge der Erwerbstätigen
- Allgemeine Steuereinnahmen
Doch mit dem Ziel eines Nulldefizits ab 2026 stehen diese Einnahmen auf dem Prüfstand. Die Politik schwankt zwischen Sparzwang und Versorgungsauftrag. Laut einer aktuellen WIFO-Studie (2024) verfügen rund 60 % der Pflegegeldbezieher:innen über ein Einkommen unter dem nationalen Durchschnitt. Einsparungen treffen also besonders verletzliche Gruppen – Menschen, die ohnehin kaum eine Stimme haben.
Gleichzeitig wird über neue Wege diskutiert: steuerliche Pflegevorsorge, Pflegefonds, Pflegezeitkonten. Doch viele dieser Vorschläge bleiben in Konzeptpapieren stecken. Die Umsetzung braucht politischen Willen – und gesellschaftlichen Rückhalt.
Familien & Angehörige – das unsichtbare Rückgrat
Fast 80 % der Pflegebedürftigen in Österreich werden zu Hause betreut – von Partner:innen, Töchtern, Söhnen, Schwiegerkindern. Meist unbezahlt, oft ungewürdigt. Was nach Liebe klingt, ist in vielen Fällen ein Kraftakt zwischen Beruf, eigenen Kindern und Pflegeverantwortung. Burnout, Erschöpfung, Einsamkeit sind häufig die Folge.
Was Angehörige jetzt brauchen:
- Zeitgutschriften oder Pflegezeiten mit echter finanzieller Absicherung
- Psychosoziale Unterstützung, z. B. durch Beratung oder Peer-Gruppen
- Wertschätzung – durch Gesellschaft und Arbeitgeber gleichermaßen
Plattformen wie noracares sind hier ein Bindeglied: Sie helfen nicht nur bei der Suche nach verlässlicher Unterstützung, sondern geben Angehörigen auch das Gefühl, nicht allein zu sein.
Pflegeprofis – das Herz des Systems
Ohne Pflegekräfte kein funktionierendes System. Doch auch hier brennt es: Viele Fachkräfte verlassen den Beruf, weil sie sich ausgelaugt fühlen. Personalmangel, Schichtdienste, zu wenig Anerkennung – das bleibt nicht ohne Folgen.
Was gebraucht wird:
- Faire Bezahlung und verlässliche Arbeitszeiten
- Zugang zu Fortbildungen, etwa in Prävention, Demenz oder Digitalisierung
- Mehr Selbstbestimmung im Alltag – weniger Dokumentationsdruck, mehr Zeit für den Menschen
Bei noracares können Pflegekräfte gezielt Familien finden, die ihre Fähigkeiten wertschätzen. Ohne Vermittlungsagentur, ohne Umweg. Sondern direkt, menschlich, verbindlich.
Gemeinsam Verantwortung tragen – für eine Pflege mit Zukunft
Pflege ist mehr als ein finanzielles oder politisches Thema – sie ist eine menschliche Aufgabe. Und sie geht uns alle an: als Familie, als Pflegekraft, als Gesellschaft.
Ja, der Sozialstaat in Österreich und Deutschland bietet wichtige finanzielle Unterstützung. Doch wie viele Geschichten zeigen, reichen Pflegegeld, Zuschüsse und gesetzliche Ansprüche oft nicht aus, um echte Entlastung zu schaffen. Zu viele Angehörige stehen unter Druck. Zu viele Pflegekräfte fühlen sich alleingelassen.
Deshalb braucht es einen Perspektivwechsel: Weg vom Denken in Zuständigkeiten – hin zu einem Miteinander aus öffentlicher Unterstützung, privater Verantwortung und professioneller Begleitung. Der Staat darf nicht allein gelassen werden, aber auch die Familien dürfen nicht allein gelassen werden.
Plattformen wie noracares bauen genau hier Brücken: zwischen Menschen, die Hilfe brauchen, und jenen, die mit Herz, Kompetenz und Zeit helfen möchten. Damit Pflege wieder das wird, was sie sein soll – menschlich, verbindlich und würdevoll.
- Pflegegeld - Monatliche finanzielle Leistung zur Unterstützung pflegebedürftiger Personen – unabhängig von Einkommen oder Vermögen.
- Pflegestufen (Österreich) - Einteilung des Pflegebedarfs in sieben Stufen. Grundlage für die Höhe des Pflegegelds.
- Pflegegrade (Deutschland) - Einteilung des Unterstützungsbedarfs in fünf Grade. Dient als Grundlage für Leistungen der Pflegekassen.
- Pflegekarenz / Pflegezeit - Möglichkeit für Angehörige, beruflich kürzerzutreten oder eine Auszeit zu nehmen, um Pflege zu leisten – mit gesetzlicher Absicherung.
- 24-Stunden-Betreuung - Modell, bei dem eine Betreuungsperson im Haushalt der pflegebedürftigen Person wohnt und umfassende Unterstützung leistet.
- Ersatzpflege - Vertretung der pflegenden Angehörigen – z. B. bei Krankheit, Erschöpfung oder Urlaub – für bis zu vier Wochen pro Jahr.
- Nulldefizit - Haushaltsziel, bei dem der Staat keine neuen Schulden macht. Steht oft im Spannungsfeld mit steigenden Sozialausgaben.
- Solidaritätsprinzip - Grundidee des Sozialstaates: Alle tragen entsprechend ihrer Möglichkeiten zur Finanzierung bei, um bedarfsgerechte Unterstützung zu ermöglichen.